Bestandesentwicklung in der Mediothek – partizipativ und transparent?

Nachdem wir uns letztes Jahr mit der Mediothek als Lernraum beschäftigt haben, steht dieses Jahr die Entwicklung bzw. Neuausrichtung unseres Bestandesprofils im Vordergrund. Im Sinne einer offenen Bibliothek (mehr zum Thema unter Open Libraries) möchten wir unser Vorhaben frühzeitig und möglichst transparent kommunizieren. So geben wir unseren Nutzenden, d.h. in erster Linie Studierenden, Dozierenden und Forschenden die Möglichkeit, sich zu informieren und zu partizipieren. Nutzende einzubinden beschränkt sich nämlich laut den Kriterien des Open Library Badges nicht auf einfache Umfragen, sondern hat eine intensivere Einbindung der Nutzenden mit entsprechender transparenter Kommunikation zum Ziel. Weitere Partizipationsmöglichkeiten sind bei uns bereits in Planung…

Warum ist eine Neuausrichtung des Bestandesprofils für die Mediothek überhaupt relevant?
Für uns hat das Vorhaben viel mit Lernraumentwicklung und Digitalisierung zu tun: Digitalisierung wird den Trend in Richtung selbstständiger Wissensaneignung weiter fördern; Lernen und Lehren geschieht schon jetzt und auch zukünftig immer mehr in virtuellen Räumen und ausserhalb der Hochschule. Obwohl individuelles Lernen überall möglich ist, lernen aber viele Menschen offensichtlich lieber in Gesellschaft, wie auch die steigende Nachfrage nach Co-Working-Spaces oder eben in Bibliotheken zeigen (vgl. Jöran Muuß-Meerholz). Uns als Mediothek stellt dieses Spannungsfeld vor Herausforderungen, denen wir durch die enge Verknüpfung von Lernraumentwicklung und Bestandesprofil begegnen. Dabei verstehen wir uns – basierend auf der Erklärung der HSLU-Bibliotheken – als kuratierter Wissensraum, in welchem materielle und virtuelle Sammlungen gepflegt und Übergänge dazwischen gestaltet werden. Einerseits gilt es, Literatur digital und möglichst offen zur Verfügung zu stellen, damit sie von unterschiedlichen Orten aus genutzt werden kann. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass Studierende bezüglich der Literatur (print oder digital) individuelle Bedürfnisse haben, die wir so weit wie möglich erfüllen wollen. Andererseits gewinnt die Mediothek als Lernraum an Bedeutung; wir wollen auch zukünftig im Sinne eins «Makerspaces» (Erklärung der HSLU-Bibliotheken) mehr Raum zum Lernen, Arbeiten, Co-Worken zur Verfügung stellen.

Konkret heisst das, das wir Literatur zunehmend digital zur Verfügung stellen und damit einen Trend aufnehmen, der sich in unserer Praxis schon seit einigen Jahren manifestiert hat, tatsächlich geben wir bereits jetzt 50% unseres Budgets für e-medien aus. So machen wir Informationen nicht nur von überall aus zugänglich, sondern schaffen auch mehr physischen Raum, den Studierende sich aneignen können. Den Bestand an Printmedien richten wir so aus, dass er zum Stöbern einlädt und «durch gezielte Auswahl Inspiration und Kreativität fördert» (Erklärung HSLU-Bibliotheken). Oder, wie es Friederike Mertel, Fachsstelle für öffentliche Bibliotheken in Freiburg, in einem Interview mit der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Lernorte formuliert:

«Ich habe die Bücher, ob ich sie nutz oder nicht, aber die geben schon mal eine Lernatmosphäre. Ich habe die Medien. Ich habe die Leute, die mich vielleicht inspirieren fleißig in ein Buch zu gucken. Ich habe vielleicht Menschen, die mich anleiten, die etwas vermitteln.«

…und Menschen mit denen ich mich austauschen oder kollaborativ arbeiten kann. So würde ich den Satz im Sinne unserer Lernraumentwicklung und dem Verständnis von Bibliothek als Maker Space ergänzen.

Und wie geht es los bzw. weiter?
Das Mediotheksteam hat Ende 2018 mehrere Szenarien für die Bestandesentwicklung der nächsten Jahre entworfen und sich schliesslich für ein Szenario im Sinne eines Prototyps (analog zum Lernraumprojekt 2018) entschieden. Bereits im Januar 2019 haben wir mit der Umstellung auf «mehr online» begonnen; im ersten Halbjahr 2019 streben wir insbesondere die Neuausrichtung der Bestandesgruppe A an und passen den Erwerb dementsprechend an. Im Sommer 2019 wird dann während der jährlichen Revisionsarbeiten grosszügiger ausgeschieden, so dass neue Lern- und Arbeitsplätze entstehen. Dabei gestalten wir die Umsetzung insgesamt recht pragmatisch, denn insbesondere beim Erwerb von ebooks sind wir von Verlagspolitiken abhängig; konkret ist nicht jedes ebook für uns als Bibliotheken erwerbbar. Unsere Funktion des Kuratierens und Auswählens beschränkt sich häufig darauf, vorgeschnürte Pakete zu kaufen, die nur teilweise zu unseren Bedürfnissen passen.

Was sind die Grundszüge des neuen Profils?
Gemäss dem jetzigen Stand unserer Überlegungen wäre der Bestand in drei Gruppen unterteilt:

Genaueres dazu demnächst… Wir freuen uns auf Eure Ideen und Kommentare: wie immer direkt in der Mediothek, per Mail oder auf dem padlet:

annika.henrizi