Ärzte und Digitalisierung – wie geht das?

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren nahezu alle Lebensbereiche erfasst und das Gesundheitswesen bildet hier keine Ausnahme. Doch der Weg zur erfolgreichen Digitalisierung ist steinig und erfordert ein systematisches Vorgehen. Hier kommt das Zusammenspiel Ärzte und Requirement Engineering ins Spiel.

Ärzte spielen in der Umsetzung der Digitalisierung, eine zentrale Rolle. Ihre Beteiligung und Akzeptanz sind entscheidend für den Erfolg digitaler Projekte. Es gibt natürlich auch noch weitere Stakeholder, wie die Spitaldirektion, Kreditorenabteilungen und die Administration. Doch im täglichen Umgang mit den Systemen, stehen das Pflegepersonal und die Ärzte an erster Stelle.

Eine besondere Beachtung gilt aber vor allen den Ärzten.

Denn Ärzte verfügen über ein tiefes medizinisches Fachwissen und sind in der Regel stark spezialisiert. Daher ist es wichtig, ihre Expertise in den Entwicklungsprozess einzubeziehen, um sicherzustellen, dass die digitalen Lösungen den spezifischen klinischen Anforderungen entsprechen. Des Weiteren tragen Ärzte eine große Verantwortung für die Gesundheit und das Wohl ihrer Patienten. Daher müssen digitale Lösungen nicht nur technisch einwandfrei, sondern auch sicher und zuverlässig sein

Aufgrund dessen ist das Requirement Engineering (Anforderungsmanagement) so wichtig. Nicht nur in der IT sind klare Anforderungen der Schlüssel zum Erfolg, sondern auch bei der Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal.

Deshalb sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:

  1. Klarheit und Verständnis: Durch eine präzise Erhebung und Dokumentation der Anforderungen wird sichergestellt, dass alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis haben
  2. Risikominimierung: Klare Anforderungen helfen, Missverständnisse und Fehlentwicklungen zu vermeiden.
  3. Nachvollziehbarkeit und Kontrolle: Ein gut dokumentiertes Anforderungsmanagement ermöglicht es, Änderungen und deren Auswirkungen besser nachzuvollziehen und zu steuern.
  4. Qualitätssicherung: Präzise Anforderungen sind die Basis für eine systematische Qualitätssicherung und -kontrolle. Sie stellen sicher, dass das entwickelte System den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht. 

Das Vorgehen bei einer Behandlung eines Patienten lässt sich vielleicht so beschreiben. Ein Arzt sammelt alle Informationen zu seinem Patienten zusammen, wie zum Beispiel:

Patientengespräch, Labordaten, Röntgenbilder, eigene Medikamente usw.

Aus all diesen Daten wird eine Therapie entwickelt und angewendet. Nach einer definierten Zeit wird geschaut, ob die Therapie angeschlagen hat oder ob die Therapie angepasst werden muss.

Dies ist sehr gut vergleichbar mit dem agilen Vorgehen «Scrum»

Scrum ist eine agile Methode zur Entwicklung oder Weiterentwicklung von Produkten, die schnelle Ergebnisse liefert und die kontinuierlich überprüft werden (Sprint). Es ist besonders geeignet für Projekte, bei denen Flexibilität, kontinuierliche Verbesserung und enge Zusammenarbeit erforderlich sind. Die Anwendung von Scrum im Spitalumfeld, insbesondere in der Zusammenarbeit mit Ärzten, bietet mehrere Vorteile:

  1. Iterative Entwicklung: Scrum ermöglicht eine schrittweise Entwicklung des Systems in kurzen Iterationen (Sprints). Dies erlaubt es, regelmäßig funktionierende Zwischenprodukte zu liefern, die unmittelbar getestet und verbessert werden können.
  2. Einbindung der Stakeholder: Durch regelmäßige Reviews und Retrospektiven wird das medizinische Personal kontinuierlich in den Entwicklungsprozess eingebunden. Dies fördert die Akzeptanz und stellt sicher, dass das System den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht.
  3. Flexibilität: Anforderungen und Prioritäten können während des Projekts angepasst werden. Dies ist besonders wichtig in einem dynamischen Umfeld wie einem Spital.
  4. Transparenz und Kommunikation: Scrum fördert eine offene und transparente Kommunikation zwischen allen Beteiligten.

Fazit

Die Digitalisierung im Spital bietet enorme Chancen, es ist jedoch ein systematisches Vorgehen und enge Zusammenarbeit aller Beteiligten erforderlich. Requirement Engineering legt die Grundlage für erfolgreiche Projekte, indem es sicherstellt, dass die Anforderungen klar definiert und verstanden werden. Scrum bietet als agile Methodik die nötige Flexibilität und fördert die Zusammenarbeit, insbesondere in der Kommunikation mit Ärzten und medizinischem Personal. Durch die Kombination dieser Methoden und die gezielten Integrationen von KIS, PDMS und anderen Systemen, können IT-Projekte im Gesundheitswesen effektiv und erfolgreich umgesetzt werden, was letztlich zu einer besseren Patientenversorgung und effizienteren Abläufen führt. Die besondere Einbindung der Ärzte und des Pflegepersonals als zentrale Akteure im Gesundheitssystem ist hierbei von entscheidender Bedeutung, um praxisnahe und nutzerfreundliche Lösungen zu entwickeln.

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Stefan Krispin

Stefan Krispin ist Leiter PDMS bei der Hirslanden AG und bloggt aus den Unterricht des CAS Requirements Engineering

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