Sind Wearables schon eHealth?

eHealth ist ein aktuelles Buzzword mit eher ungenauer Definition. Wearables, also tragbare Geräte wie Smartwatches, sind hingegen vielen Leuten bereits ein Begriff. Dieser Beitrag zeigt Unterschiede und Zusammenhänge sowie den möglichen Nutzen für den Einzelnen.

Beim Skilanglauf erfreue ich mich nicht nur an der frischen Luft und an verschneiten Bergtälern sondern auch daran meine sportliche Aktivität mit meiner Smartwatch zu messen und mit den gewonnen Daten zu spielen. Neben dem Kalorienverbrauch kann ich den Verlauf meiner Herzfrequenz verfolgen, meine Geschwindigkeit auf einzelnen Streckenabschnitten und den Trainingsfortschritt insgesamt analysieren und meine Ergebnisse mit anderen LangläuferInnen vergleichen.

Ist das jetzt schon eHealth?

Dieses Sammeln von Aktivitätsdaten hilft mir meine körperliche Fitness zu messen und ermöglicht ein gezielteres Training. Neben dem Vergleich mit anderen kann ich auch meine Krankenkasse über meine Gesundheitsanstrengungen informieren und dadurch sogar allfällige Prämienvergünstigungen erreichen, aber insgesamt bleiben die Daten isoliert auf meinen privaten Geräten ohne weitere Verwendung zurück.

eHealth als Vernetzung der Gesundheitsbranche

Der Sammelbegriff eHealth umfasst verschiedene Ansätze und Anwendungen im Spannungsfeld von Medizin und Internet. Einer der Ansätze ist die Vernetzung der Akteure der Gesundheitsversorgung – das schliesst die Patienten mit ein – zum Austausch von Informationen. Eine konkrete Anwendung dafür ist das elektronische Patientendossier (EPD). Hiermit ist es mir möglich meine medizinischen Dokumente zentral und strukturiert zu sammeln und im Bedarfsfall Gesundheitsfachpersonen und Kliniken den Zugriff darauf zu gewähren.  Dies gewährleistet – insbesondere bei einem Notfall – die Verfügbarkeit behandlungsrelevanter Unterlagen.
Nach und nach werden weitere Dienstleister – von Fitnesscentern bis zu Krankenkassen – daran teilnehmen und mir auch für meine Gesundheitsvorsorge massgeschneiderte Tipps und Angebote bereitstellen können.

Noch Löcher im Netz

Bei diesem Verständnis von eHealth würde ich also gerne meine gesammelten Fitnessdaten – auch werden Wearables zukünftig noch weitaus mehr gesundheitsrelevante Daten erkennen können – in diesem Netzwerk zu Verfügung stellen. Durch Big Data Analysen und die Verwendung von künstlichen Intelligenzen könnte ich auf allfällig zu erwartende gesundheitliche Probleme aufmerksam gemacht werden oder auf mich abgestimmte Therapieansätze erhalten.

Leider ist das Netz hier noch recht löcherig. Eine Verknüpfung meiner Wearables mit dem EPD und die Nutzung meiner Daten in diesem Kontext ist bis auf weiteres kaum möglich. Für eine persönlich auf mich abgestimmte Medizin kann ich momentan persönlich noch nicht viel beitragen. Zumindest auf diesem „eHealth“-Weg.

 Raum für neue Anwendungen

Es ist also noch viel Platz für neue Anwendungen.
Zeit sich ein paar Gedanken über datengetriebene Geschäftsmodelle, moderne Software-Architekturen,  IoT-Sensorik, Technologiebewertung aber auch über Cybersecurity, Risiken und Datenschutz zu machen.
Vielleicht kommt mir ja bereits bei der nächsten Runde Langlauf eine gute Idee dazu.

 

Links:
patientendossier.ch
e-health-suisse.ch

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Harald Zimmermann

Harald Zimmermann ist als Teamleiter bei der Hirslanden Privatklinikgruppe AG täglich mit dem Management klinischer Informationen beschäftigt und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Architect. In seiner Freizeit geht er gerne Langlaufen.

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