Datenschutz – Wo beginnt effektiver Datenschutz

Das Datenschutzgesetzt sorgt der Staat dafür, dass der Datenschutz gewährleistet ist. Beginnt der Datenschutz wirklich mit einem Gesetz? Oder beginnt effektiver Datenschutz bei den Menschen?

Datenschutz ist als Thema seit dem Erscheinen der neuen EU-DSGVO in vieler Munde, vor allem in Unternehmen, aber auch im privaten Umfeld. Aber hat sich wirklich etwas, ausser einem wahrnehmbaren Aktionismus in Firmen, um keine Bussen zahlen zu müssen, geändert im alltäglichen Umgang mit personenbezogenen Daten?

Wieso ist Datenschutz erst seit der EU-DSGVO ein wichtiges Thema?

Das Thema hat tatsächlich nicht erst seit 2018 Relevanz für die Menschen. Relevant ist es hauptsächlich aufgrund des sich seit Jahren rasant entwickelnden technologischen Umfeld, in dem wir uns bewegen. Wir benutzen zunehmend mehr Datendienste, deren Funktion wir kaum mehr verstehen und noch weniger verstehen wir die wahren Interessen der Anbieter hinter diesen Diensten.
Beispiel gefällig? Facebook weiss mit der Analyse von nur 70 geklickten Likes mehr über eine Person als ihre Freunde und nach 300 mehr als ihre Familie. Aber sind sich die Leute bewusst, welche Daten sie von sich preisgeben, wenn sie einen Like-Button klicken? Denn das ist wohl der Kern des Problems. Hat ein Mensch heute tatsächlich noch die Chance, als wirklich mündiger Konsument am Markt teilzunehmen? Den meisten Konsumenten ist kaum bewusst, was heute alles möglich ist bzw. was gemacht wird mit ihren Daten und warum. Ein Gesetz kann diesen Zustand wahrscheinlich verbessern, allein die Wirksamkeit ist trotzdem begrenzt. Denn ein Gesetz kann die nicht selbst verursachte Unmündigkeit der Konsumenten kaum kompensieren. Aber was muss dann zusätzlich passieren, um den Schutz personenbezogener Daten zu verbessern?

Awareness in den Firmen schaffen ist der Schlüssel – Aber wie?

Es gibt viele Dienstleister, die Unterstützung für Firmen bezüglich Awareness Programmen anbieten. Es gibt auch viel Literatur zum Thema. Aber viele fangen erst bei der Ausführung der Tätigkeit innerhalb der Firma an. Sie analysieren das Arbeitsumfeld und Risiken und bieten technologische Möglichkeiten an, Daten effektiver zu schützen. Sie schaffen Programme, die den Mitarbeitern den Datenschutz innerhalb der Firma aufzeigen.
Awareness Programme sollten in einer Firma, die den Datenschutz ernst nimmt, aber damit beginnen, allen Mitarbeitern den sicheren Umgang mit den eigenen Personendaten in alltäglichen Situationen des Lebens beizubringen. Denn einem Menschen aufzuzeigen, wie viel sie/er von sich selbst jeden Tag preisgibt auf den verschiedenen Plattformen und Diensten und welche Risiken damit unter Umständen verbunden sind, ist meiner Erfahrung nach immer noch einer der effektiveren Wege, nachhaltig die Aufmerksamkeit und das Interesse, und damit das Verständnis bezüglich eines Themas, bei Menschen zu verbessern. Und darum geht es in erster Linie bei einem Awareness Programm, oder? Dieses Bewusstsein kann dann dazu benutzt werden, die Notwendigkeit des Datenschutzes und dessen Einhaltung auch im beruflichen Umgang mit Personendaten der eigenen Kunden zu verbessern. Denn schlussendlich sind Kundendaten immer Daten einer Privatperson, und sind wir nicht alle jeden Tag Privatperson, auch wenn wir für eine Firma arbeiten?

Darum sollte das Ziel eines Awareness Programm sein, aus den eigenen Mitarbeitern mündige Bürger im Umgang mit personenbezogenen Daten zu machen. Damit erschlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe, denn ein (Datenschutz-) mündiger Mitarbeiter, der sich heute auf den mannigfaltigen Plattformen und in vielen Alltagssituationen sicher und aufmerksam bewegt, schützt die Kunden- aber auch weitere Daten der eigenen Firmen besser.

Weiterführende Links zum Thema

Studie: Facebook kennt uns besser als unsere Familie (wiwo.de)

Mündigkeit und Datenschutz | NZZ

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Sergio Vogel

Sergio Vogel ist Verantwortlicher IT-Services und Application-Management bei der Mobility Genossenschaft und bloggt aus dem Unterricht des CAS Data Privacy Officer.

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