Dark- oder Zombie Scrum: Wie du Anti-Patterns erkennst und vermeidest

Scrum soll Teams stärken – doch falsch angewendet, wird es schnell zur Belastung. Begriffe wie Dark Scrum oder Zombie Scrum zeigen, wie weit Theorie und Praxis auseinandergehen können. In diesem Beitrag beschreibe ich, wie du typische Anti-Patterns erkennst, was sie mit deinem Team machen und wie du wieder zurück auf einen gesunden, agilen Pfad kommst.

Scrum ist ein bewährtes Framework aus der agilen Welt, das in iterativen Schritten (Sprints) Ergebnisse liefert und dabei auf Selbstorganisation, Transparenz und kontinuierliche Verbesserung setzt. Doch wie bei jedem Framework gibt es Stolperfallen – sogenannte Anti-Patterns. Diese wiederkehrenden, aber schädlichen Verhaltensmuster gefährden den Erfolg von Scrum-Teams. Zwei besonders häufige Anti-Patterns sind Dark Scrum und Zombie Scrum. Beide treten in Teams auf, die zwar „agil arbeiten“ wollen, aber die eigentliche Idee von Scrum nicht leben.

Dark Scrum: Wenn Agilität zur Kontrolle wird

Dark Scrum beschreibt eine toxische Fehlanwendung von Scrum. Statt Empowerment dominiert Kontrolle. Typische Symptome sind dabei folgende:

  • Micromanagement durch Führungskräfte unter dem Deckmantel agiler Begriffe
  • Keine Entscheidungsfreiheit für Teams, obwohl sie für Ergebnisse verantwortlich gemacht werden
  • Ständiger Leistungsdruck, statt Raum für Lernprozesse und Verbesserung
  • Oberflächliche Agilität, bei der nur die Rituale übernommen werden

Dark Scrum fühlt sich für Mitarbeitende wie ein Hamsterrad an – demotivierend und ineffektiv.

Zombie Scrum: Wenn Scrum nur Fassade ist

Zombie Scrum hingegen ist subtiler. Die Prozesse wirken korrekt, doch das Team lebt sie nicht:

  • Sprints laufen ohne klare Ziele oder greifbare Ergebnisse.
  • Stakeholder bleiben aussen vor, echte Interaktion findet kaum statt.
  • Retrospektiven bringen keine Veränderung, weil sie nicht ernst genommen werden.
  • Teams sind unmotiviert und fühlen sich nicht verantwortlich für ihre Arbeit.

Das Resultat: Scrum als Ritual ohne Wirkung. Eine agile Hülle, innen leer.

Meine Tipps gegen Anti-Patterns

Die gute Nachricht: Anti-Patterns sind keine Endstation. Mit ein paar bewussten Massnahmen kannst du dein Team Schritt für Schritt zurück auf den richtigen Kurs bringen und Scrum wieder zu dem machen, was es sein soll: Ein Werkzeug zur Zusammenarbeit, nicht zur Kontrolle.

1. Klare Kommunikation & echte Transparenz

  • Ergebnisse zeigen, auch wenn sie mal nicht glänzen. Stakeholder sollten regelmässig sehen, woran gearbeitet wird. Nur so entsteht Vertrauen.
  • Im Team statt alleine: Die Präsentation am Sprint Review sollte nicht nur vom Product Owner kommen. Noch besser: Das Team stellt seine Arbeit selbst vor. Das stärkt die Eigenverantwortung und macht Fortschritte sichtbar.

2. Retrospektiven mit Wirkung

  • Konkrete Aufgaben ableiten: Aus jeder Retrospektive sollte mindestens eine physische Aktion entstehen, z. B. als User Story
  • Verbindlichkeit schaffen: Plant die Verbesserungen direkt in den nächsten Sprint ein. Nur was auch priorisiert wird, hat eine Chance auf Umsetzung.
  • Retro-Ergebnisse tracken: Haltet fest, was sich durch die Retros verändert hat. So seht ihr auch kleine Fortschritte.

3. Ein Sprint-Ziel, das lebt

  • Vom Team definiert: Das Sprint-Ziel sollte vom ganzen Team getragen werden. Nur dann erzeugt es auch Fokus.
  • Form ist egal, Klarheit zählt: Ob als knackiger Satz, SMART-Ziel oder simple Liste. Hauptsache, es ist verständlich und realistisch
  • Tägliche Rückbindung am Daily Standup: Bringt uns das heute unserem Sprint-Ziel näher? Wenn nicht – warum?

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Remo Gemperli

Remo Gemperli ist Product Owner der Galliker Transport AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS IT Management & Agile Transformation

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