Der Verkehrspuls der Stadt Zürich hat sich merklich beruhigt

Durch die Verhängung der Bundesratsmassnahmen am 16.03.2020 hat sich auch der individualisierte motorisierte Verkehr im Zentrum Zürichs merklich reduziert. Dieses belegen eindeutig die Zahlen der Verkehrsmessung.

Der Lockdown

Auch die Schweiz wurde durch die Verbreitung des Covid-19 (weiter als Coronavirus benannt) Virus merklich getroffen. Um die weitere Verbreitung des Coronavirus in der Schweizer Population zu verlangsamen, hat der Bundesrat am 16.03.2020 die ausserordentliche Lage erklärt und weitgreifende Massnahmen entschieden (weiter im Text als Lockdown bezeichnet) [Link]. Die Massnahmen beinhalten unter anderem:

    1. Schliessung der meisten Geschäfte und der personenbezogenen Dienstleistungsbetriebe
    2. Schliessung von Restaurants, Bars und aller kultureller Institutionen

Das öffentliche Leben wurde somit stark eingeschränkt. Ich habe mich gefragt, wie sich die Einschränkungen im öffentlichen und wirtschaftlichen Leben auf den Verkehr ausgewirkt haben und ob die Verlagerung vom ÖV ins Auto zu einem gleichgrossen Verkehr in Zürich wie vor dem Lockdown geführt hat. Ich habe mich entschieden, eine Analyse der Veränderung der Verkehrsströme an zwei wichtigen Verkehrspunkten in Zürich durchzuführen und dazu diese zwei Verkehrspunkte ausgewählt:

    1. Rosengartenstrasse Kreuzung Nordstrasse Richtung Bucheggplatz (Messpunkt Z038): der Ort mit den meisten gezählte Durchfahrten (im Zeitraum Jan-Apr 2020)
    2. Uraniastrasse Kreuzung Bahnhofstrasse in Richtung Sihlporte (Messpunkt Z044): eine der Hauptzufahrten den Einkaufs-, Service und Arbeitsmöglichkeiten in der City

Die öffentlich zugängigen Daten der Stadt Zürich im Programm «Open Data» [Link] ermöglichen es, die Verkehrsflüsse an wichtigen Verkehrspunkten der Stadt Zürich zu analysieren. Den Datensatz habe ich auf den Zeitraum vom 03.02.2020 bis (und einschliesslich) 26.04.2020 festgelegt.

Und es wurde merklich weniger…

Am Folgetag nach der Ausrufung der ausserordentlichen Lage nahm der Verkehr an der Rosengarten-strassen direkt ab und dieser Trend hielt 3 Wochen an. Wenn ich die Zeiträume 03.02.2020 – 16.03.2020 und 17.03.2020 – 26.04.2020 gegenüberstelle, kann ich feststellen, dass die durchschnittliche Anzahl der gemessenen Fahrzeuge pro Tag um 29.6 % abgenommen hat.

Grafik 1: Verkehr an der Rosengartenstrasse
Grafik 1: Verkehr an der Rosengartenstrasse

Auch an der Uraniastrasse nahm der Verkehr stark ab. Wenn ich auch hier die Zeiträume 03.02.2020 – 16.03.2020 und 17.03.2020 – 26.04.2020 gegenüberstelle, sehe ich eine Abnahme von 49.3% bei der durchschnittliche Anzahl der gemessenen Fahrzeuge pro Tag. Diese relative höhere Verkehrsabnahme deutet stark darauf hin, dass dieses auf die Schliessung der Geschäfte und Dienstleister in der Innenstadt zurückzuführen ist. Was an der Verkehrsintensität der Uraniastrasse auffällig ist: an einem normalen Sonntag (wie der 01.03.2020) haben mehr Fahrzeuge die Uraniastrasse passiert als zu Werktagen in Zeiten des Lockdowns.

Grafik 2: Verkehr an der Uraniastrasse
Grafik 2: Verkehr an der Uraniastrasse

Gerne möchte ich noch einen näheren Blick auf die Uraniastrasse werfen. Die Grafik 3 zeigt, wie sich das durchschnittliche Verkehrsaufkommen an der Uraniastrasse über die Arbeitswoche verteilt. Egal ob vor oder im Lockdown gibt es immer zwei Stosszeiten. Jedoch haben sich diese je um eine Stunde vor oder zurück verschoben.

Am Freitag wird es besonders ruhig…

Überhaupt den grössten relativen Rückgang kann man am Freitag sehen. Dort ist die durchschnittliche Anzahl Fahrzeuge pro Stunde um 51% gesunken. Was am Freitag besonders auffällig ist: in der Zeit vor dem Lockdown gab es einen Verkehrszuwachs in der Zeit zwischen 21 Uhr und 23 Uhr. Dieser ist durch die Schliessung der Restaurants, Bars und Clubs vollkommen weggefallen.

Grafik 3: Verkehr an der Uraniastrasse pro Stunde
Grafik 3: Verkehr an der Uraniastrasse pro Stunde

Der Verkehr wird wieder zunehmen

Der Lockdown hat merklich zur Reduktion des Verkehrs in der Stadt Zürich geführt. Meiner Einschätzung nach wird der Verkehr nach der schrittweisen Lockerung der Massnahmen wieder zunehmen und für eine gewisse Zeit sogar höher als «normal» sein, da viele Leute den ÖV meiden und aufgeschobene Besorgungen in der Innenstadt jetzt erledigen werden. Ich bin gespannt, was die Verkehrsdaten zeigen werden.

Weiterführende Links zum Thema

  • Coronavirus: Bundesrat erklärt die «ausserordentliche Lage» und verschärft die Massnahmen; [Link]
  • Mobilitäts Report MOBIS-COVID19/01; [Link]

Quellen

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Martin Beneš

Martin Beneš ist Corporate Controller bei der Angst+Pfister AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Business Intelligence & Analytics.

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