Dieses Jahr könnten Superapps auch ausserhalb Asiens den Durchbruch erzielen. Chats, Banking, Online Shopping und einiges mehr – alles mit nur einer App. Die Anbieter werben mit Lifestyle und wollen den Nutzerinnen und Nutzern möglichst viel anbieten – auch um sie zu binden. Was es mit dem Trend auf sich hat, erfährst du hier.
Während Asien führend ist, was Superapps angeht, haben westliche Anbieter Nachholbedarf. Dabei scheint das Prinzip dieser multifunktionalen Apps dem Ziel vieler weltweiter Tech-Firmen zu entsprechen: nämlich immer mehr Services aus einer Hand anzubieten und die Nutzerinnen und Nutzer von sich abhängig zu machen. Das funktioniert bei Superapps so: Ein zentrales Interface bietet branchenübergreifende Aktivitäten und Services an, zwischen denen man sich einfach hin und her bewegen kann, ohne die App verlassen zu müssen. Bei dem Trend wird auf die Customer Experience Wert gelegt, und alles, was ich dafür tun muss, ist die Hergabe meiner Daten.
Vom einseitigen Service zum Lifestyle
Wer kennt sie nicht: die bunten kleinen Quadrate mit den abgerundeten Ecken, die unseren Smartphone-Screen zupflastern und alle um einen Platz auf der ersten Seite buhlen. Denn desto weiter hinten man als App in der Screen-Hierarchie landet, desto höher die Gefahr, dass man bei der nächsten Erreichung der Datenlimite gelöscht wird. Die sogenannten Superapps wehren sich vehement gegen dieses Abdriften in die Bedeutungslosigkeit, dem viele Apps ausgeliefert sind, indem sie nicht nur einen Service anbieten, sondern vielmehr für einen „Lifestyle“ stehen wollen.
„WeChat ist mehr als eine Messaging- und Social-Media-App – es ist ein Lifestyle für eine Milliarde Nutzer auf der ganzen Welt.“ So wirbt Chinas “App für alles” im App-Store für den Download.
WeChat – entwickelt vom chinesisches Tech-Riesen Tencent – ist eine der bekanntesten Superapps, die bereits auf dem Markt sind. Es folgen in der Beschreibung der App eine Vielzahl von Funktionen und Möglichkeiten: Chats, Spiele, Video-Calls, Sprachlern-Programme, Zahlfunktionen und nicht zuletzt eine „Better Privacy“, um den Datenschutz sicherzustellen. Salopp gesagt, halt eben alles, was das Nutzer-Herz begehrt, wird in einer App vereint.
Pro und Contra des Trends
Ein Trend also, der die Superlative nicht scheut (und bereits im Namen trägt), was die Vermutung mit sich bringt, dass auch auf Anbieter-Seite entsprechende Superkräfte nötig sein müssen, um im Markt mitzumischen. Bei Gartner, dem angesehenen Unternehmen für Marktanalysen, kommen die Superapps in der Top 10 der strategischen Technologie-Trends 2023 vor. Ein Zeichen dafür, dass man sich auch ausserhalb Asiens vielleicht schon mal mental darauf vorbereiten sollte, welchem möglichen Anbieter einer Superapp, man künftig seinen Lebensstil anvertrauen möchte.
Zwei Gründe, dies zu tun:
- Einfachheit: Jemandem ein Produkt im Online-Shop empfehlen, im Chat davon berichten und gleich noch eine Anzahlung mitsenden? Superapps machen solche Szenarien möglich, ohne das Ökosystem verlassen zu müssen.
- Datensicherheit: Die Superapp ist dein Geldbeuetel, dein Einkaufsladen und dein Treffpunkt des Vertrauens. Alles aus einer Hand und ohne sich x-mal registrieren und anmelden zu müssen.
Zwei Gründe, skeptisch zu sein:
- Abhängigkeit: Man wird abhängig, indem man viele alltägliche Dienstleistungen und Services nur noch von einem Anbieter bezieht.
- Datensicherheit: Datensicherheit ist zwar ein wichtiges Entscheidungs-Kriterium für die Superapp, trotzdem bleibt immer ein Restrisiko bestehen. Aufgrund der Anwendungsvielfalt könnte ein Datenmissbrauchsfall umso verheerender ausfallen.