Die Globale Erwärmung und die Digitalisierung sind zwei der wichtigsten Themen der Gegenwart. Schreitet die Digitalisierung immer schneller voran, versucht die Gesellschaft im Gegensatz dazu den Klimawandel aufzuhalten. Aber: Der globale Anteil der durch die Digitalisierung ausgestossenen Treibhausgase steigt jährlich an – trägt also eine Mitschuld am Klimawandel. Damit stellt sich die dringende Frage: Was muss getan werden, um nachhaltiger zu digitalisieren?
Das gemeinsame Ziel aller Klimaabkommen ist es, das Risiko einer unaufhaltsamen Spirale aus Rückkopplungseffekten der Erderwärmung zu minimieren. Es lässt sich unmöglich vorhersagen, bei welcher Erderwärmung exakt diese sogenannten Kipppunkte erreicht, bzw. ausgelöst werden. Aber sind wir ehrlich – ist dies der richtige Zeitpunkt für eine Wette der Menschheit? Nein, und deswegen wurde z.B. im Pariser Klimaabkommen der Schwellenwert von +1.5 Grad Celsius als oberste “erlaubte” Grenze der Erderwärmung festgelegt. Dies setzt voraus, dass wir die global ausgestossenen Treibhausgase bis 2050 auf praktisch null reduzieren. Jüngst wurden an der Klimakonferenz in Glasgow konkrete Massnahmen verabschiedet und die Ziele des Pariser Abkommens bestätigt. Denn momentan riskieren wir, die Grenze von +1.5 Grad Celsius bis 2100 deutlich zu überschreiten.
Der ökologische Fussabdruck des Internets
Der digitale Fussabdruck (im ökologischen Sinne) unserer Gesellschaft ist in den letzten Jahren aufgrund steigender Datenmengen rasant gewachsen und macht mittlerweile ca. 3.7% der weltweit ausgestossenen Treibhausgase aus. Da der Zugang zum Internet und digitalen Technologien Schlüssel zu sozialem und ökonomischem Wohlstand – also zur Bekämpfung von sozialer Ungerechtigkeit, Armut, Not und Hunger – sind, darf die Digitalisierung keinesfalls verlangsamt werden. Aber wir müssen das Wachstum der Digitalisierung ökologisch nachhaltig gestalten. Denn nur wenn auch zukunftsweisende Entwicklungen wie die Digitalisierung klimaneutral werden, können wir die ambitionierten Klimaziele erreichen.
Das betrifft nicht nur den individuellen Konsum jedes/jeder Einzelnen. Vor allem müssen sich auch Unternehmen der Verantwortung in Bezug auf ihr Handeln sowie dessen Konsequenzen für Natur und Umwelt bewusst werden und entsprechende Massnahmen ergreifen.
Wie können wir in Unternehmen zu einer nachhaltigeren Digitalisierung beitragen?
Think Tanks wie z.B. The Shift Project sehen vor allem in der Reduktion des Energiebedarfs sowie dem bewussteren Umgang vorhandener Ressourcen Möglichkeiten zu einer nachhaltigeren Digitalisierung. Die Rede ist von “lean ICT”, also der Straffung der Informations- und Kommunikationstechnologie. Daraus ergeben sich u.a. folgende konkrete Handlungsfelder:
Strukturen: Nachhaltigkeit in der Organisation thematisieren und messen
- Indem die Nachhaltigkeit im Rahmen einer Task Force oder einer Ansprechperson strukturell verankert wird, gewinnt die Thematik an Bedeutung. Hier muss die IT im Sinne der wachsenden Bedeutung ihres ökologischen Fussabdrucks intensiver mit einbezogen werden.
- Die Umwelteinflüsse von Digitalisierungsprozessen müssen Teil des Reportings sein: Erst durch das Messen und Berichten von Nachhaltigkeits-KPIs wird das Management dazu befähigt faktenbasierte Entscheidungen zu treffen. Nur so können Ziele gesteckt, deren Erreichung überprüft und, wo nötig, angepasst oder korrigiert werden.
Prozesse und Systeme: Anschaffung anwendungsgerechter Software und Hardware
- Bei Neu- oder Ersatzinvestitionen von Soft- und Hardware eine genaue Bedarfsanalyse durchführen. Beispielsweise sollte das Sizing einer Datenbank den Ansprüchen der Anwendungen genügen, aber nicht überdimensioniert sein. Vereinfacht gesagt: Je grösser die Datenbank, desto grösser der Energieverbrauch.
- Die CO2-Bilanz soll als Kriterium in den Entscheidungsprozess einfliessen. Mittlerweile gibt es z.B. Cloud-Anbieter die ihren Strom komplett aus erneuerbaren Energiequellen beziehen.