Spannungsfeld zwischen Patientenwohl und Digitalisierung im Spital

Führt die Digitalisierung im Spital nicht automatisch zu einer Verbesserung und Erhöhung des Patientenwohls? Wie gelingt der Spagat in diesem Spannungsfeld zwischen der IT und dem Business?

Die Digitalisierung findet statt. Das Thema ist nicht mehr wegzudenken und Unternehmen investieren in die Digitalisierung. Auch im Gesundheitswesen, im Spital, findet die Digitalisierung statt. Das Arbeiten ohne Computer und Applikationen ist nicht mehr vorstellbar. Ob in administrativen Bereichen oder in medizinischen Bereichen, der Computer, das Tablet ist nie weit entfernt. Die Vernetzung der Systeme nimmt rasant zu. Wo möglich müssen sich Medienbrüche eliminieren und automatisieren lassen. Informationen im Spital müssen jederzeit, am richtigen Ort einsehbar sein, um eine Behandlung optimal zu unterstützen. Dies führt zu einer Abhängigkeit der Informatikmittel und das Arbeiten ohne fällt plötzlich schwer und kann die Behandlungsqualität beeinflussen. Die Anforderungen an die Stabilität und Verfügbarkeit der IT-Services werden extrem hoch.

Herausforderungen an eine IT-Organisation

Eine Informatik stellt durch Architektur-Prinzipien, Security Vorgaben etc. viele Voraussetzungen an IT-Services. Standardisierungen, Lieferanten-Strategien, Sourcing-Konzepte etc. schränken mögliche Lösungen ein oder schliessen sie sogar aus. Wie wird nun eine medizinische Software-Lösung umgesetzt, welche dem Patienten aus medizinischer Sicht einen absoluten Mehrwert bieten soll, aber aus Sicht der Informatik entweder die Anforderungen nicht erfüllt oder den Reifegrad der Digitalisierung nicht erfüllt? Soll diese nun abgelehnt werden im Sinne der Einhaltung der Standards, aber schlussendlich auf Kosten des Patientenwohls?

Unzählige Medizinproduktehersteller entwickeln hervorragende Medizinprodukte, vernachlässigen aber die Möglichkeit die Produkte adäquat in eine moderne IT-Landschaft zu integrieren. Fehlende Interoperabilität, sprich Einbindung über standardisierte Schnittstellen an die vorhandenen IT-Systeme, verunmöglichen die Digitalisierung im Spital. Patientenstammdaten müssen von Hand eingegeben werden und maximal lässt sich ein PDF exportieren mit den Untersuchungsergebnissen.

Herausforderung des Business

In Zeiten der Pandemie, wo die Arbeitsbelastung und Kapazität des Gesundheitswesens an seine Grenzen stösst, soll die Informatik nicht noch zusätzliche Belastung sein. Interne Prozesse wurden durch die Digitalisierung optimiert und frei gewordene Kapazitäten anderweitig eingesetzt. Stehen die IT-Services nicht in definierter Qualität zur Verfügung, führt dies automatisch zu einer zusätzlichen Herausforderung und schmälert generell deren Akzeptanz. Vieles wird heutzutage als selbstverständlich angesehen und das Business verlässt sich blindlings auf die IT-Services. Die IT ist aber kein Zaubertrickkasten, sondern muss möglichst frühzeitig in Businessvorhaben involviert werden, um optimale Lösungen zu finden.

Digitalisierung als Chance

Durch die Digitalisierung entstehen neue Möglichkeiten, sie bringt aber gleichwohl auch eine grosse Abhängigkeit. In diesem Spannungsfeld benötigt es eine IT-Organisation welche frühzeitig in die Bedürfnisse des Business involviert wird. Dies ist nur möglich, wenn die Informatik das entsprechende Vertrauen geniesst als Lösungsorientiert Partner aufzutreten und nicht als Verhinderer angesehen wird. Im IT-Business Alignment Prozess benötigt es entsprechende Rollen die als Bindeglied zwischen dem Business und der IT vermitteln. Die Kunst wird es nun sein, gemeinsam eine Lösung zu finden welche allen Anforderungen gerecht wird, die internen Abläufe vereinfacht und schlussendlich das Patientenwohl verbessert.

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Patrick Mazenauer

Patrick Mazenauer ist ICT-Business Analyst am Luzerner Kantonsspital und bloggt aus dem Unterricht des CAS IT-Management und Agile Transformation.

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