Luzern, schon bald die smarteste Kulturstadt der Schweiz?

«Smartes Luzern – intelligent vermeiden, wirksam umstellen, wegweisend gestalten» – diese Vision leitet den Luzerner Stadtrat beim Prozess der digitalen Transformation. Je intensiver ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr frage ich mich: Wieso nutzt Luzern seine profilierte Ausstrahlung als Kunst- und Kulturstadt in der digitalen Transformation nicht gezielter?

Seit vier Jahren steht das Thema der digitalen Transformation auf der politischen Agenda der Stadt Luzern. Das städtische Parlament bewilligte seither rund 25 Millionen Franken für die Umsetzung einer Digitalstrategie und einer Smart City-Strategie. Die Strategie zur Smart City Luzern orientiert sich unter anderem am Smart City Wheel. Die Mitglieder des Smart City Hubs passten das Modell auf die Bedürfnisse der Schweiz an:

Smart City Wheel
Das Smart City Wheel stellt sechs Themenfelder und detaillierte Handlungsebenen einer Smart City dar (Bildquelle: www.smartcityhub.ch, lizenziert unter CC BY-NC 4.0, «smart city wheel»)

In der Luzerner Smart City-Strategie lassen sich verschiedene Massnahmen nachlesen, die in all diesen Themenfeldern in den nächsten Jahren angegangen werden. Alles nach Lehrbuch, alles nach Plan – soweit so gut.

Blick über den Tellerrand
Verschiedene der aufgelisteten Massnahmen lassen sich verständlicherweise auf eine x beliebige Schweizer Stadt anwenden. So könnten digitale Bezahlmöglichkeiten für die Parkierung oder Co-Working-Initiativen genauso gut in St. Gallen oder Winterthur umgesetzt werden. Einigen Städten ist es gelungen, ihre bestehenden Stärken in der analogen Welt mit den Möglichkeiten der digitalen Transformation zu verknüpfen. Zug mit dem Crypto Valley ist für mich das beste Beispiel dafür. Zürich hat auf kantonaler und städtischer Ebene verschiedene Innovationen im Bereich der Smart Governance angestossen (z. B. mit dem Bürgerkonto «Mein Konto» oder dem Innovationskredit). Auch andere Städte wie St. Gallen (City Messenger) finden ihre Nischen in der digitalen Welt.

Wie positioniert sich Luzern?
Mich beschäftigt die Frage, in welchen Bereichen die Luzerner Smart City-Strategie heraussticht. Was macht sie einzigartig? Wo setzt sie Akzente? Wie verbindet sie die Stärken der analogen Welt mit neuen digitalen Möglichkeiten? Unter Kanal Digital bekommen interessierte Personen einen Einblick in Projekte rund um die digitale Transformation in Luzern. Klicke ich mich durch diese Plattform oder lese ich die politischen Berichte, so wundere ich mich, dass ich von zwei Begriffen kaum etwas lese: von Kunst und Kultur. Nebst dem Tourismus als Aushängeschild verbinde ich Luzern mit starken Institutionen und Marken aus diesen Bereichen. Das Kultur- und Kongresszentrum Luzern KKL, das Kunstmuseum Luzern oder das Luzerner Theater sind Namen mit nationaler Ausstrahlung. Auch kleinere Institutionen wie das Konzerthaus Schüür, das B-Sides Openair oder das Comix-Festival Fumetto locken überregional Publikum an. Die Liste liesse sich weiter ausbauen. Wieso versucht man nicht, diese bestehende Stärke als Kunst- und Kulturstadt in der Strategie zur Smart City zu integrieren und interdisziplinär neue Wege zu gehen? Wieso gibt’s keine digitale Kunst im öffentlichen Raum (Basel macht’s vor)? Wieso werden Angebote der analogen und digitalen Welt nicht vermehrt kombiniert? Liesse sich mit virtuellen Kunst- und Kulturformen nicht neues Publikum in traditionelle Institutionen locken?

Ich gebe den Ball weiter
Die Antworten auf diese Fragen kenne ich nicht. Aber ich wünschte mir, dass Verantwortliche aus der Kulturszene, aus der Stadtverwaltung und aus dem Tourismus die Köpfe zusammenstrecken und neue Möglichkeiten ausloten würden. Ich bin überzeugt, dass sich Luzern als smarte Kulturstadt der Schweiz positionieren könnte und dies im Stadtmarketing geschickt nutzen könnte. Wie seht ihr das?

Politische Berichte rund ums Thema:

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Manuela Wyss

Manuela Wyss ist Stabsmitarbeiterin bei der Stadt Luzern und bloggt aus dem Unterricht des Fachkurses Digitale Transformation für die Verwaltung. Mit diesem Beitrag lädt sie ihre Kolleginnen und Kollegen aus einer Arbeitsgruppe zum Stadtmarketing und den Leiter Digital der Stadt Luzern zu einem Gedankenaustausch ein.

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