Wie genau soll diese junge Technologie «Blockchain» traditionelle Geschäftsmodelle in der Versicherungswelt disruptieren, kann sie das überhaupt? Wo stehen wir heute? Können oder wollen sich die Firmen adaptieren, oder verschlafen sie den Zug, weil sie sich auf Nebenschauplätzen aufhalten? Ein Einblick gab der CV SUMMIT LEADERSHIP CIRCLES vom September 2021.
Ein zentrales Problem, welches die Blockchain löst, ist das durch die Funktionsweise von Blockchain ein Vertrauensverhältnis zwischen zwei Parteien geschafft werden kann, auch wenn sich diese nicht kennen. Heute wird dieser Platz durch Mittelsmänner- oder Frauen, wie Banken, Notare, etc. und auch Versicherungen besetzt. Banken befinden sich bereits mitten in der Disruption durch die Blockchain Technologie. Wie sieht die Situation bei den Versicherern aus? Schaut man auf die Versicherungswelt und die Projekte, welche realisiert werden, hat man eher den Eindruck, dass man die Technologie versucht in Nebenprozessen zu nutzen. Unweigerlich muss man zu diesem Schluss gelangen, wenn man die Diskussion am CV SUMMIT LEADERSHIP CIRCLES verfolgt, wo sich Vertreter u.a. von Generali und Swiss Re zum Thema Blockchain Adaption unterhalten. Auffallend ist die Sichtweise derer Vertreter, welche jeweils aus der Perspektive der Versicherungen «Probleme» suchen, welche mit der Blockchain gelöst werden könnten. Der Hauptfokus der Diskussion liegt darin, ob eine Versicherung 3a in Bitcoin investieren darf oder es Crypto-Versicherungen geben soll… hat das mit Blockchain Adoption zu tun!? Eher nein. Auch das immer wieder positiv erwähnte Beispiel «Cardossier» besetzt nur die Seitenarme einer Versicherung. Bereichernd waren die Ausführungen von Jens Beba (Inacta) «…their not so keen to be wiped out…», womit er die Angst der etablierten Versicherungen ansprach von Startups in ihrem Kerngeschäft verdrängt zu werden. Auch spricht er vom spärlich vorhandenen Willen sich mit Blockchain Technologie ernsthaft auseinanderzusetzen. Diese Anregung hat dann Jags Rao (Swiss Re) doch dazu bewegt, die Missstände wie z.B. Profitgenerierung durch Informations-Asymmetrie im ganzen Ökosystem anzusprechen. Sogar die Einsicht, dass dies nicht ein nachhaltiges Modell sei und auf die eine oder andere Weise herausgefordert wird, ist vorhanden. Jedoch gewinnt man aus der Diskussion den Eindruck, dass die vorherrschende Meinung der Teilnehmenden Versicherer ist, diese Adaption steuern zu können und der Blockchain ihren Platz in ihrer Welt zu zuweisen. „Es brauche einen längeren Prozess, um alle Akteure im System an Bord zu holen und gemeinsam diese Entwicklung anzugehen, damit diese ihre vorhandenen Geschäftsmodelle und Strukturen anzupassen können“, fügt Jags Rao (Swiss Re) der Diskussion zu.
Doch schätzen die Versicherungen die Situation richtig ein? Ein Blick zur Seite in die Finanzindustrie und zu den Zentralbanken sollte ein Weckruf sein, was die Blockchain Technologie ermöglicht. Auf der staatlichen Seite scheinen Staaten, Zentralbanken und Regulierungsbehörden von der sich ausbreitenden Bitcoin und Crypto Invasion überfordert zu fühlen. Verbote haben bis heute nichts gebracht. Bitcoin, welcher Werterhalt und Unabhängigkeit von staatlich regulierten Währungen verspricht, breitet sich immer mehr aus. Die Gewissheit, dass sie sich wohl oder übel auf ein «Zusammenleben» einstellen müssen, bestätigt sich mit jedem weiteren Tag. Auf der anderen Seite müssen Banken, welche das Steuerruder in diversen ihrer Kernprozessen bereits am Verlieren sind, nun ihren Platz in der neuen Realität von DeFi (Decentralized Finance) suchen, um auch längerfristig bestehen zu können.
Den Versicherungen kann nur geraten werden, die Blockchain Technology schnellstmöglich wirklich ernst zu nehmen und ihr Geschäftsmodell und Kernprozesse radikal zu hinterfragen. Findige Startups werden sonst früher oder später den Versicherer „Filet“-Stücke aus ihren Geschäftsmodellen schneiden und diese mit ihren schwerfälligen Strukturen in Bedrängnis bringen.
YouTube Video CV SUMMIT LEADERSHIP CIRCLES (ab ca. 3:58:20)