Agilität klingt nach Freiheit, Flow und Flexibilität. Klingt super, bis du mitten in einem PI Planning sitzt, das eskaliert, weil niemand weiss, was das Ziel ist. In diesem Blog erzähle ich aus meiner Sicht als Produktmanager im SAFe-Umfeld, was Agilität wirklich bedeutet: Wo’s hakt, was hilft und warum ein wenig Chaos manchmal genau das ist, was wir brauchen.
Agil klingt gut, bis man’s ernst meint
Wenn man im Produktmanagement arbeitet, führt früher oder später kein Weg an Agilität vorbei. Das Thema ist allgegenwärtig, in Meetings, bei strategischen Entscheidungen, in der Teamorganisation. Und das ist meiner Meinung nach auch gut so.
Aber sobald man versucht, agile Prinzipien im Alltag wirklich umzusetzen, merkt man schnell: Es ist deutlich einfacher, über Agilität zu reden, als sie zu leben.
Ich arbeite heute in einem Unternehmen, welches nach SAFe organisiert ist, mit Agile Release Trains, PI Plannings, Kanban und allem, was dazugehört. Und trotzdem ist der Alltag oft geprägt davon, unter laufendem Betrieb zu agieren, umzuplanen, umsetzen und korrigieren gleichzeitig.
Nicht, weil das Framework nicht funktioniert, sondern weil Agilität auf Papier immer klarer aussieht als im echten Leben mit echten Menschen und echten Zielkonflikten.
Was ich gelernt habe: Tools sind nicht das Problem
Scrum, Kanban, SAFe, alles schön und gut. Aber ob du einen Sprint machst oder ein PI planst: Wenn das Mindset nicht stimmt, bringt dir keine Methode der Welt etwas.
Ich hab’s selbst erlebt: Features fein säuberlich priorisiert, Boards auf Hochglanz poliert und trotzdem stehen Teams da und fragen sich: „Wofür machen wir das eigentlich?“
Was wirklich zählt:
- Klarheit: Was ist unser Ziel? Was braucht der Kunde? Welches ist der Business Value für unsere Firma?
- Vertrauen: Können wir offen sprechen? Auch über Unsicherheit oder Fehlentscheidungen?
- Mut: Sind wir bereit, Dinge auszuprobieren, die auch schiefgehen könnten?
Dinge, die ich gern früher gewusst hätte
- Agile Meetings sind kein Selbstzweck. Wenn ihr euch nur trefft, um den Kalender zu füllen, dann lasst es. Es muss auch nicht jeder bei jedem Meeting dabei sein.
- „Inspect & Adapt“ ist nicht nur ein SAFe-Event, sondern eine Haltung. Fehler analysieren, offen ansprechen, besser machen. Immer wieder.
- Priorisierung ist brutal. Und notwendig. Wir können nicht alles gleichzeitig liefern. Das auszuhalten, ist Teil des Jobs.
- Nicht jeder liebt Veränderungen. Und das ist okay. Aber ohne Kommunikation holst du niemanden ab.
Agilität endet nicht beim Planen
Agil sein heisst auch: liefern können. Für mich gehört dazu, dass wir nicht nur planen und priorisieren, sondern auch zügig echten Nutzen ausrollen. Mit DevOps-Praktiken haben wir da gute Erfahrungen gemacht. Neue Features können wir fast in Echtzeit live bringen.
Das beschleunigt nicht nur die Entwicklung, sondern hilft uns auch, direktes Kundenfeedback zu nutzen – und bei Bedarf schnell nachzubessern. Agilität wird so greifbar, nicht nur in der Theorie, sondern beim Kunden.
Mein agiler Alltag
Agilität ist bei uns kein Ideal auf einem Poster, sondern tägliche Realität mit all ihren Ecken und Kanten. Als Produktmanager bin ich mittendrin: zwischen Erwartungen aus dem Business, Herausforderungen im Team und dem ständigen Spagat zwischen Planbarkeit und Flexibilität.
Manchmal läuft’s richtig rund, die Planung greift, das Team ist im Flow, Features liefern echten Mehrwert. Und dann gibt’s wieder Tage, an denen einfach nichts klickt, Prioritäten sich verschieben und Entscheidungen unter Druck getroffen werden müssen.
Gerade in solchen Momenten merke ich, wie wichtig Haltung ist. Nicht perfekt sein zu wollen, sondern lernbereit zu bleiben. Sich mit dem Team auf Augenhöhe auszutauschen. Und den Fokus nie zu verlieren: Was bringt dem Kunden wirklich Nutzen? Und mindestens genauso wichtig: Welchen konkreten Wert schaffen wir für unser Unternehmen? Denn nur wenn beides zusammenkommt, Kundennutzen und Business Impact, zahlt sich Agilität wirklich aus.
Für mich ist Agilität kein Zielzustand, sondern ein Arbeitsstil, der sich immer wieder neu anpassen darf. Und genau das macht es spannend.
Fazit: Agilität ist kein Ziel, sondern ein Verhalten
Agil sein heisst nicht, ständig neue Tools zu testen oder den besten Jira-Workflow zu bauen. Es heisst, Verantwortung zu übernehmen, auch wenn’s unbequem ist.
Für mich als Produktmanager heisst das: Entscheidungen treffen. Kommunikation leben. Raum geben. Und ja, auch liefern. Nicht irgendwann, sondern dann, wenn’s zählt.
Mit dem richtigen Mindset wird Agilität nicht nur diskutiert, sondern spürbar.