Klassenzimmer «Wolke»: Wie ein indischer Bildungswissenschaftler dank der Cloud und dem «Lehrplan der grossen Fragen» das Konzept der Schule auf den Kopf stellen will.

Während in der Deutschschweiz mit dem Lehrplan 21 der zögerliche Versuch gestartet wurde, die Kinder fit für die digitalen Herausforderungen der Zukunft zu machen, setzt der indische Bildungswissenschaftler Sugata Mitra mit seinem Konzept des selbst-organisierenden Lernens auf das cloudbasierte-Klassenzimmer.

Seit dem Beschluss der Deutschschweizer Erziehungsdirektion im Herbst 2014 steht fest: Der Lehrplan 21 soll in den Kindergärten und Volksschulen der 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantone gestaffelt eingeführt werden. Mit dem Ziel die Schülerinnen und Schülern unteranderem fit für die digitale Zukunft zu machen, rüsten sich die betroffenen Institutionen für den Wechsel vom wissens- hin zum kompetenzorientierten Unterricht. Unter dem Schlagwort «Workplace as a Service» treibt der Kanton Zug beispielsweise die Miete von persönlichen Computern und Tablets für alle Schülerinnen und Schüler voran.

Doch reicht dieser pädagogische Ansatz, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden? Ist dies der richtige Weg, um die Kinder auf die zukünftigen Berufsbilder vorzubereiten?

«Die Schule, wie wir sie kennen, ist obsolet.»  Sugata Mitra

Der indische Bildungswissenschaftler und Informatiker Sugata Mitra, stellt dieses immer noch stark an die traditionelle viktorianische Schule angelehnte Konzept komplett in Frage. Mit seinem globalen Experiment «The School in the Cloud» will er die Schule, wie wir sie kennen, auf den Kopf stellen..

Mitra sieht in der Cloud die Lösung für die moderne Schule und modelliert mit ihr als Grundlage, das Lernen als ein selbst-organisierendes System (Self-organized learning environments, SOLE). Dabei setzt er auf:

Abbildung 1: Mitra’s Konzept basiert auf Breitband-Internet, Kollaboration, Ermutigung und Bewunderung

Durch diesen – angereichert mit Ermutigung und Bewunderung –  cloudbasierten Ansatz, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler die Materie vollkommen selbst beibringen sollen, wird dem Lehrplan sowie der Lehrperson eine komplett neue Aufgabe zugeschrieben.

«Es gibt nur eine Oma, die für Gesundheit und Sicherheit sorgt. Der Rest kommt aus der Cloud» Sugata Mitra

Der Lehrplan enthält dabei die grossen Fragen, welche es für die Menschheit und die Zukunft zu klären gibt. Die Lehrpersonen fungieren in der Rolle eines ermunternden Mentors, welche den Prozess des selbstorganisierenden Lernens, durch das aufwerfen dieser grossen Fragen, in Gang tritt. Mitra beschreibt diese Rolle der zukünftigen Lehrpersonen mit der «Grossmutter-Rolle».

Abbildung 2: Sugata Mitra stellt bei TED sein SOLE-Konzept vor und erntet dafür stehende Ovationen.

Bereits Mitra’s erstes Experiment unter dem Namen «Hole in the Wall» überzeugte viele Experten und Pädagogen. Mit seinem Ansatz schaffte er es, Kinder ohne schulische Bildung aus dem slumähnlichen, indischen Dorf Kallikuppam innerhalb von fünf Monaten in einem Teilgebeit der Biologie auf denselben Bildungsstand, wie eine Referenzgruppe einer reichen Privatschule in Neu-Dehli zu bringen.

«SOLEs sind der erste Schritt, um unsere Kinder auf eine Zukunft vorzubereiten, welche wir uns kaum ausmalen können.» Sugata Mitra

Basierend auf den Erfolgen wurden in der Zwischenzeit bereits eine Vielzahl von sogenannten «School in the Cloud» umgesetzt, welche global eine beachtliche Community besitzt. Microsoft und Pencil of Promise sind bereits als Partner eingestiegen. Die Schweiz bleibt aussen vor. Ob und in welcher Form dieses Konzept auch für Schweizer Schulen Anwendung findet, bleibt offen. Die Idee und die Ergebnisse des Klassenzimmers «Wolke» mit dem selbst-organisierenden Lernen und dem «Lehrplan der grossen Fragen» sind auf jeden Fall bestechend.

Quellen und weiterführende Links:

Beitrag teilen

Marc Zibung

Marc Zibung ist CEO bei der Base-Net IT Services AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Cloud and Platform Manager.

Alle Beiträge ansehen von Marc Zibung →