Planet 5.0 – Maschinen übernehmen die Macht

Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde und schürt Angst und Unbehagen. Oft wird sie mit bösartigen Maschinen in Verbindung gebracht, welche die Welt erobern und die Menschheit gar auszulöschen drohen. Sind wir in Gefahr? Nein, aber wir sollten uns rechtzeitig einige wichtige Gedanken machen. Dieser Blogbeitrag bringt das Thema KI ein wenig näher und soll unter anderem Ängste nehmen.

Ein Urknall, so habe ich es einst gelernt, schuf die Erde vor einigen Milliarden Jahren, Planet 1.0 ist geboren. Vor wenigen Millionen Jahren erst begann der Aufstieg des Menschen. Das Leben auf der Erde begann sich dramatisch zu verändern. Erst in den letzten Jahrzehnten schuf der Mensch die KI, Planet 4.0 ist geboren. Diese hievt uns in neue, ungeahnte Welten, um in naher Zukunft dem Planeten 5.0 gegenüberzustehen.

Maschinen übernehmen die Macht, unsere Existenz ist in Frage gestellt.

Intelligente, untereinander kommunizierende Maschinen beherrschen die Welt. Sie kennen weder Hunger noch Schlaf und einmal hergestellt, verbrauchen sie keine Ressourcen mehr. Sie entwickeln selbständig kognitive und emotionale Fähigkeiten. Maschinen haben Wünsche, entwickeln ein eigenes Bewusstsein und definieren Ziele.

Beängstigend? Ja. Wahrscheinlich? Eher nein; oder doch? So zumindest suggerieren es Filme wie Terminator (1984), A.I. – Künstliche Intelligenz (2001), I Robot (2004) oder auch Transformers (2007). Stehen uns solche Szenarien schon bald bevor? Was heisst künstliche Intelligenz und was stellt diese dar?

Künstliche Intelligenz ist nicht die Nachbildung menschlicher Intelligenz!

Für künstliche Intelligenz findet man verschiedene Definitionen, wobei die am häufigsten verwendete lautet: «KI ist der Überbegriff für Anwendungen, bei denen Maschinen menschenähnliche Intelligenzleistungen erbringen. Dazu gehört unter anderem das Machine Learning (ML), Deep Learning (DL) und NLP (verarbeiten natürlicher Sprachen).»

Der Duden definiert Intelligenz wie folgt: «Fähigkeit (des Menschen), abstrakt und vernünftig zu denken und daraus zweckvolles Handeln abzuleiten». Oder gemäss Planet-Wissen: «Die Fähigkeit, sich mit neuen Gegebenheiten zurechtzufinden und diese durch Denken zu lösen».

Was nun ist das Spezifische an künstlicher Intelligenz? Prof. Dr. Jana Koehler (Dozentin an der Hochschule Luzern & Chair of Artificial Intelligence / Saarland University) unterscheidet in der KI-Forschung zwei grundlegende Herangehensweisen: Das ingenieurwissenschaftliche Herangehen, bei dem es darum geht, den Computer mit einer Fähigkeit auszustatten, die bisher nur Menschen vorbehalten waren. Dabei kommt es nicht darauf an, wie der Computer diese Fähigkeit erzielt. So spielen heutzutage Computer Spiele wie z.B. Schach, Go oder Poker, tun dies aber ganz anders als der Mensch. Beim kognitionswissenschaftlichen Herangehen steht die Nachbildung menschlicher Problemlöse-Strategie im Computer im Mittelpunkt. Ein solcher Computer würde also genau wie ein Mensch Schach oder Poker spielen, mit allen Vorteilen und Nachteilen. Beiden gemeinsam ist aber die Zielsetzung von KI-Systemen, den Menschen bei der täglichen Arbeit effizient zu unterstützen oder Leben zu schützen.

KI-Systeme können nicht mehr aufgehalten werden.

KI verdankt seinen Aufstieg vor allem der vierten industriellen Revolution und den zur Verfügung stehenden Daten, aber auch den Fortschritten in der Entwicklung der KI-spezifischen Algorithmen. Weltweit produziert jeder Mensch pro Sekunde 1.7 MB Daten, sprich ca. 150 GB pro Tag (Quelle: findstack.com, 12.2021). Erst diese Datenvolumen verbunden mit den technologischen Fortschritten ermöglicht all die neuen und disruptiven Produkte und Business Innovationen. Erfolgreiche KI-Systeme beruhen darauf, dass Daten nicht isoliert betrachtet, sondern über globale Eco-Systeme verteilt und ausgetauscht werden. Zudem befeuert jeder einzelne von uns die KI-Systeme täglich mit neuen Daten, wissentlich oder nicht (siehe auch mein Blog über Streaming-Dienste, 03.2021).

Wie jede Medaille hat auch KI ihre Kehrseite. Man denke etwa an Internetkriminalität, Datendiebstahl und Erpressung, militärischen Einsatz oder auch die Überwachung und Kontrolle durch einen Staat. Auch die Frage nach allfälligen Arbeitsplatzverlusten bewegt die Menschen. Macht KI uns diese streitig? Nun ja, dort wo automatisiert werden kann, bestimmt. KI bietet aber auch neue Chancen in neuen Tätigkeitsbereichen, die wiederum neue Arbeitsplätze und Berufsbilder schaffen.

KI-Systeme stellen die Menschheit vor grosse Herausforderungen.

Unabhängig aller Chancen und Gefahren sind wir sehr gut beraten, das Thema KI als globale gesellschaftliche Herausforderung anzunehmen, denn einheitliche Regulative und Normen fehlen noch bei weitem. Diskussionen über ethische und moralische Aspekte sind erst angelaufen. Grundsätzlich gilt hier die Frage: Darf der Mensch alles was er kann? Welche Funktionen und wie viele wollen wir auf Maschinen übertragen? An welchen Stellen ziehen wir die Grenzen? Wäre es nicht erstrebenswert, die neuen Technologien der Informatik zuerst für die grundlegenden globalen Probleme einzusetzen wie die Klimaveränderung, Ressourcenknappheit, Umweltzerstörung oder den Erhalt der Artenvielfalt?

Im Laufe der Evolution wurden wir mit Intelligenz ausgestattet, mit der wir wahre Wunder vollbringen. Wir senden Maschinen in unendliche Weiten des Universums, um unsere Herkunft und Daseinsberechtigung zu erforschen und zu verstehen. Wir werden dem Planeten 5.0 wohl noch lange nicht begegnen. Und schon gar nicht werden Maschinen eines Tages vor unserem Planeten aufkreuzen und uns die Erde streitig machen. Ich mute es der Menschheit zu, dass die Vernunft obsiegt und wir neue Technologien nicht zur Selbstzerstörung einsetzten – so zumindest hat es die Vergangenheit immer wieder gezeigt.

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Marco Trepp

Marco Trepp bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation der Hochschule Luzern für Informatik. Die Welt der Daten und deren Transformation ist seine Leidenschaft. Marco Trepp ist Senior Consultant bei der Rubi Bahntechnik.

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