Warum Silos in der Landwirtschaft gut sind – Nicht aber in der IT

Silos gehören in die Landwirtschaft, sollten aber in modernen IT-Organisationen der Vergangenheit angehören. Die Anforderung nach interdisziplinärer Zusammenarbeit erfordert neue Formen der Organisation und neue Fähigkeiten bei den Mitarbeitenden. Das hochgelobte Spezialistentum muss wieder mehr generalistisch werden und über den Tellerrand ausschauen können. 

Silos und deren Vorteile

In der Landwirtschaft wird Futter oftmals in Silos gelagert. Das Konzept des Silos ist simpel. Futtermittel wie beispielsweise Mais wird oben reingefüllt und bei Bedarf unten wieder entnommen. Das ermöglicht es grosse Mengen Futter auf verhältnismässig kleiner Fläche zu speichern. Der Nachteil eines solchen Silos ist jedoch, dass es keine Möglichkeit gibt, verschiedene Futtersorten im gleichen Silo zu lagern. Muss neben Mais auch Gerste gelagert werden, wird dafür ein weiterer Silo benötigt.

Genauso verhält es sich auch in IT-Abteilungen, welche in Silos organisiert sind. In jedem Silo findet sich nur eine Gattung Fachleute. Im Netzwerkteam befinden sich die Spezialisten und Spezialistinnen für das Netzwerk, im Storage Team die die Spezialisten und Spezialistinnen für Speichersysteme usw. Diese Organisationsform bot in der Vergangenheit einige Vorteile. Innerhalb eines Silos sprachen alle dieselbe Sprache, und waren mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Dies ermöglichte einen hohen Fokus und die Möglichkeit sich weiter zu spezialisieren. Die Mitarbeitenden waren somit die Besten ihres Faches.

Schaut man sich frühere IT-Umgebungen an, bot sich eine Silo-Organisation an. Die gesamte IT funktionierte in Technologien getrennt mit klaren Übergabepunkten und Demarkationslinien. IT-Security beispielsweise beschränkte sich mehr oder weniger auf die Firewall und hatte wenig Integration in andere Technologien.

IT-Umgebungen von heute

Nun, die IT hat sich mittlerweile stark verändert. Um gleich beim Beispiel IT-Security zu bleiben: Es reicht heute nicht mehr einfach eine Firewall zu betreiben. Es braucht daneben Endpunkt Sicherheit, Identitäts- und Zugriffsmanagement (IAM), Schwachstellen Management, Zentrales Monitoring, Threat Management usw.

Das bedeutet, dass Security nicht mehr eine einzelne Disziplin ist, sondern Bestandteil anderer Disziplinen (z.B. Server, Workplace, Netzwerk, Applikationen usw.) Es gibt somit eine Vielzahl von Übergabepunkten bei solch eng ineinander verzahnten Lösungen. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, müssen die bestehenden Silos aufgebrochen, und interdisziplinär zusammengearbeitet werden.

Die gelebte Kultur ist wichtiger als die Organisationsform

Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden und eine flexiblere Zusammenarbeit zu ermöglichen gibt es verschiedene Arten der Organisation. Das geht von agilen oder holokratischen bis hin zu klassischen Matrix Organisationen. Viel wichtiger als die gewählte Organisationsform ist die gelebte Kultur. Unternehmen müssen es schaffen die Mitarbeitenden unabhängig Ihrer Rolle über den Tellerrand hinausblicken und interdisziplinär in Produkt oder Projektteams zusammenarbeiten zu lassen. Dies erfordert ein Umdenken. Die Rolle des Managers welcher bis anhin als Bindeglied zwischen den Silos fungiert hat wird neu zur Rolle des Coaches, welcher die Zusammenarbeit der Mitarbeitenden fördert und fordert.

Neue Fähigkeiten – Vom I-Shaped zum T-Shaped Engineer

Neben dem Aufbrechen der Silos braucht es aber auch eine Veränderung der Fähigkeiten, über welche die Mitarbeitenden verfügen.

Wandel von I-Shape zu T-Shape Skills

In traditionellen Silo Modellen finden sich oft sogenannte I-Shaped Engineers. Deren Fähigkeiten gehen sehr tief, begrenzen sich aber oft auf eine Disziplin. Was es aber braucht, um den neuen Interdisziplinären Anforderungen gerecht zu werden sind sogenannte T-Shaped Engineers. Diese verfügen neben dem tiefen Expertenwissen in einem Bereich auch über ein sehr breites Generalisten-Wissen in den angrenzenden Bereichen. Durch diese Fähigkeiten können diese nun in interdisziplinären Teams besser zusammenarbeiten. Die gemeinsame Sprache ermöglicht mehr Austausch, engere Feedback Loops und dadurch eine effektivere Zielerreichung.

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Marc Zimmermann

Marc Zimmermann ist Head of Solution Account Management bei der Netcloud AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Chief Digital Officer. Er berät seit vielen Jahren Kunden zur Nutzung von Cloud und den Auswirkungen von Technologie auf die IT-Organisation

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