Wird Microsoft Mesh zukünftig Videokonferenzen ersetzen?

Bereits im kommenden Jahr soll eine Mixed-Reality-Funktion für Microsoft Teams verfügbar sein. Microsoft Mesh wird es Nutzern ermöglichen, personalisierte Avatare in digitalen Welten zu verwenden, um so Geschäftsbesprechungen lebendiger zu gestalten.

Seit der Pandemie ist klar: Das tägliche Arbeitsleben wird sich zukünftig vermehrt auf die digitale Ebene verschieben. Regelmässiges Homeoffice bestehend aus Videokonferenzen und kaum sozialer Interaktion kann jedoch keine langfristige Lösung sein. Mesh für Microsoft Teams soll die Zusammenarbeit wieder persönlich und unterhaltsam machen, ohne dabei die digitale Welt – das sogenannte Metaverse – zu verlassen.

Diese Ankündigung stellt die Weichen für einen komplett neuen Büroalltag. Mitarbeitende können nun in Form eines lebensechten 3D-Abbilds ihrer Person in rein virtuellen Büroräumlichkeiten kollaborieren. Somit werden keine Webcams mehr benötigt, um an Meetings teilzunehmen. Also nichts wie her mit den Pyjamas und weg mit den Gelfrisuren – von nun an sitzt das Outfit des Avatars zu jeder Tageszeit.

Was bedeutet eigentlich der Begriff Metaverse?

Kurz gesagt: Metaverse ist eine grenzenlose digitale 3D-Welt, auf die man so einfach zugreifen kann wie auf das Internet. Diese virtuelle Welt lebt von digitalen Repräsentationen von Menschen und Dingen, weshalb es möglich ist beispielsweise ein Konzert zu besuchen, Freunde zu treffen oder eine geschäftliche Besprechung zu halten.

Accenture setzt Microsoft Mesh bereits erfolgreich ein

Bereits vor der Pandemie baute einer der weltweit grössten Dienstleister im Bereich Unternehmens- und Strategieberatung einen virtuellen Campus auf, in welchem sich Mitarbeitende zu Präsentationen und Veranstaltungen treffen konnten. Kurz nach dem Ausbruch der Pandemie wurde jedoch der ultimative Anwendungsfall bekannt: Das Onboarding neuer Mitarbeitenden. Normalerweise findet jener Prozess physisch im Büro statt, um so die Kultur sowie auch die Angestellten von Accenture live und in Farbe kennenzulernen. Nun treffen sich neue Mitarbeitende in Teams, erhalten Anweisungen wie sie einen digitalen Avatar erstellen sowie Zugang zum One Accenture Park erhalten, einem gemeinsam virtuellen Raum wo das Onboarding stattfindet. Bereits Zehntausende sind diesen Prozess durchlaufen und haben die virtuellen Büro-Räumlichkeiten von Accenture erlebt. Es dauert ein paar Minuten bis man sich in den virtuellen Räumen zurechtfindet, meint Jason Warnke, Senior Managing Director bei Accenture. Doch anschliessend lassen tiefgründige Gespräche über Geschäft und Familie schon bald vergessen, dass man sich in einem VR-Raum befindet. „Für mich ist das der magischste Teil von dem, was wir hier tun“ meint Warnke.

Wie wird innerhalb von Microsoft Mesh kommuniziert?

Microsoft nutzt künstliche Intelligenz, um der menschlichen Stimme zuzuhören, damit anschliessend der Avatar entsprechend animiert werden kann. Derzeit kommunizieren Avatare nur über Dialogblasen miteinander. Der Technologiekonzern plant jedoch, den Avataren zukünftig körperliche Animationen zu verleihen, die für zusätzliche Ausdrucksstärke sorgen sollen. Dabei soll sich die User-Experience stetig weiterentwickeln, zumal die Sensortechnologie für alle Geräte verbessert wird, sei es von Smartphones bis hin zu Virtual-Reality-Headsets oder von Laptops mit einem einzigen Mikrofon bis zu einer HoloLens von Microsoft mit sechs Mikrofonen und 16 Kameras.

Ist dieses Thema nicht bereits alter Kaffee?

Seit Jahren werden uns beeindruckende Demos von Welten in Virtual Reality, Augmented Reality und neuerdings auch Mixed Reality präsentiert. Einige haben es nie auf den Markt geschafft, ein paar sind in den Entwicklungsstudios gelandet und verpufft, andere Unternehmen wie Google scheinen das Interesse verloren zu haben. Diejenige, welche schlussendlich übrig bleiben, haben meist schreckliche Verkaufszahlen für ihre Headsets zu verzeichnen. Die genannten Gründe für den Misserfolg sind Kosten, Komplexität, Verzögerungen, begrenzte Anwendungen und so weiter. Wenn jedoch eine Unternehmung die finanziellen sowie technischen Mittel hat, um sämtliche Herausforderungen zu meistern, dann ist es Microsoft. Es fragt sich einzig, ob der Ansturm auf die virtuelle Welt tatsächlich Realität wird, sobald die genannten Probleme beseitigt werden können. Gut möglich, dass sich viele Menschen in der aktuellen Arbeitswelt wohlfühlen und nicht eine erneute Veränderung anstreben, welche bereits durch die Pandemie hervorgerufen wurde.

 

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Luc Borer

Luc Borer ist Projektmanager bei der Mercer Schweiz und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Transformation.

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