Diagnose per App – Chancen und Risiken für Patienten und Ärzte

Ist das Digitale Arztpersonal unsere Zukunft oder in welchen Lebenslagen ziehen wir eine reale Person dem virtuellen Arzt auf dem Smartphone vor? Der Digitale Arzt ist 24 Stunden erreichbar, dadurch kann jederzeit schnell und überall eine entsprechende Diagnose erhalten werden. Fällt die Diagnose aber für uns unerwartet aus, ist die schnelle emotionslose Diagnose in schwarz auf weiss immer noch die präferierte Wahl oder doch lieber ein empathischer Mensch? Jedenfalls, wie wir Schlussendlich mit der erhaltenen Diagnose umgehen, bleibt uns überlassen.

Apps im Gesundheitswesen erlangen immer mehr Beliebtheit und schiessen wie Pilze aus dem Boden. Auf einem Smartphone werden vermutlich mehr als 10 unterschiedliche Gesundheits-Apps gefunden. Von der Krankenkasse über den Apotheker bis hin zum Spital. Heute erhalten wir alle Daten zu jederzeit und überall Digital zur Verfügung. Bewusst oder unbewusst, werden wir Tag täglich überwacht und gemonitort.

Sie haben soeben ihr Tagesziel erreicht

Was grossartig und spannend klingt, hat neben allem auch seine Schattenseiten, wie alles im Leben. Normalerweise ist nichts Schlimmes dabei, wenn das Smartphone informiert, wenn das Tagesziel der Schritte erreicht oder wie geschlafen wurde. Aber Achtung, wenn die Smartwatch eine Abnormale Herzfrequenz festgestellt hat. Soll ich mir nun sorgen machen, zu meinem Arzt des Vertrauens gehen, meinen Lieblingskollegen oder Dr. Google nach seiner Meinung fragen? Die vielen Vorteile können auch zu einem Nachteil werden. Täglich werden diese wunderbaren Geräte verwendet, Gedanken was passiert im Fall einer Meldung, machen sich wohl die wenigsten. Ist diese Meldung ernst zu nehmen oder einfach auf Bestätigen drücke und die Meldung schnell wieder vergesse.

Der Arzt der niemals schläft oder Sprechstunde bei Dr. Google

Der Digitale Arzt hat einige Vorteile, so kann einfach per App eine Aufnahme eines Muttermals erstellen und bequem auf dem Sofa abgewartet werden, bis die App wenige Minuten später Entwarnung gibt. Was, wenn das vermeintliche Muttermal sich als bösartiger Hautkrebs entpuppt? Möchte ich diese Nachricht immer noch allein auf dem Sofa lesen oder wäre mir ein menschliches Gegenüber nun lieber? Heute besteht die Möglichkeit überall und zu jeder Zeit an Informationen zu kommen. Wir können das ganze Wochenende auf dem Sofa, dank Hilfe von Dr. Google und Co., uns damit beschäftigen welche schlimmen Krankheiten wir gerade haben. Aus einem banalen Muttermal wird ein schlimmer Hautkrebs und aus einer Abnormalen Herzfrequenz schnell mal eine Herzrhythmusstörung oder ein Herzinfarkt. In Panik stellt sich nun die Frage, schnell auf den Notfall oder besser gleich eine Ambulanz rufen? Wir könnten auch einfach bis Montag warten und den Hausarzt konsultieren. In diesem Gedanken-Karussell voller Angst und Panik, mit wenig schlaf, ist plötzlich Montag. Beim Termin, welcher der Hausarzt uns notfallmässig zur Verfügung gestellt hat, stellt sich raus, wir sind kern gesund.

Die Verantwortung liegt ganz bei mir

Solche Gadgets sind grossartig und die meisten nutzen diese tagtäglich. Jedoch sollten wir bewusster damit umgehen. Will ich wirklich, zu jeder Zeit und überall jede Information erhalten? Und wenn ich die Information erhalte, was mache ich damit. Wäre es nicht klüger zu warten, bis ich den Termin mit dem Haus- oder Spitalarzt hatte. Für die Ärzte sind die neuen Möglichkeiten «Fluch und Segen» zu gleich. Mit dem Patienten auf Augenhöhe zu diskutieren, der sich bereits im Vorfeld gut informiert hat, ist sicherlich wünschenswert. Entgegen jedoch den unnötig verängstigten Patienten, welche zuallererst beruhigt werden müssen, was Einfühlungsvermögen und hauptsächlich viel Zeit kosten wird. Der Beruf des Arztes hat heute einen schweren Stand, früher als Gott in Weiss, wurden seine Diagnosen nie in Frage gestellt, heute wo jeder die Möglichkeit hat sich zu informieren, ist dies ganz anders. Wir alle nutzen bewusst oder unbewusst Gesundheits-Apps. Gedanken werden vorgängig wohl in den wenigsten Fällen gemacht. Persönlich finde ich es wichtig, dass wir bewusster diese kleinen Helfer für uns nutzen. Das Digitale Zeitalter bietet uns viele Möglichkeiten, aber wo Sonne ist, ist der Schatten nicht weit. Und wenn ich die Information in welcher Form auch immer erhalten habe, gibt es kein Zurück mehr. Ist der richtige Zeitpunkt wirklich, Samstagabend allein auf dem Sofa oder warte ich nicht lieber bis zum Hausarzt Termin um 9:00 Uhr. Wir sollten in Zukunft achtsam mit den uns gegebenen Möglichkeiten umgehen, in unserem Leben gibt es keine Rückspul-Taste unser Leben wird stets vorwärts gelebt.

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Silvia Christen

Silvia Christen ist System Administrator im Spital Nidwalden und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Healthcare.

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