«IoT» auf dem Prüfstand – eine Welt der Insellösungen

Der Begriff «IoT» (Internet of Things) suggeriert eine Welt voller vernetzter Geräte, die unabhängig von Standort, Art des Geräts oder Hersteller miteinander kommunizieren können. Aber ist es wirklich so einfach? Ein Selbstversuch am Beispiel von «Smart Home».

Mein Zuhause ist smart
«Smart Home» ist in der Heimelektronik omnipräsent. Egal ob es um Küchengeräte, Lampen oder elektronische Türschlösser geht – alles soll heutzutage smart und vernetzt sein. Und natürlich gibt es für alles eine App. Hier kommen die ersten Zweifel an der Geschichte der vernetzten Welt auf. Bei den ersten Versuchen mit meiner smarten Kaffeemaschine, den Lampen und einem Smart Lock (Türschloss) fällt auf, dass jedes System eine eigene App voraussetzt. Da stelle ich mir die Frage:

Wie kann ich all die Geräte gemeinsam steuern?

Die erste Erkenntnis ist so einfach wie ernüchternd: Wohl nicht ohne zusätzliche Hard- und Software.

Ein Blick hinter die Kulissen
Beim Blick auf die technischen Daten meiner smarten Geräte fällt schnell auf, dass diese offensichtlich auf unterschiedliche Standards setzen. In meinem Fall sind dies:

Diese Erkenntnis lässt mich hoffen, dass sich zumindest die Lampen von zwei verschiedenen Herstellern miteinander verbinden lassen. Beide verwenden das ZigBee Protokoll und sollten daher kompatibel sein. Doch auch hier schlage ich schnell auf dem Boden der Realität auf. Ein Blick in die Kompatibilitätsliste bestätigt meinen Verdacht: Die Lampen sind trotz Verwendung desselben Standards nicht kompatibel – ist das euer Ernst?

Wie bringe ich meine smarten Geräte zusammen?
Wenn ich mit meinen Geräten Szenarien wie «Wenn ich mein Schloss öffne, schalte die Lampen im Eingangsbereich ein und aktiviere die Kaffeemaschine» nutzen will, kommen ich nicht um eine zusätzliche Komponente herum: eine «Smart Home»-Zentrale. Diese dient als Vermittlerin zwischen den verschiedenen Standards und Herstellern. Bekannte Vertreter sind Apple Home Kit, Amazon Echo, homee smart home oder das FIBARO Home Center. Um die Beste für Ihren Anwendungsfall zu finden, empfehle ich ihnen eine ausführliche Internet-Recherche. Dabei hängt es stark von den verwendeten Geräten ab und welche Standards diese nutzen. Dann wird auch ihr «Smart Home»-Projekt ein Erfolg!

«Smart Home» – ohne Know-How geht nichts
Eine hohe Technik- und IT-Affinität wird vorausgesetzt, wenn Sie sich selbst an ein «Smart Home»-Projekt wagen wollen. Ausserdem müssen Sie Zeit für das Studium von Kompatibilitätslisten einberechnen, damit das Projekt nicht aufgrund inkompatibler Geräte scheitert. Egal für welche Lösung Sie sich entscheiden, sie ist immer mit Kompromissen verbunden. Bei den meisten Geräte-Herstellern lässt sich der volle Funktionsumfang nur dann nutzen, wenn Sie die dafür entwickelten App nutzen. Besonders beim Thema Updates fällt dies ins Gewicht, da diese meist nur mit der hauseigenen App installiert werden können. Ein Umstand, der bei mit dem Internet verbundenen Geräte besonders bedenklich ist.

Ein Apell für offene Standards
Viele Hersteller versuchen noch immer, die Kundenbindung über proprietäre Entwicklungen zu erzwingen. Dies ist definitiv nicht im Sinne der Konsument*innen und langfristig auch für die Hersteller eine Sackgasse. Die Kundschaft wird diese Taktik durchschauen und sich Mitbewerbern zuwenden, die den Kundennutzen im Fokus haben. Glücklicherweise haben dies einige Hersteller erkannt und arbeiten bereits an einem neuen Standard namens «matter». Dieser soll durch Kooperationen ein offenes und vernetztes Ökosystem schaffen, das dem Begriff «Internet of Things» auch wirklich gerecht wird.

Weiterführende Links
How to start a Smart Home in 2022 – Youtube (Englisch)
Die häufigsten Fragen zu matter

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Marc Egli

Marc Egli ist ICT Business Consultant bei der Alfred Müller AG in Baar und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation. Neben seiner Tätigkeit in der Business Analyse und Projektleitung interessiert er sich auch für die technologischen Entwicklungen im Consumer Markt und wagt dabei gerne mal einen Selbstversuch.

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