Bei einer unserer Recherchen sind wir im Kontext der Transferarbeit zur nachhaltigen Mobilität u.a. auf den BikeCoin aufmerksam geworden. Da wir beide sehr gerne Fahrrad fahren, wollten wir herausfinden, welche digitale Währungen es im Umfeld der Mobilität gibt, was diese auszeichnet, wo sich diese handeln lassen und was für Erkenntnisse wir dabei gewonnen haben.
BikeCoin
Als wir im Rahmen unserer Transferarbeit das erste Mal vom BikeCoin gehört haben, waren wir als Fahrrad-Enthusiasten nicht nur Feuer und Flamme, sondern auch gleich bereit Teile unseres Ersparten in die nachhaltige Mobilität zu investieren. Doch wie so oft im Leben war die Sache etwas „komplizierter“…
So haben wir im Gefolge unserer Recherche bezüglich dem „wie“ und „wo“ (investiert man in den BikeCoin) herausgefunden, dass es sich beim BikeCoin gar nicht um eine Kryptowährung im klassischen Sinne handelt, sondern um ein Konzept zur Förderung der Fahrrad-Nutzung als Element der betrieblichen Mobilitätspolitik.
Im Rahmen dieser Mobilitätspolitik kann jedes Unternehmen selber entscheiden, wie und in welchem Umfang es seine Mitarbeitenden belohnt, d.h. den (per Fahrrad) gesammelten BikeCoins einen bestimmten Wert zuweist, der in Bar oder in anderen Formen ausbezahlt werden kann.
Elektrisiert von der Idee via Kryptowährung in die nachhaltige Mobilität zu investieren, haben wir nach weiteren Alternativen gesucht und sind dabei neben dem RunningCoin auch auf den WattCoin und EnergyCoin gestossen. Doch eine Währung nach der anderen.
RunningCoin
Wichtig in diesem Zusammenhang ist vorab, dass generell die folgenden drei Arten von Tokens unterschieden werden:
- Utility
- Payment (z.B. Bitcoin) und
- Equity (auch Asset/Security Token genannt)
Beim RunningCoin handelt es sich um einen „Utility“ oder auch sogenannten Nutzungs-Token, der den Zugriff auf bestimmte Dienstleistungen oder Produkte (wie z.B. Eintrittskarten oder Gutscheine) eines Unternehmens ermöglicht und in der Regel als Bezahlmittel für deren Plattform dient.
Bezugnehmend auf das Motto der japanischen Sportschuh- und Bekleidungsmarke ASICS „Anima Sana In Corpore Sano“, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ wurde der RunningCoin von einer Gruppe südostasiatischer Läufer geschaffen, die davon träumten sich mit andern Läufern auf der Welt zu verbinden, um sich zu messen und Lauferfahrungen global zu teilen – unabhängig von einem zentralisierten Protokollsystem.
Auf der Webseite wird beschrieben wie vorzugehen ist: Metamask-Wallet installieren, Polygon (Netzwerk mit dazugehörigem Matic-Token) und Netzwerk-Details hinzufügen, RunningCoin in Wallet hinzufügen und danach kann man das „Gas“, d.h. eine Transaktionsgebühr von einem sogenannten Polygon Faucet abholen!? Ab hier wurde es für uns als Krypto-Laien suspekt. Auch zumal wir offiziell „nur“ den SuperRunningCoin (SRC) gefunden haben…
WattCoin
Anfang 2021 gab das ProTeam Rally Cycling auf seiner Website bekannt, dass es als erstes professionelles Radsportteam eine eigene Kryptowährung einführen wird.
Während die meisten Blockchain-gestützten Kryptowährungen durch „Mining“ generiert werden, wird WattCoin durch einfaches Pedal Tretens generiert. Gemäss der Pressemitteilung, werden die Nutzer eines bestimmten Heimtrainers in der Lage sein, die Watt, die sie während ihres Heimtrainings erzeugen, in WattCoins umzuwandeln. Diese können dann für Artikel eingelöst werden, die auf der Rally Cycling-Website verkauft werden. Die Kryptowährung wird mit 10’000 $WATT-Einheiten am Markt eingeführt und sind handelbar in US Dollar oder Bitcoin.
Die wahre Geschichte begann sich jedoch zu enthüllen, als Rallye-Gründer Aaron Charles von einem „Reporter“ gefragt wurde, ob er die Kryptoökonomie vollständig verstehe. “Well, no. No, I don’t. But I don’t have to. Crypto is the future. It sounds to me like you don’t understand crypto, pal. WATTCOIN IS GOING TO THE FREAKIN’ MOON!”. Was sich im Nachhinein also als Aprilscherz herausstellte, beschreibt die derzeitige Lage recht gut. Immer mehr Unternehmen, die in der Blockchain-Ökonomie zu finden sind, treten mutig, dreist und vielversprechend auf.
EnergyCoin
Beim EnergyCoin zählen geradelte Kilometer dagegen wirklich. Die EnergyCoin Foundation arbeitet mit Ring-Ring zusammen, um Fahrradmeilen auf der EnergyCoin-Blockchain zu registrieren und so eine klimaneutrale Gesellschaft zu schaffen. Ring-Ring ist ein niederländischer Service, der die Fahrradnutzung durch direkte Belohnung des Radfahrens anregt. Eine Partnerschaft von Bürgern, Wirtschaft, Arbeitgebern, Kommunen und Krankenkassen. In den letzten Jahren wurde seine App ausgiebig getestet und erfolgreich in zehn Kommunen und bei vielen Unternehmen eingesetzt, um ihnen zu helfen, Klimaziele und eine sozial verantwortliche Politik zu erreichen.
Nimm nicht alles für bare „Münze“
Mogelpackungen gibt es auch im Bereich der Kryptowährungen. Wie wir bereits bei unserer Recherche zum BikeCoin herausgefunden haben, geht es nicht immer um Coins im Sinne der Blockchain Technologie, nur weil sie so bezeichnet werden. Manchmal dienen diese sogar als Vorlage für Aprilscherze von PR Abteilungen. Die Welt der Kryptowährungen ist eine dunkle Kunst, die viele Leute nicht ganz verstehen. Währungen wie Bitcoin sind aber Mainstream und das ahnungslose Volk rennt, aus Angst den neusten Trend und steigende Kurse zu verpassen, diesem hinterher ohne die Technologie zu verstehen. In diesem Sinne sollten Verbraucher lieber noch eine Nacht darüber schlafen, als direkt ihr Erspartes zu investieren.
Auf der anderen Seite lassen sich mit dieser Technologie jedoch auch nachhaltige Geschäftsmodelle aufsetzen.
- Rückverfolgung von Lieferketten: retraced (Mode), minespider (Rohstoffe)
- Blockchain in der Bildung: (odem)
- Einsatz in der Versicherungswirtschaft (Etherisc)
In diesem Sinne: „There is no coin to rule them all“