Führen Access-Zeitschriften ein Peer Review durch? Werden Open Access-Zeitschriften von Idealisten in ihrer Freizeit herausgegeben? Sind alle vom Verlag Elsevier herausgegebenen Publikationen qualitativ einwandfrei? Natürlich liegen die Dinge nicht so einfach: Open Access sagt zunächst einmal nichts über die Qualität einer Publikation aus. Genauso wie die Tatsache, dass Leser für eine Publikation bezahlen, noch nicht bedeutet, dass diese qualitativ hochwertig ist. «Open Access» oder «Closed Access» bezeichnet die Art des Zugangs sowie ein dahinter stehendes Geschäftsmodell: Im Open Access-Modell kommt nicht der Leser für die Kosten auf, sondern diese werden bei der Produktion eingezogen, sei es über die Autorinnen, Forschungsförderer, eine wissenschaftliche Gesellschaft oder Bibliotheken. Über Qualität sagen Zugang und Geschäftsmodell an sich aber nichts aus.
Es gibt gute und schlechte Open Access-Publikationen – und das trifft auch auf kostenpflichtige Journals und Bücher zu. Genau wie kostenpflichtige Zeitschriften werden Open Access-Zeitschriften sowohl von Verlagen als auch bisweilen von einzelnen Wissenschaftlerinnen herausgegeben. Auch bezüglich Qualität und Renommée gibt es weit mehr Gemeinsamkeiten zwischen „Open“ und „Closed“ als Unterschiede: So führen zahlreiche Open Access-Zeitschriften ein Peer Review-Verfahren durch wobei «Peer Review» ja sehr unterschiedliche Dinge bedeuten kann, sowohl im Open als auch im Closed Access! Ein Verzeichnis von Open Access-Zeitschriften, die ein Peer Review durchführen, bietet das Directory of Open Access Journals DOAJ.
Das Angebot ist in den einzelnen Disziplinen allerdings unterschiedlich: Während in gewissen Fächern die führenden Journals Open Access sind, ist die Auswahl in anderen Fachbereichen bis jetzt sehr klein. Immer mehr Open Access-Journals sind unterdessen aber in Fachdatenbanken wie dem Web of Science verzeichnet und haben einen Impact Factor (siehe Studie zu Open Access-Zeitschriften im STEM-Bereich). Die auch von der Schweiz geführten Verhandlungen mit den grossen Wissenschaftsverlagen zielen darauf ab, deren Angebot langfristig auf das Open Access-Model umzustellen. Sollte dies global gelingen – momentan ist allerdings noch alles offen – wird dies den Anteil an Open Access-Journals massiv erhöhen.
Falls keine geeignete Gold Open Access-Zeitschrift zur Verfügung steht, gibt es die Möglichkeit, einen „traditionell“ publizierten Artikel nachträglich über ein Repositorium wie LORY zugänglich zu machen. Fast alle grossen Wissenschaftsverlage erlauben diese nachträgliche Publikation auf einem Repositorium. Eine Übersicht über die Open Access-Policies der grossen Verlage bietet das Verzeichnis Sherpa/Romeo.
Und last but not least: Viele Forschungsförderer verlangen, Open Access zu publizieren – sei es direkt oder nachträglich. Gleichzeitig gibt es Kritik an gebräuchlichen quantitativen Qualitätsmessungsverfahren wie dem Impact Factor. Die „Declaration on Research Assessment DORA„, die alternative Qualitätskritereien vorschlägt, wurde auch von der Hochschule Luzern unterzeichnet. Es könnte daher durchaus sein, dass das Beharren auf „Closed Access“- Publikationsmodellen und Beurteilungsverfahren dem Renommee langfrisitig schadet.
Siehe zum Thema „Open Access und Qualität“ auch den Beitrag über „Predatory Publishers„.
Simone Rosenkranz