Als «Lead IT Operation» in einer externen IT-Firma befinde ich mich ständig in der Situation, IT-Verantwortliche unserer Kunden vom «korrekten Weg» zu überzeugen. Doch was wissen IT-Fachpersonen schon in Bezug auf Strategie und Unternehmensführung? Was ist der «korrekte» Weg für ein KMU bezüglich Richtlinien & Anforderungen in der Digitalisierungs-Welt.
Dieser Blog handelt von der Beratungsstrategie eines externen ITSPs bezüglich der Digitalisierung seiner Kunden.
Erfolgsstrategie «Digitalisierung»?
Viele KMUs stehen unter wachsendem Druck, regulatorischen Anforderungen und Marktdynamiken gerecht zu werden. Wie einst die grossen Ökonomen wie Karl Marx oder Adam Smith den Kapitalismus mit stetigem Wachstum in Verbindung brachten, leiden nun KMUs dieses Wachstum einzuhalten und dennoch ihren Strategien und Leitsätzen treu zu bleiben.
Einer der Wege ist die Digitalisierung und Automatisierung der Wertschöpfungsketten.
Doch die Digitalisierung bringt nicht nur Freuden. Digitale Daten und technische Systeme obliegen Datenschutzverordnungen und Richtlinien, wie der DSGVO. Automatisierte Prozesse, Applikationen welche die Digitalisierung unterstützen erfordern neue Skills und Strukturen.
- Doch wie entwickelt sich eine Person mit langjähriger handwerklicher Erfahrung zum Spezialisten für die Cloud Datenablage und kann die Rolle als «Datenowner» wahrnehmen, um der neuen Governance-Strategie treu zu bleiben?
- Wie bringt man Versicherungsberatende dazu, die Termine nicht über WhatsApp zu regeln, sondern das dafür vorgesehene Booking-Tool zu verwenden, da die Datenschutzrichtlinien sonst nicht eingehalten würden?
- Wie überzeugt man die Geschäftsleitung eines Nahrungsmittelproduzenten, dass der Kundenstamm nicht auf einer Public-Cloud in China liegen darf und die teure Lösung in der Schweiz verwenden müssen, da das nächste Audit uns sonst an den Pranger stellt?
Schon überzeugt?
Im Rahmen unseres CAS «IT-Management & Agile Transformation» empfahl uns der Dozent Stephan Neck das Buch «Think Again» von Adam Grant. Das Buch handelt vom Umdenken. Denn genau hier kommt das referenzierte Zitat im Titel ins Spiel:
«Welche Beweise würden Sie benötigen, um Ihre Meinung zu ändern?» – Adam Grant
Die zugeschnittene Beratungsstrategie auf das Gegenüber ist entscheidend. Während für die eine Person das Budget und der Preis die wichtigsten Faktoren sind so möchte eine andere Person die statistischen Beweise sehen, dass eine Investition effizienzsteigernd ist.
Weniger ist mehr!
Mit der Erfahrung die IT und damit verbundenen Auflagen, Richtlinien und Strategien der verschiedenen Branchen zu kennen und zu betreuen, entwickelt sich das Gespür für den minimalistischen Ansatz. Wie viel ist notwendig, um die Digitalisierung voranzutreiben, Behörden zufriedenzustellen und zeitgleich die Strukturen innerhalb der Kunden-Organisation zu festigen, ohne ein Loch in die Geldreserven zu reissen.
Erfolgsgeschichte vs. Fiasko
Man muss das Rad nicht neu erfinden.
Es gibt immer Pioniere, welche die Unternehmensentwicklung vorantreiben und somit die Geschichte schreiben. Eher konservativere Betriebe können so von den Erfahrungen der Vorangehenden profitieren. Doch diese Methode ist nicht immer zielführend. Man kann den Zug auch verpassen und durch die fortschrittliche Konkurrenz abgehängt werden. Das Abwarten kann das Backlog auch so gross werden lassen, dass keine Zeit und Geld mehr bleibt die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, auch wenn ein MVP-Ansatz gelebt wird. Solche Fälle lassen sich mit dem Satz «am falschen Ort gespart» beschreiben.
Im Gegenzug können innovative Strategien und Massnahmen zu einem späteren Zeitpunkt obsolet werden und die Ressourcen wurden auch in diesem Falle nicht optimal eingesetzt.
Fazit
Was ist nun die richtige Strategie für ein KMU und wie bringen wir die Kunden dazu unserem Wissen und den Erfahrungen zu vertrauen und diesen Weg einzuschlagen?
Eine abschliessende Antwort gibt es nicht! Empfehlenswert ist ein modulares Beratungskonzept, das regulatorische Mindestanforderungen, technologische Optionen und kulturelle Barrieren in Einklang bringt.
Beweise in Form von Erfahrungsberichten von anderen Kunden ist immer ein sehr effizientes Werkzeug. Doch auch hier ist nicht gegeben, ob das Fiasko oder die Erfolgsgeschichte überzeugender ist.
Entscheidend ist, dass man sich als Berater eine Priorisierungs-Liste zusammenstellt, welche Punkte man verabschieden und durchführen möchte. Sei dies die strikte Einhaltung der Data Residency, penible Prozesse für das On-/ Offboarding von Mitarbeitern oder strikte Einhaltung des Lifecycle-Managements, um die Sicherheitsanfälligkeit der Hardware zu vermindern. In den meisten Fällen lohnt es sich ein paar Punkte mehr vorzutragen, denn Kürzungen gibt es immer.
