Was ist nur los? Meine Katze geht seit ein paar Tagen nicht mehr aus dem Haus und mein Hund frisst schon seit einer Woche nicht mehr richtig. Kaum zu glauben, aber solche veränderten Verhaltensmuster haben ihren Ursprung vielfach bei den Zähnen. Neuerdings rüsten Kleintierpraxen auf und haben nun durch die Digitalisierung des Zahnröntgen die Möglichkeit, Problemzähne schon frühzeitig und besser zu erkennen.
Die Digitalisierung macht auch bei unseren Haustieren kein Halt. Damit ist nicht die Katze gemeint, die auf dem Staubsaugroboter im Wohnzimmer hin und her surft. Nein, es geht um digitale Röntgenanlagen und den Einbezug der Zahnmedizin in Kleintierpraxen und die dadurch entstandenen Möglichkeiten.
Zahnhygiene auch bei den Tieren
Kein beliebtes Thema bei uns Menschen und überhaupt kein Thema bisweilen bei den Haustieren: die regelmässige Zahnreinigung, bzw. allenfalls der Gang zum Zahnarzt oder der Zahnärztin.
Was beim Menschen schon längst bekannt ist, trifft natürlich auch bei unseren Haustieren zu: richtiges Zähneputzen und regelmässige professionelle Zahnhygiene verhindern grössere Zahnprobleme oder gar weiter reichende gesundheitliche Beschwerden. Wer schon mit Spritze und Bohrer in Kontakt gekommen ist, weiss, dass es Angenehmeres gibt. Sich anbahnende Probleme werden bereits – im wahrsten Sinne des Wortes – an der Wurzel angepackt.
Früherkennung ist wichtig!
Schon frühzeitig wird dem Vierbeiner tiefer ins Maul geschaut, nämlich unters Zahnfleisch, was zuvor ohne digitales Röntgen nicht möglich war. Denn die Ursache liegt in den meisten Fällen nicht an der sichtbaren Zahnkrone, sondern in der Wurzel des Zahns. Und die werden durch ein digitales Zahnröntgen sichtbar gemacht. So können Entzündungen oder kaputte Zähne behandelt werden, bevor Ihr Tier tage- oder gar wochenlang an Schmerzen leidet.
Kleine Ursache, grosses Ausmass
Man weiss, dass Beschwerden vom Kiefer, Nasennebenhöhlen über Nacken, Schultern zum Rücken hin ihren Ursprung bei den Zähnen haben können. Auch Lungen- oder gar Herzentzündungen werden in Verbindung mit schlechter Zahnhygiene gebracht. Ausserdem lässt sich mit kaputten Zähnen und Schmerzen im Mund nur noch mit beschränktem Genuss Nahrung aufnehmen.
Das Verhalten meines Tieres «lesen»
Bei den Haustieren verhält sich das nicht anders, ausser, dass sie sich schlecht mitteilen können, wenn der Zahn schmerzt. Beziehungsweise ist es dann oft schon zu spät, wenn man es durch ihr Verhalten bemerkt. Indirekte Anzeichen können das Fallenlassen von Futter, Reiben der Schnauze am Boden oder auch einer Pfote im Maul sein. Sie können sich selbst überlegen, wie Sie reagieren würden bei Zahnschmerzen, ohne Worte und Ihre Finger benutzen zu können: zum Beispiel beim (Fr)essen plötzliches Zucken oder als Folge davon nichts mehr zu essen.
«Mein Hund muss zur DH (Dentalhygiene)»
Es wird schon seit geraumer Zeit die Mundhygiene auch bei unseren lieben Haustieren propagiert. Regelmässiges Zahnsteinentfernen und die äusserliche Untersuchung mittels Paradontalsonde werden empfohlen. Neu jetzt die Option vom Zahnröntgen, die mancherorts unterschiedlich eingesetzt wird:
entweder werden gleich bei der Grunduntersuchung vier bis sechs Röntgenbilder erstellt (Unter- und Oberkiefer, links und rechts, Aufbiss Unter- und Oberkiefer) oder eben erst bei Auffälligkeiten und dann nur die nötigen Aufnahmen. So oder so ist das digitale Röntgenbild ein enormer Vorteil für den Tierarzt oder die Tierärztin.
Das Problem ist meist versteckt
Von aussen nicht erkennbare, angeschlagene Zahnwurzeln werden so entdeckt und Zähne in zweifelhaftem Zustand können möglicherweise eher saniert als gezogen werden. Auch Zahnkronen oder Stiftzähne kommen bei den lieben Vierbeinern schon mal in Frage, je nach «Anwendung» und Ausbildungsstand des Tieres. Man denke da an einen langjährig ausgebildeten Polizeihund zum Beispiel.
Ein weiterer Vorteil der digitalen Aufnahmen ist der effiziente und schnelle Austausch zwischen den Praxen und somit das einfache Einholen einer Zweitmeinung.
Und nach überstandener Untersuchung – die übrigens immer unter Narkose durchgeführt werden sollte, Sie können sich ja sicher vorstellen, weshalb – dürfen dann Schnurrli und Bello zufrieden nach Hause und wieder herzhaft zubeissen (hoffentlich natürlich nur im Futternapf!).
Zukunftsmusik?
Man stelle sich vor, wie durch die Digitalisierung im veterinären Bereich neue Möglichkeiten zum schnellen und vereinfachten Wissensaustausch entstehen. Praxisgemeinschaften, regional oder gar gesamtschweizerisch, tauschen sich online innert weniger Minuten regelmässig aus. Noch vor wenigen Jahren wurde alles auf Papier oder Film im Aktenschrank jeder einzelnen Praxis gesammelt. Innert kurzer Zeit wurden Abläufe digitalisiert. Es werden nicht nur die Zahnröntgenbilder, auch Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen, Berichte und gar Laborwerte anderen Fachspezialisten zugänglich gemacht. Oder nach Wunsch natürlich auch der Tierbesitzerin und dem Tierbesitzer. Das könnte bedeuten, dass Ihr geliebter Vierbeiner wahrscheinlich vor Ihnen über ein elektronisches Patientendossier verfügt!
Weiterführende Links:
Nützliche Tipps vom Spezialisten: Tierzahnarzt
die bei Katzen sehr verbreitete Krankheit FORL