Krise als Chance

COVID-19 wird als bedeutungsvollste Gesundheits- und Wirtschaftskrise der Neuzeit in die Geschichte eingehen. Sie wird aber auch als treibende Kraft der digitalen Transformation und Innovationen in Erinnerung bleiben. Die aktuelle Situation ist zweifellos beängstigend. Die Angst jedoch ist ein schlechter Ratgeber.

Wie also trotzdem positiv nach vorne schauen und die Situation erfolgreich bewältigen? Die Geschichte lehrt uns, dass innovative (Schweizer) Unternehmen frühere Krisen zu ihrem Vorteil nutzen konnten. Denn in einer Krise herrschen bessere Voraussetzungen für Veränderungen als zu normalen Zeiten.

Nescafé – Kaffee ohne Kanne

Brasilien sass 1930 nach einer Rekordernte auf Tausenden von Tonnen überschüssigen Kaffeebohnen fest. Um einen globalen Preiszerfall zu verhindern, musste ein grosser Teil vernichtet werden. Aus der Not heraus suchte man nach einem Produkt, welches den Konsum von Kaffee steigert und die überschüssigen Kaffeebohnen haltbar macht. Nestlé bekam den Auftrag einen Kaffee zu entwickeln, welcher sich mit heissem Wasser auflösen lässt und dabei trotzdem seinen Kaffeegeschmack behält. Dies war die Geburtsstunde von Nescafé. Heute werden täglich knapp 300 Millionen Tassen Nescafé getrunken, rund 4000 Tassen pro Sekunde.

Hayek als Retter in der Not

Die Schweizer Uhrenindustrie durchlebte in den 1970/80er Jahren, als die Japaner den Weltmarkt mit billigen Quarzuhren überschwemmten, eine ihrer schwierigsten Phasen. Damals gingen rund 2/3 der Arbeitsplätze in der Uhrenindustrie verloren. Es gab kaum eine Branche, welche die Schweizer Werte – Präzision und Qualität – so gut verkörperte, dass der Rückschlag auch ausserhalb der Uhrenindustrie als gravierend empfunden wurde. Der Unternehmensberater Nicolas G. Hayek übernahm mit weiteren Investoren die Mehrheit am fusionierten Unternehmen SMH (heute Swatch Group) und schaltete auf eine hochproduktive und automatisierte Fertigung um. Er erkannte das Marktpotenzial einer kostengünstigeren, zuverlässigen Plastik-Quarzuhr. Der Erfolg der kreativ vermarkteten Swatch leitete den Wiederaufschwung der Schweizer Uhrenindustrie ein.

Einzigartigkeit durch optimistische Unternehmenskultur und Leadership

Um Krisen zu überstehen, müssen Unternehmen innovativ sein. Wer austauschbar ist, hat verloren. Nicht der Grosse gewinnt, es ist der Schnellste und Anpassungsfähigste. Erfolgreiche Firmen werden dabei oft von starken Führungspersönlichkeiten geleitet. Diese pflegen eine optimistische und agile Unternehmenskultur. Weiter bewahren sie in der Krise Ruhe. Dabei sind sie nicht nur Leader, sie entwickeln und tüfteln auch selbst an Produkten, um sie weiterzubringen. Beispielhaft an dieser Stelle ist Adrian Steiner (CEO von Thermoplan), zu erwähnen. In der COVID-Krise ist er mit dem Kunden Starbucks kurzerhand in die Produktion von Beatmungsgeräten eingestiegen.

Failure to adapt means failure to exist

Neben neuen Strategien und passenden Geschäftsmodellen ist ein gezielter Kulturwandel nötig. Dies bedeutet vor allem die Implementierung einer Veränderungsaffinität bei den Führungskräften und den Mitarbeitern. Damit Menschen jedoch Bereitschaft für eine veränderte Zukunft entwickeln, muss es eine mindestens ansatzweise gemeinsame Problemsicht geben. Das bedeutet, Führungskräfte müssen ihre Teams partnerschaftlich coachen und begleiten. Dabei ist vor allem die richtige Bewältigung der Emotionen und Ängste wichtig. Denn der Schlüssel zur Veränderung ist eine emotionale Zustimmung. Fakten bringen die Mitarbeiter zwar zum Denken, aber erst Gefühle bringen sie zum Handeln.

 

Weiterführende Links zum Thema

PWC, 19.6.2020
Diese Schweizer Unternehmen haben die Corona-Krise als Chance genutzt.

Computerwoche, 03.08.2020
https://www.computerwoche.de/a/covid-19-erzwingt-digital-leadership,3549509

Deloitte, 06.08.2020
https://www2.deloitte.com/us/en/insights/topics/digital-transformation/digital-transformation-COVID-19.html

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André Niederberger

André Niederberger ist Director of IT Development bei der Littlebit Technology AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS CDO.

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