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Informationskompetenz – was verstehen wir darunter?

Das Herbstsemester steht vor der Tür und damit beginnen auch bald unsere Angebote für Studierende zum Thema Informationskompetenz (IK). Wir sind im Sommer nicht untätig gewesen und haben aufbauend auf den Erfahrungen der letzten Semester an der Weiterentwicklung unseres Angebots in Richtung Blended Learning gearbeitet. Dabei ist ein neues Konzept entstanden, in dem die Lernformen mehr zu unseren Inhalten passen. Für uns hat IK viel mit kritischem Denken gemeinsam, es geht darum, in einer immer komplexeren und ambivalenteren Welt (digitale) Informationen zu bewerten und sinnvoll nutzen zu können.  IK lässt sich daher kaum vermitteln, sondern allenfalls gemeinsam entwickeln; das braucht Zeit und die Möglichkeit sich auszutauschen und auszuprobieren – dazu laden wir Studierende in unseren Werkstätten ein.

Informationskompetenz und kritisches Denken?!
Was sind unsere Überlegungen hinter dem Konzept, konkret: Was verstehen wir in der Mediothek Soziale Arbeit unter Informationskompetenz und wie spiegelt sich das in unseren Angeboten wider? Für uns hat Informationskompetenz viel mit kritischem Denken gemein; es geht darum, Informationen zu finden und zu bewerten und zu nutzen. Damit knüpfen wir an die «Learning Outcomes für Informationskompetenz» der HSLU an, die 2011 verabschiedet wurden: Hier geht es nicht nur um das Auffinden von Informationen, sondern auch um Bewertung im jeweiligen Kontext. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung entwickelt sich auch IK weiter; 2018 hat die CILIP (Library und Information Association) eine neue Definition zu Informationskompetenz lanciert, der wir viel abgewinnen können:
“Information literacy is the ability to think critically and make balanced judgements about any information we find and use. It empowers us as citizens to develop informed views and to engage fully with society” (CILIP 2018). 
Spannend ist, dass sich IK laut der CILIP auf fünf verschiedene Bereiche (Alltag, gesellschaftspolitisches Engagement, Arbeit, Ausbildung und Gesundheit) erstreckt. Unser Fokus liegt auf dem Bereich des Studims und damit der Ausbildung, aber  laut CILIP gibt es eben gerade keinen substantiellen Unterschied zu IK in anderen Bereichen; z.B. auch nicht zur Praxis Sozialer Arbeit.

Informationskompetenz entwickeln – was heisst das?
IK meint im Kontext unserer Angebote, dass Studierende einen kritischen Umgang mit Informationen entwickeln, die sie im Rahmen des Studiums finden und nutzen. Sie reflektieren, welche Informationen und Arbeitsweisen zu ihnen und ihrem Thema passen und hinterfragen nicht nur mögliche Quellen, sondern auch die Suchprozesse selbst. Dabei gehen wir davon aus, dass jede/r diesbezüglich schon Techniken anwendet, also auf die ein oder andere Weise kompetent ist. Uns gehts es also weniger darum, „richtiges“ Recherchieren zu vermitteln, sondern darum, mit Ambivalenzen und Komplexität umzugehen. Informationskompetenz trägt dazu bei, sich in einer immer komplexeren, unsichereren, mehrdeutigen und flüchtigen Welt (der sg. VUCA-Welt) zurechtzufinden bzw. daran teilzuhaben. Insofern gibt es hier eine recht grosse Schnittmenge zwischen Informationkompetenz und digitaler Kompetenz/Web Literacy; dazu demnächst mehr in einem eigenen Beitrag…

Und wie wird man informationskompetent?
In unseren Onlinekursen (momentan gibt es zwei: Recherche für BA Soziale Arbeit und Bachelorkolloquium) geben wir den Studierenden die Möglichkeit, den eigenen Arbeitsprozess und Wissensstand zu reflektieren (etwa wo stehe ich ich Arbeitsprozess, welches Wissen brauche ich überhaupt für z.B. meine Bachelorarbeit…) und bieten Informationen zu Plattformen und Techniken, die den Einstieg in die Recherche zu ihrem Thema erleichtern können. Während sie im Onlinekurs also individuell an ihrem eigenen Wissen bzw. ihren Kompetenzen arbeiten, wollen wir mit unseren Werkstätten gezielt Räume schaffen, um gemeinsam mit anderen recherchieren zu üben und am eigenen Thema ein Stück weiterzukommen. Denn obwohl Digitalisierung individuelles, ortsunabhängiges Lernen ermöglicht, lernen (und arbeiten) viele Menschen gerne in Gemeinschaft; das zeigt sich etwa in der hohen Nachfrage nach Lernräumen in Bibliotheken oder auch Co-Working-Spaces (vgl. Muss-Meerholz 2018 oder auch einen früheren Blogbeitrag). Und wie auch in der Gestaltung der Mediothek wollen wir individuellen Bedürfnissen in unseren Werkstätten entgegenkommen: Während im Schulzimmer Gruppen- und Einzeltische (und hoffentlich auch andere Möbel) zum Austauschen, Fragen und gemeinsamen arbeiten zur Verfügung stehen, werden wir auch den Ruheraum in der Mediothek jenen zur Verfügung stellen, die stille Räume bevorzugen.

Unser Angebot ist eine Einladung an alle (Studierende, aber auch Dozierende sind herzlich eingeladen), sich gemeinsam mit Informationskompetenz und neuen Lernszenarien zu beschäftigen. Und wie immer betrachten wir auch dieses neue Konzept von Onlikekursen und Werkstätten als einen Prototyp. Wir hoffen, diese Angebote auch auf weitere Module und Zielgruppen ausweiten zu können. Feedback Mitdenken sind herzlich willkommen (Kommentarfunktion hier, per Mail oder direkt)

Wir sind gespannt!

annika.henrizi und ursula.baumann