Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen?

Künstliche Intelligenz fasziniert und beängstigt gleichermassen, entsprechend kontrovers wird darüber diskutiert. Was vielen nicht bewusst ist: Durch unser digitales Verhalten tragen wir massgeblich zur Weiterentwicklung bei, ob wir wollen oder nicht!

Eine nützliche Sache
Künstliche Intelligenz erleichtert uns das Leben und entlastet uns von mühsamer Denkarbeit. Insbesondere wenn es um Sprache geht, sind in den letzten Jahren entscheidende Fortschritte gemacht worden. Übersetzungs- und Rechtschreibeprogramme, Such- und Textvorschläge beim „googeln“ oder in WhatsApp Nachrichten würden ohne Künstliche Intelligenz schlecht funktionieren. Sprachverarbeitung (Natural Language Processing, NLP) ist eines der wichtigsten und grössten Anwendungsgebiete von Künstlicher Intelligenz. Das IBM System Watson NLP hat bereits im Jahr 2011 das Spiel Jeopardy! gegen besten Jeopardy! Spieler gewonnen. Aber auch Liftsteuerungen und Produktionsprozesse profitieren von Künstlicher Intelligenz. 

Künstliche Intelligenz lernt schnell!
Damit die Künstliche Intelligenz funktionieren kann, muss sie zuerst lernen. Dieses „Machine Learning“ geschieht mittels Neuronalen Netzen. Neuronale Netze sind Computerprogramme, welche die Art und Weise wie unsere Hirnzellen zusammenarbeiten nachbilden. Damit diese Neuronalen Netze lernen können, benötigen sie Daten. Dabei sind „gelabelte“ Daten (z.B. ein Bild mit einer Bildbeschreibung) die Grundlage für diese Lernprozesse. Die grossen Tech-Firmen wie Amazon, Alphabet, Meta usw. sammeln, respektive besitzen sehr grosse Datenmengen und sind in der Lage ihre Algorithmen und Modelle entsprechend zu trainieren.

Attention is all you need!
Die Verfügbarkeit von immer mehr Rechenleistung ermöglicht die Einführung neuer Modelle. Anstatt gelabelte Daten nacheinander zu verarbeiten schauen neue „Foundation Models“ auf alle Daten gleichzeitig („pay attention“). Aufgrund der grossen Rechenleistung können sie so unvorstellbar grosse, nicht gelabelte Datenmengen verarbeiten. Und sie sind in der Lage, das gelernte „Fundament“ auf andere Anwendungen zu übertragen. Watson NLP von IBM hat sieben Jahre gebraucht, um Gefühle in zwölf Sprachen zu erkennen. Durch die Anwendung von trainierten Foundation Models konnte sich Watson NLP diese Fähigkeit innerhalb eines Jahres für 13 weitere Sprachen aneignen.

Und die Zukunft?
Die Entwicklung wird weitergehen, es werden noch effizientere Algorithmen und Modelle entwickelt werden, die immer noch mehr können und besser werden. Doch wo setzten wir Grenzen? Wird die Künstliche Intelligenz so intelligent, dass sie in der Lage ist, uns Menschen zu übertrumpfen, unsere Arbeit besser und günstiger zu erledigen? Oder sind wir eines Tages den grossen Tech-Giganten ausgeliefert, welche sich aufgrund ihrer technischen und finanziellen Möglichkeiten über staatliche Institutionen stellen können? Hier wird der Gesetzgeber gefordert sein regulierend einzugreifen.

Wie bereiten wir unsere Kinder auf diese „schöne neue Welt“ vor? Neben den Gefahren und Grenzen müssen wir auch die Chancen aufzeigen! Vielleicht bietet Künstliche Intelligenz die Möglichkeit, Fachkräfte zu entlasten, oder führt zu entscheidenden Fortschritten im Gesundheitswesen? Das Statement von Jack Ma, Gründer von Alibaba, am World Economic Forum 2018 fasst für mich sehr treffend zusammen was wir unseren Kindern mitgeben sollen. Neben dringender Reformen in der Wissensvermittlung sind es die Soft Skills, welche uns immer von den Maschinen unterscheiden werden.

Das Vermitteln und Vorleben von Soft Skills ist eine grosse Aufgabe, welcher ich mich mit grosser Freude stelle!

Weitere Informationen
Veröffentlichung zu Foundation Models :  Vaswani, Ashish, et al. „Attention is all you need.“ Advances in neural information processing systems 30 (2017).

Filme/Literatur
Mensch verliebt sich in Künstliche Intelligenz: Ex Machina, 2014

Künstliche Intelligenz in die Gesellschaft integrieren: A.I. Artificial Intelligence, 2001

Die Menschheit kämpft gegen die Künstliche Intelligenz: Matrix – Trailer, 1999

George Orwell, „1984“, Roman, 1948
Adlous Huxley, „Schöne neue Welt“, Roman, 1932

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Josef Küffner

Josef Küffner ist Projektleiter der kantonalen Standortförderung des Kanton Aargau und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation. In seiner Arbeit unterstützt er Firmen bei der Ansiedlung im Kanton und bei alltäglichen Angelegenheiten. Seine Schwerpunkte sind die Life Sciences und Energiebranche. Er ist überzeugt, dass die Künstliche Intelligenz - richtig eingesetzt - einen entscheidenden Beitrag zur Lösung von aktuellen Herausforderungen bringen wird.

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