Kann ein digitales Baubewilligungsverfahren die Umwelt verbessern?

Blau-grüne Infrastrukturen
Neben der Digitalisierung des Baubewilligungsverfahren ist auch die Einhaltung der Umweltauflagen und eine naturnahe Gestaltung bei Bauvorhaben zentral [Bildquelle: VSA/ sa partners, 2022]
Die Digitalisierung von analogen Verwaltungsverfahren ist ein laufender Prozess. Damit sollte sowohl für die bauwillige Kundschaft, als auch für die beurteilende Fachbehörden ein effizienteres Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Am Beispiel des Kantons Uri möchte ich das Potenzial einer weitergehenden digitalen Transformation des Baubewilligungsverfahrens ausloten und der verbesserten Einhaltung der Umweltauflagen bei der baulichen Umsetzung eines Bauvorhabens gegenüberstellen.

Nur das Verfahren digitalisieren?

Die Digitalisierung des Bewilligungsverfahren bei Baugesuchen im Kanton Uri ist bei der Koordinationsstelle für Baueingaben seit über zehn Jahren im Gang und wurde vor ungefähr vier Jahren zur Urner Plattform für elektronische Verfahrenskoordination (URec) umbenannt [Innerschweiz Online, 2024]. Diese ermöglicht grundsätzlich die digitale Einreichung der Gesuchsgrundlagen wie Formulare, Pläne und Berichte durch die Bauherrschaften, die elektronische Abwicklung des Bewilligungsverfahrens durch die kommunalen und kantonalen Behörden sowie die öffentliche Planauflage und die Archivierung der digitalen Verfahrensakten [Koordinationsstelle für Baueingaben, 2024].

In diesem Jahr soll ein stärker benutzergeführtes Baugesuchsformular eingeführt werden. Dabei können einleitend mit einer Lokalisierung in einem Geoportal zumindest die betroffenen Zonen gemäss Nutzungsplanung ausgegeben werden. Für die Beurteilung durch die Fachbehörde sind Vorlagen vorhanden, die die Angaben aus dem Baugesuch für die Bewilligung übernehmen und die Ergänzung von Standardauflagen ermöglichen. Mit dieser medienbruchfreien, digitalen Geschäftsabwicklung – inklusive digitaler Unterschrift – lassen sich bei konsequenter Handhabung durch die Beteiligten zumindest der Papierverbrauch erheblich reduzieren (indirekter Umweltnutzen).

Oder den Gesamtprozess digital transformieren?

Für eine weitergehende digitale Transformation des benutzerspezifischen Bewilligungsprozesses fehlen für die Kundschaft aber automatisierte fachthemenspezifische Hilfestellungen. Diese stützen sich auf ihre eigenen Eingaben im Baugesuchsportal und öffentliche, raumbezogenen Grundlagen wie Geodaten oder geographische Informationssysteme (GIS) sowie den Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen (ÖREB). Die anschliessende Einbettung der Baugesuchspläne in diese öffentlichen, raumbezogenen Grundlagen würde für die Fachbehörde eine automatisierte Prüfung inklusive Vorschlag einer ausgefertigten Bewilligung ermöglichen. Selbstverständlich ist dabei eine Plausibilisierung und Schlusskontrolle durch die Fachbehörde notwendig. Eine solche kundenorientierte Bewilligung würde einen Mehrwert für die Bauherrschaften, die Planer oder die Ausführenden schaffen und die Umsetzung der Auflagen in der Praxis erleichtern. Im Sinne des optimierten Gesamtprozesses sollte auch die Integration von nachgelagerten Prozessschritten (wie Baustellenunterlagen, Kontrollen, Mängelbehebungen und Vollzugsmeldungen) möglich sein.

Da die Planung eines Bauvorhabens bereits komplex ist, könnte der Kunden spätestens mit den stark reglementierten Bewilligungsprozessen überfordert sein. Eine digitale Transformation würde in letzter Konsequenz den Planungs- und Bewilligungsprozess zusammenführen. Dies bedingt planungsseitig den Einsatz von digital entwickelten Planungsbüros und bewilligungsseitig von digital revolutionierten Fachbehörden.

Kann damit die Einhaltung der Umweltauflagen in der Umsetzung verbessert werden?

Nach der Bewilligung kommt die Umsetzung des Bauvorhabens ausserhalb des digitalen Raums wie bis anhin in der realen Welt: zum Beispiel auf der grünen Wiese, über dem Grundwasser, neben einem Gewässer und in einer Siedlung möglichst geschützt vor Lärm und Gestank. Damit bleibt eine möglichst digitale und einfache Bewilligung nicht nur als Selbstzweck einer modernen und kundenorientierten Verwaltung, sondern soll die Verfahrensabläufe im Gesamtprozess sowie die Einhaltung der Auflagen auch im Bereich Umwelt verbessern.

Machen wir doch neben dem digitalen Job im Baubewilligungsverfahren auch immer wieder den Realitätscheck in der baulichen Umsetzung und ermöglichen den Menschen an lebenswerten Orten zu leben und den Kindern draussen zu spielen.

Quellen und weiterführende Unterlagen

[Innerschweiz Online, 2024]: Uri E-Government und Digitalisierung

[Koordinationsstelle für Baueingaben, 2024]: Kanton Uri – Planen und Bauen

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Lorenz Jaun

dipl. Umwelt-Natw. ETH, ist Vorsteher des Amts für Umwelt im Kanton Uri und besucht das CAS Digitale Transformation.

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