von Prof. Elke Brusa, Verantwortliche Ausbildungssupervision
An der diesjährigen Jahreskonferenz tauschten sich die rund 30 teilnehmenden Supervisor*innen dazu aus, wie im Rahmen der Ausbildungssupervision der Umgang der Studierenden mit Belastungen reflektiert und bearbeitet wird.
Die Ausbildungssupervision ist ein wichtiger Teil der Praxisausbildung und wird in der Regel von externen Supervisor*innen durchgeführt, welche ihrerseits durch das Ressort Praxisausbildung bzw. die Verantwortliche der Ausbildungssupervision unterstützt und begleitet werden. Neben dem fakultativen Austausch, der 4 x pro Jahr stattfindet und rege genutzt wird, treffen sich die Supervisor*innen 1 x pro Jahr zu einer obligatorischen Konferenz mit den Verantwortlichen des Ressorts Praxisausbildung und der Ausbildungssupervision und vertiefen ein ausgewähltes Thema. In den letzten Jahren ging es bei den Schwerpunktthemen um Fragestellungen wie bspw. «Wie kann die Ausbildungssupervision die Bildung eines professionellen Habitus bei den Studierenden unterstützen?» oder «Welche Möglichkeiten und Grenzen hat die Supervision im Distanzformat?»
In diesem Jahr befassten sich die Supervisor*innen mit dem folgendem Fragenkomplex:
- Inwiefern wird der Umgang mit Belastungen bzw. Selbstsorge in der Supervision thematisiert?
- Stellt ihr in den letzten Jahren Veränderungen bei den Supervisand*innen fest (Stichworte: Post Corona, Anforderungen im Studium, Arbeitsbedingungen in den Praxisorganisationen etc.)?
- Welche positiven Erfahrungen macht ihr mit welchen Tools, Methoden betr. der Bearbeitung von Aspekten rund um das Thema Selbstsorge und Umgang mit Belastungen?
In der Diskussion in Untergruppen stellten die Supervisor*innen fest, dass die Studierenden während des Studiums an der HSLU versuchen, (zu) Vieles unter einen Hut zu bringen: Kontakt- und Selbststudium, Praktikum, Nebenjobs, Pendelzeiten, Familie, ehrenamtliche und sportliche Aktivitäten etc.. Das passt gut zu dem, was derzeit in unserer Gesellschaft hoch im Kurs steht: Flexibilität, Agilität und hohe Leistungsbereitschaft.
Im Weiteren wiesen die Supervisor*innen darauf hin, dass sich die Arbeitsbedingungen in den Praxisorganisationen verändert haben und Praktikant*innen den Fachkräftemangel und die hohe Personalfluktuation zu spüren bekommen. Oft tragen sie in ihrer Rolle als Lernende zu viel Verantwortung, erhalten zu wenig Begleitung oder leisten zu lange Arbeitszeiten.
Die Supervisor*innen betonten auch, das betreffend der erlebten Belastung wichtige Einflussfaktoren bei den Studierenden selbst auszumachen sind: Viele stellen sehr grosse Anforderungen an sich, wollen möglichst schnell im Studium vorwärts kommen und haben hohe Ansprüche an den eigenen Erfolg. Vor allem jüngere Studierende können sich bzw. ihren Studiums- und Arbeitsalltag noch nicht so gut organisieren und Prioritäten setzen. Hinzu kommt, dass es Studierenden mit schwierigen Arbeitsbedingungen in der Praxisausbildung manchmal schwerfällt, diese zu thematisieren. Sie haben Angst, eine schlechte Bewertung zu erhalten oder gar den Praktikumsplatz zu verlieren.
Wie bearbeiten nun die Supervisor*innen das Thema « Umgang mit Belastungen – Selbstsorge» in der Supervision? Im Austausch wurde deutlich, dass die Supervisor*innen die Studierenden in den immer wieder anders und kreativ gestalteten Einstiegsrunden konsequent auffordern, ihre Befindlichkeit wahrzunehmen und zu auszudrücken. Darüber hinaus laden sie die Supervisand*innen ein, nicht nur ihre Anliegen hinsichtlich ihrer Arbeit mit Adressat*innen einzubringen, sondern auch sich selbst mit den wahrgenommen Belastungen zum Thema in der Supervision zu machen. Häufig werden bereits im Austausch mit den anderen Gruppenmitgliedern Strategien zur Selbstsorge entwickelt. Dann werden die Studierenden angeregt, zu überlegen, wo sie im Sinne von Selbstwirksamkeit selbst aktiv werden können und wo sie sie sich zusätzliche Unterstützung holen können. Die Supervisor*innen bieten auch Achtsamkeits- und Entspannungsübungen an und geben weiterführende Lektüre zum Thema Selbstsorge ab.
Der einstündige Austausch wurde als wertvoll und anregend erlebt und auch informell beim anschliessenden Apéro fortgesetzt. Und das Thema «Umgang mit Belastungen – Selbstsorge» wird bestimmt auch in einem der nächsten fakultativen Austauschtreffen wieder aufblitzen…
Als Verantwortliche für die Ausbildungssupervision an der HSLU SA bin ich dankbar dafür, wie engagiert und kompetent unsere Supervisor*innen dieses wichtige Thema im Rahmen der Ausbildungssupervision aufgreifen. Und wenn ich einen Wunsch frei hätte: ein Bachelormodul zum Thema «Selbstsorge»! Die Fähigkeit zur Selbstsorge ist zentral für Fachkräfte in der Sozialen Arbeit und der Aufbau dieser Kompetenz ist meines Erachtens noch zu wenig im Curriculum des Bachelorstudiums verankert.