Chief Digital Officer alias „Eierlegende Bio-Wollmilchsau“

Die Digitale Transformation hängt in vielen Unternehmen wie ein Damoklesschwert über den Köpfen aller. Anstatt sich selbst zu fragen, was nötig ist, um diesen Change zu schaffen, wird auf den Job des Chief Digital Officers (CDO) gesetzt. Der CDO kann alles, weiss alles und wird alle Probleme lösen. Diese Illusion wird schnell zerbrechen, da der Erfolg dieser Position von unterschiedlichsten Faktoren abhängt, wie Kultur, Strategie und Bereitschaft zur Digitalisierung.

Bereitschaft von Führung und Organisation

Der Fisch beginnt vom Kopf an zu stinken. Die Schaffung einer neuen CDO-Stelle bedeutet oft eine Umstrukturierung der Organisation. Der Machtkampf beginnt und jede Ressource wird verteidigt. Zusätzlich ist nicht immer klar, welche Aufgaben eine solche Rolle zu erfüllen hat und welche Tätigkeiten in diesem Bereich ausgeführt werden sollen. Bisher haben Programmierende und Daten-Analysten im Bereich der Informatik gute Arbeit geleistet. Warum sollten diese unter der neuen Führungskraft anders arbeiten? Wozu dient eine Aufteilung? Macht das Sinn?

Durch gemeinsame aktive Arbeit ans Ziel gelangen (Bildquelle: Carola Böckle)

Ein geschlossenes Führungsteam, welches die gleichen Ziele verfolgt und solche Fragen einheitlich beantwortet, hat Vorbildfunktion und erhöht die Bereitschaft zur Mitwirkung der Mitarbeitenden. Auch wenn ein neuer Bereich unter der Führung eines CDO geschaffen wird, muss übergreifende Zusammenarbeit und Austausch gefordert und gefördert werden.

Vor der Entscheidung für die Bereitstellung der neuen Führungsrolle muss sich die Organisation darüber im Klaren und einig sein, wie, wo und in welcher Form Verantwortlichkeiten übernommen werden sollen. Einfach nur eine neue Führungskraft einzustellen und „ins kalte Wasser zu werfen“, ohne jegliche Anhaltspunkte, fachlichen Beistand und Information zu bisherigen digitalen Sackgassen, wird den Prozess nur erschweren.

 

Den Nebel durchdringen und Widerstände lösen

Mitarbeitende im Prozess der Digitalen Transformation einbinden (Bildquelle: Carola Böckle)

Viele Gebiete der Digitalen Transformation sind nicht greifbar, verworren oder werden unterschiedlich interpretiert. Unwissenheit schürt Angst. Aus Angst, durch Maschinen oder künstliche Intelligenz ersetzt zu werden oder die eigene Arbeitsleistung offen darzulegen, entsteht Widerstand. Einfach nur auszuharren und zu warten, bis die Transformation abgeschlossen ist, funktioniert nicht. Die Digitale Transformation ist kein abschliessender Prozess, welcher über Nacht vorbeigeht. Kompetenzen und Know-How müssen stetig weiterentwickelt werden, die Unternehmenskultur muss offen sein. Alle Beteiligten einer Organisation müssen ständig aufgeklärt, individuell befähigt und begleitet werden. Zielgerichtete, eindeutige und regelmässige Kommunikation beugt Gerüchten vor und trägt zu einer aufgeschlossenen und transparenten Unternehmenskultur bei.

 

Sagen, was man tut und tun, was man sagt

Es gibt keine Patentlösung für die Digitale Transformation. Ein Chief Digital Officer verfügt möglicherweise über Erfahrungen und kann unterschiedliche Lösungswege aufzeigen, jedoch müssen diese zu der aktuellen Situation des Unternehmens und deren Mitarbeitenden passen. Prozesse und die Aktivitäten sollen transparent sein, damit die Maturität der Organisation richtig bewertet werden kann und sorgfältig nachhaltige Massnahmen geplant und umgesetzt werden können. Investitionen müssen überlegt sein und den erwarteten Mehrwert und Output vorab ausweisen sowie kommuniziert werden. Auf Worte müssen Taten folgen. Das bedeutet bewusst Arbeitsleistung, Zeit und Ressourcen bereitzustellen und Initiativen zur Umsetzung der Digitalen Transformation entsprechend zu priorisieren und umzusetzen.

Sagen, was man tut und tun, was man sagt (Bildquelle: Carola Böckle)

Ans Ziel kommt man Schritt für Schritt, dabei werden die so genannten niedrig hängenden Früchte geerntet und bewusst erfolgreiche sowie gescheiterte Umsetzungen aufgezeigt. Es darf nichts unter den Teppich gekehrt werden. Gescheiterte Projekte müssen analysiert und kommuniziert werden. Die Mitarbeitenden und auch die Führungskräfte können dadurch verstehen, warum gewisse Tätigkeiten nicht funktioniert haben und sind eher bereit neuen potentiellen Lösungsansätzen nachzugehen. Durch Abwarten und nur Strategien am Reissbrett zu entwerfen, kann das Vorhaben nur scheitern.

Fazit:

Die Einstellung eines CDO sollte durchdacht sein. Nicht jedes Unternehmen benötigt diese Rolle oder kann sich diese leisten. Die Lösung nur eine neue Führungskraft für die digitalen Themen und Probleme einzustellen ist nicht zielführend, denn ein CDO alleine wird es nicht richten können. Nur durch die Beteiligung, den Willen zur Veränderung und aktive Arbeit können realistische Ziele erreicht und Schritt für Schritt das Unternehmen kontinuierlich durch die Digitale Transformation geführt werden.

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Carola Böckle

Carola Böckle ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Ivoclar Vivadent AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation.

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