Wie man die Abhängigkeit zu den Cloud-Hyperscaler durch die Blockchain lösen kann

Die Informatik-Dienstleistungserbringung entwickelt sich von der internen Informatikabteilung zum IT-Outsourcing und nun Richtung Public Cloud. Die Cloud mit den 3 grossen Hyperscalern (Microsoft, Amazon und Google) ist in der Realität angekommen und nicht mehr wegzudenken. Diese macht uns aber abhängig, doch mit der Blockchain-Technologie ist eine Lösung in Sicht.

Das Cloud-Zeitalter ist angebrochen und das klassische Outsourcing gehört der Vergangenheit an. Doch etwas hat sich in den letzten 30 Jahren nicht verändert: Die Dominanz der grossen Technologie-Konzerne. Aktuell kommt man an den grossen drei Cloud-Hyperscaler (Microsoft, Amazon und Google) nicht vorbei. Zwar sind vermehrt Open-Source-Services wie Linux-Betriebssysteme, Docker-Container und Kubernetes im Einsatz, aber auch diese werden schlussendlich über die Plattformen der Cloud-Hyperscaler vertrieben. Daher haben die Hyperscaler eine grosse Marktmacht, welche sich auf die Preise, die Souveränität (Vendor-Lock-in), die Flexibilität sowie die Verwundbarkeit (alles bei einem Hyperscaler) auswirkt.

Cloud-Dienstleistungs Geschäftsmodell für B2B-Kundschaft
Cloud-Dienstleistungs Geschäftsmodell für B2B-Kundschaft (Markus Roggli)

Ist es nicht wünschenswert, wenn man die Kompetenz für die zentralen Informatik-Systeme analog dem Internet über das TCP/IP Protokoll in ein dezentrales Blockchain Protokoll überführen könnte, das keine Abhängigkeiten zu einem Hyperscaler hat? Die Blockchain-Technologie ist eine gute Lösung für jegliche Art eines digitalen Assets/Service, in dem mehrere Beteiligte, die sich nicht gegenseitig vertrauen, miteinander arbeiten wollen. Hier einige Anwendungsfälle:

Anwendungsfall Storage:

Der Blockchain-Storage kann dezentralisiert, encrypted über die ganze Welt verteilt zur Verfügung gestellt werden. Die Technologie ist noch jung, das erste Protokoll ist IPFS (InterPlanetary File System) vom Jahr 2015. Als Vergleich gibt es AWS (Amazone Web Services) seit 2006. Beim Blockchain-Storage stellen Teilnehmer ungenutzte Speicherkapazitäten für ein Entgelt/Coin zur Verfügung. Dabei wird sichergestellt, dass die Daten über die ganze Welt verteilt redundant gespeichert werden. Auch gegen die in letzter Zeit vermehrt auftretenden Ransomware-Attacken ist ein Blockchain-Storage gut gerüstet. Grössere Vertreter in diesem Umfeld sind Filecoin, Sia Blockchain, BitTorrent und Arweave.

Anwendungsfall Identity:

Ein weiterer wichtiger Anwendungsfall, der von den Hyperscalern zur Verfügung gestellt wird, ist die digitale Identität (Google Identity, Azure Active Directory, AWS Identity). Die meisten Unternehmen – wie auch private User – nutzen diese Dienste und sind somit von den Hyperscaler abhängig. Stellen Sie sich vor plötzlich nicht mehr auf Ihren PC zugreifen zu können, da ein Identity Provider gehackt und ihre «Identität» gestohlen wurde. Auch diese Thematik steht daher im Fokus der Blockchain-Technologie, und es werden bereits diverse Projekte in Richtung solcher Blockchain-Services (Self Sovereign Identity) entwickelt.

Anwendungsfall Compute:

Der Bereich Compute (Rechenleistung) wird bereits mit Ethereum über Smart Contracts adressiert. Dezentrale Applikation (DApp) können darauf erstellt werden, komplizierte Applikationen sind aber sehr langsam und somit keine Konkurrenz zu den aktuellen Systemen.

Eine alternative ist der Internet-Computer. Die Idee dahinter ist, dass es keine klassischen Informatik-Produkte wie Identity-Management, Storage-Management, Compute, Netzwerk-Services, etc. mehr braucht, sondern dass der Software-Code und die Berechtigungen in sogenannten Canisters auf dem ICP-Protokoll laufen. Es gibt auch bereits erste DApp’s welche auf diesem Protokoll laufen. Ob es sich allerdings in der breiten Öffentlichkeit bewährt, muss sich erst noch zeigen.

Damit sich die Blockchain-Technologien durchsetzen kann, müssen noch diverse Fragen geklärt werden. Ein zentraler Punkt ist z.B.: Auf wen kann man bei einem dezentralen System bei möglichen Problemen zugehen? Bei den Hyperscalern kann man in solchen Fällen auf einen professionellen Support zugreifen und es gibt garantierte Service Levels. Bei einem dezentralen System gibt es zwar eine Community, aber es gibt keinen garantierten Support. Das wäre eine interessante Nische für einen Service-Provider, welcher entsprechenden Betriebs-Support zur Verfügung stellen kann. Denn obwohl man eine Unabhängigkeit zu den Technologie-Konzernen wünscht, will man nicht die Katze im Sack kaufen.

Mögliches Dienstleistungs-Ecosystem mit Beispiel-Blockchains für B2B-Kundschaft
Mögliches Dienstleistungs-Ecosystem mit Beispiel-Blockchains für B2B-Kundschaft (Markus Roggli)

Dass es aber sehr interessante Business Strategien gibt, ist unbestritten und man sollte die Möglichkeiten dieser Technologie auf jeden Fall nicht unterschätzen, sondern fördern.

Beitrag teilen

Markus Roggli

Markus Roggli ist Product Manager für Cloud Services bei der Aveniq AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Blockchain.

Alle Beiträge ansehen von Markus Roggli →

Schreibe einen Kommentar