Warum ist Datenschutz gerade für die Kinder und Jugendliche zentral?

Papa sitzt Mal wieder in einer Weiterbildung. Auf die Frage, was ich denn genau «studiere», hatte ich für meine Kinder leider nur die nichts sprechende Antwort «Datenschutz». Doch gerade für Kinder und Jugendliche ist Datenschutz heute ein zentrales Thema. Sind Sie selbst stolze Mutter oder stolzer Vater? Wie oft überprüfen Sie Ihre Sicherheits- und Privatsphäreeinstellungen in Anwendungen (Apps) und Online-Diensten?

Datenschutz früher und heute

Meine Generation „Y“ wuchs ohne oder noch mit sehr eingeschränktem Internetzugang auf. Kein Vergleich zum Internet von Heute, welches uns ständig zur Verfügung steht und uns täglich überallhin begleitet. Das bis Ende August 2023 gültige Bundesgesetz über den Datenschutz hatte seinen Ursprung im Jahr 1992. Schon damals beim Versand des Liebesbriefes, über den klasseneigenen Briefkasten, war der Datenschutz von zentralem und allgemeinem Interesse. So tat man sich in diesen Briefen meist sehr offenherzig kund über Interesse, Vorlieben und die Liebe.

Warum wird Datenschutz immer wichtiger?

Gemäss JAMES Studie 2022 der ZHAW gehört ein Handy, ein Computer oder ein Tablet sowie Internetzugang zur medialen Grundausstattung nahezu aller Haushalte. Beinahe alle Jugendliche ab dem Alter von 12 Jahren geben an, dass sie ein eigenes Handy verwenden. Nicht erstaunlich sind auch die selbst deklarierten Anzahl Stunden die am Handy und Computer verbracht werden. Es sind pro Tag deren 3-4h auf dem Handy, resp. 3-5h am Computer. Für Recherchen im Zusammenhang schulischer Themen oder anderweitiger Informationsbeschaffung ist das Internet super. Der soziale Austausch und der Kontakt unter Kollegen ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen.

Schaut man sich jedoch die meistgenannten Lieblingsapps an, finden sich darin meist keine Paradebeispiele von Apps welche den Datenschutz GROSS schreiben. Instagram (Meta), TikTok (ByteDance), WhatsApp (Meta) um nur einige weitverbreitete Beispiele zu nennen. Diese Vertreter finden sich denn auch auf der Bussgeldliste für DSGVO Verstösse weit oben.

Wordcloud zum Thema Datenschutz
Wordcloud zum Thema Datenschutz und digitale Dienste (Wordcloud von Philippe Maurer)

Nur gerade 60% der Jugendlichen haben vorhandene Einstellungen für mehr Privatsphäre in den genannten Applikationen gesetzt. Nur 28% machen sich Sorgen um die Sichtbarkeit von persönlichen Informationen. Bei beiden Kennzahlen ist ein Rückgang erkennbar. Spannend ist auch die Tatsache, dass vermeintliche Gratisspiele häufiger gespielt werden als solche, die es käuflich zu erwerben gilt. Dabei werden Gratisspiele meist mit Werbung finanziert oder aber mit der Preisgabe von privaten Daten.

Das Frauenhofer-Institut hat sich mit dem Thema der Benutzerfreundlichkeit von Datenschutzeinstellungen befasst und kam zu interessanten Schlüssen. So interessieren sich die Teilnehmer gemäss einer Umfrage grundsätzlich für den Schutz ihrer Daten bei der Nutzung digitaler Dienste, verwenden aber die angebotenen Datenschutzeinstellungen nicht. Als Hürden werden meist Zeitmangel oder fehlendes technisches Wissen angeführt.

Was nun?

Die DSGVO sowie das neue Schweizer Datenschutzgesetz (DSG) haben die Rechtslage geschärft und bringen sicherlich Verbesserungen beim Datenschutz insgesamt. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, aber das Recht wirksam durchzusetzen ist schwierig.

Kinder kommen immer früher mit dem Internet in Kontakt. Kaum ein Kind in der 1. Klasse hat keinen Account auf irgendeiner Onlinelernplattform.

Hier sind die Lehrer gefordert, aber auch die Eltern jedes einzelnen Kindes. Alle beteiligten müssen sensibilisiert werden und benötigen eine adäquate Medienkompetenzreife. Ganz zentral ist eine enge Begleitung der Kinder und Jugendlichen bei der Verwendung der verschiedenen Medien und bei der Verwendung der unterschiedlichen Mittel wie Handy, Computer und Internet.

Ein paar Ideen wie man den Datenschutz selbst in die Hand nehmen kann:

  • Nur Anwendungen und Services nutzen die im Idealfall nachweislich den Grundsätzen des DSG folgen und stark nach dem Prinzip «Privacy by Design» arbeiten. Demnach Rechtmässig, nach Treu und Glauben sowie verhältnismässig und zweckgebunden deine Daten bearbeiten. Hinweise «können» die Informationen in den jeweiligen App Stores (iOS und Android) liefern.

Glaubt man der Mozilla Foundation sind auch diese Angaben mit Vorsicht zu geniessen.

  • Nutzen und prüfen Sie immer auch regelmässig die Datenschutzeinstellungen in Anwendungen und Services. «Privacy by Default» umfasst die von den Nutzenden konfigurierbaren Einstellungen und sind nicht immer vollständig zum Wohle der Nutzer vorkonfiguriert.
  • Nur Informationen preisgeben die notwendig sind (Richtigkeit, Datensparsamkeit).
  • Werden Anwendungen oder Services nicht mehr benötigt, sicherstellen, dass die eigenen Daten und die Profile nach Möglichkeit gelöscht werden (Schnellstmögliche Vernichtung oder Anonymisierung).

 

Fazit

Die Entwicklung des Internets und der Medien läuft rasant. Es lässt sich nur schwer abschätzen, welche Herausforderungen uns und vor allem unsere Kinder und Jugendlichen erwarten wird. Verbote nützt hier wenig bis nichts. Begleiten Sie die Kinder und Jugendlichen auf dem gemeinsamen Weg. Es gilt sich laufend mit dem Thema Datenschutz und insb. mit neuen Entwicklungen zu beschäftigen, den Kindern und Jugendlichen aber auch Ihnen selbst zuliebe.

 

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Philippe Maurer

Philippe Maurer ist Wirtschaftsinformatiker bei der Schweizerischen Nationalbank und bloggt aus dem Unterricht des CAS Data Privacy Officer.

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