Schulunterricht und Blockchain. Wenn Vertrauen menschlich bleibt.

Die Blockchaintechnologie wird das Leben der Menschen in den nächsten Jahren in vielen Lebensbereichen verändern. Wird auch der Schulunterricht von dieser Revolution profitieren können? Wohl kaum, denn Vertrauen sollte in einer nicht nur auf Lerninhalte fokussierten Bildung menschlich bleiben und nicht durch Technologie ersetzt werden.

Spätestens seit dem Megatrend DEFI (Decentralized Finance) ist klar, dass die Technologie Blockchain nicht bloss als Spielwiese für Computernerds angesehen werden kann, sondern sie tatsächlich das Potential hat in Zukunft verschiedene Bereiche des alltäglichen Lebens zu verändern. So schossen in den letzten Jahren Fintech-Startups wie Pilze aus dem Boden. Viele von ihnen mit dem Ziel, eine etablierte Dienstleistung des täglichen (Berufs-) Lebens mit Hilfe von Blockchain zu revolutionieren. Doch in einem bestimmten Bereich schien das Interesse nach Innovation bislang gering: in der Bildung, konkret: dem Schulunterricht.

Wo bleibt die Innovation?

Man könnte meinen, dass die Bildung als einer der Grundpfeiler unserer entwickelten Gesellschaft, mit enormer weltweiter Reichweite und besten Zukunftsaussichten, durchaus attraktiv für Entwickler von Blockchain-Dienstleistungen sein könnte. Doch scheint es, als ob sich die Innovation eher auf die Verwaltung und den Betrieb der Institutionen an sich und weniger auf die Kernaufgabe der Bildung – den Unterricht – fokussieren. Es lassen sich bereits zahlreiche Blockchainlösungen für die Verwaltung einer Institution auf dem Markt finden oder es werden Hochschulabschlüsse als digitale Zertifikate angeboten, was in naher Zukunft wohl zu einem internationalen Standard werden wird. Doch wo bleibt die Disruption des Klassenunterrichts und des Lernens? Diese Frage lässt sich relativ unspektakulär mit dem Wesen der Blockchain selbst beantworten.

Wenn Vertrauen bereits besteht

Eines der grossen Versprechen der Blockchaintechnologie ist das vertrauenslose Vertrauen, welches einem erlaubt, den Ergebnissen eines Systems zu vertrauen, ohne irgendeinem Akteur / irgendeiner Akteurin darin vertrauen zu müssen. Dies klingt für viele Lebensbereiche sinnvoll und bietet z.B. im Zahlungsverkehr einen klaren Mehrwert. Als Lehrperson sucht man hingegen vergeblich nach Einsatzmöglichkeiten im Unterricht, wo sowohl digital gearbeitet wird als auch ein dringliches Bedürfnis nach absoluter Kontrolle bestehen soll. Im Unterricht erhobene Daten, wie Prüfungen, Fragebögen, Anmeldungen für Reisen etc. benötigen keine Speicherung auf einer unveränderbaren Blockchain. Dafür eigenen sich auch heute schon verfügbare sichere Speichermöglichkeiten und Datenbanken. Ebenso verhält es sich mit unterstützenden digitalen Lernprogrammen, welche beispielsweise Fortschritte, Abgabedaten und Nutzerverhalten der/des Studierenden innerhalb einer Software verfolgen und diese Informationen der Lehrperson zur Verfügung stellen. Das Bedürfnis nach einer Unveränderbarkeit und Nachvollziehbarkeit von Daten – zumindest bis Ende der gymnasialen Ausbildung – scheint schlichtweg nicht vorhanden zu sein.

Vertrauen als Basis zwischenmenschlicher Beziehungen

Der Nutzen der Blockchain Technologie wird sich daher in den nächsten Jahren im Bildungsbereich wohl speziell im Betrieb und Unterhalt einer Schule bemerkbar machen. Auf den eigentlichen Unterricht bezogen, stellt sich aber die Frage, wie sehr die schulische Bildung eines jungen Menschen wirklich kontrolliert und zurückverfolgt werden soll. Der Aufbau von Vertrauen, sei es zwischen Eltern und Kind, im Freundeskreis oder zwischen Lehrperson und Studierenden gehört zur natürlichen Entwicklung einer gesunden Psyche. Dieses Vertrauen sollte zum Wohle einer gesunden Gesellschaft auch weiterhin auf Basis zwischenmenschlicher Beziehungen und nicht einer dazwischengeschalteten Technologie zustande kommen.

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Martin Wildhaber

Martin Wildhaber ist Organisationsberater bei KRAFTPOL, Pädagoge & Musiker und bloggt aus dem Unterricht des CAS Blockchain der HSLU.

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