Verpasst der öffentliche Sektor den Megatrend Metaverse?

Sind Metaverse nur ein grosser Hype oder doch das Internet der Zukunft? Nicht nur privatwirtschaftlich ausgerichtete Unternehmen sollten sich die Frage stellen, wie sie sich in der neuen digitalen Welt positionieren. Auch die verantwortlichen Stellen im öffentlichen Sektor müssen sich in naher Zukunft Gedanken machen, ob und wie Metaverse für ihre Dienstleistungen genutzt werden können.

Besteht Handlungsbedarf für Metaverse im öffentlichen Sektor?

Gartner prognostiziert, dass bis ins Jahr 2026 25% aller Menschen eine Stunde pro Tag im Metaverse verbringen werden. Und gemäss einer Auswertung von Statistika im 2022 würden 27% aller Konsument:innen im Internet Metaverse nutzen, um neue Dienstleistungen und Produkten auszuprobieren.

Im öffentlichen Sektor laufen viele Bestrebungen, um sogenannte zentrale Service-Portale aufzubauen. Gemäss Recherchen des Autors sind bis anhin aber keine staatlichen Metaverse in Planung oder umgesetzt. Metaverse werden heute ausschliesslich von kommerziellen Unternehmen betrieben, bei denen vorwiegend privatwirtschaftliche Interessen bestehen. Ob sich Metaverse speziell auch für die öffentliche Hand eignen, ist zumindest aus strategischer Sicht zu prüfen. Mit staatlichen Plattformen, die auch die digitale Sicherheit und den Datenschutz berücksichtigen, könnten innovative Alternativen zu den kommerziellen Plattformen geschaffen werden.

«Es lohnt sich also, den Kontext zu hinterfragen und sich mit dem Metaverse zu beschäftigen. Denn, das Metaverse ist gekommen, um zu bleiben.»

André Mendo, Co-Founder von 42Meta

Und was ist der Nutzen?

Die Anwendungsfälle im kommerziellen Bereich sind vielfältig. Von der virtuellen Fashion-Welt  über Probefahrten von selbst konfigurierten Fahrzeugen und Sportgeräten bis hin zu Übertragungen von physischen Live-Events ist alles möglich. Und was ist mit den Verwaltungsdienstleistungen? Metaverse als neue Verwaltungs-Plattformen könnten die digitale Transformation nochmals wesentlich verändern. Zum Beispiel mit einer zentralen Public-Metaverse über alle föderalistischen Ebenen hinweg. Bewohner:innen können Grossprojekte wie z.B. den «Durchgangsbahnhof Luzern» oder das neue «Luzerner Theater» in der virtuellen Welt erleben, mit Fachleuten diskutieren und bei politischen Abstimmungen Entscheidungen treffen. Aber auch das Erlernen von Fremdsprachen kann in Metaverse-Klassenräumen effektiver genutzt werden, sozusagen als virtueller Sprachaufenthalt. Und falls es doch ein physischer Sprachaufenthalt sein soll, dann ist der Pass oder das Visum gleich im Public-Metaverse bestellt. Auch der anstehende Umzug in eine andere Gemeinde könnte im Public-Metaverse digital, medienbruchfrei und rundum die Uhr abgewickelt werden.

Packen wir’s an!

Metaverse werden das Internet vielleicht nicht ablösen. Es wird aber die beschränkten Möglichkeiten vom heutigen Internet ergänzen oder verschmelzen. So werden die heutigen «zweidimensionalen» Internetseiten in eine virtuelle, interaktive 3D/4D-Welt überführt und neue Dienstleistungen und Geschäftsfelder ermöglichen, die uns heute noch nicht bekannt sind.

Die öffentliche Hand muss sich dieser rasanten Entwicklung bewusst sein. Die Politik, die Entscheidungsträger der Verwaltung, aber auch die Mitarbeitenden sollen sich proaktiv mit diesem Thema auseinandersetzen und die Verwaltung von Morgen visionär vordenken. Die öffentliche Hand sollte erkennen, welches Potenzial sich durch die immersive Technologien in den Geschäftsprozessen ergeben und ihre Strategien darauf ausrichten. Neben den technologischen und finanziellen Herausforderungen sind auch die Themen der digitalen Sicherheit und Privatsphäre zu gewährleisten. Aber auch die digitale Ethik sowie soziale Aspekte sind frühzeitig zu berücksichtigen.

 

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Urs Truttmann

Urs Truttmann ist CDO bei der Stadt Luzern und bloggt aus dem Unterricht des CAS CDO. In seiner Funktion ist er verantwortlich für die Digitale Transformation und die Themen rundum Smart City.

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