Wir stehen vor einer fremdbestimmten Welt in der vorgegeben wird, wer sich in welchem Umkreis bewegen darf. Kontakte via Smartphone werden künftig erfasst und ausgewertet. Jeder Reisende wird gezwungen sein, Daten «freiwillig» über sich herauszugeben. Wenn das einmal etabliert ist, werden US-Konzerne zur Weltpassbehörde und es gibt kein zurück. Das stellt uns vor ein Dilemma.
Daten sind das Gold der Zukunft. Grosskonzerne und Behörden wollen persönliche Daten digital gesammelt an einem Ort verwalten können. Datenschutz spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Organisation der ID2020 verspricht alle Richtlinien der Datenschutzbehörden einzuhalten und trotzdem eine Blockchain Lösung präsentieren zu können.
In unserer Gesellschaft gibt es Menschen, die ihre Identität nicht einmal nachweisen können und so von staatlichen Leistungen ausgeschlossen sind. Meiner Meinung nach machen sich Grosskonzerne und Behörden dies zum Vorteil und geben Flüchtlingen und nicht registrierten Menschen eine digitale Identität, um so an ihre persönlichen Daten zu kommen. Es kommt zu einem Wildwuchs virtueller Identitäten, dank mangelnder Effizienz an Identitätskontrollen.
Was bringt das Konzept «ID2020» mit sich?
Digitale Identität steht für alle online gespeicherten personalisierten Daten – zentral an einem Ort. Sprich unser Beruflicher Werdegang, unsere Reisen, unser Wohnort und all diese Daten werden online gespeichert mit dem Ziel einer zweifelsfreien Identifizierbarkeit. Dahinter steckt eine Vereinigung von Konzernen, Stiftungen und NGOs, die gemeinsam mit Behörden weltweit an einer transnationalen digitalen Identität arbeitet.
Digitale Identität in einer Blockchain verwalten – ist das unsere Zukunft?
Digitale Identitäten sollen zukünftig den Menschen die Kontrolle über ihre eigenen Daten zurückgeben, die heute unter Kontrolle von Google und Facebook stehen. Wie soll das funktionieren? Ich sehe es so, dass der Nutzen der selbstverwalteter digitaler Identität darin besteht, dass ich fremden Personen nur die Informationen und Daten von mir offenlege, die für den jeweiligen Vorgang notwendig sind. Dem ist aber nicht so. Dies zeigen die Projekte und Initiativen der ID2020 und Known Traveler ID. Mit Druck und Manipulation können zukünftig Menschen dazu gebracht werden, deutlich mehr Informationen freizugeben als nötig. Dafür profitieren sie von besseren Konditionen oder können überhaupt noch ins Ausland reisen. Hier frage ich mich: Ist das legal? Irgendwann wird das zwangsweise zur Normalität führen und wir geben mehr Daten von uns preis als erforderlich.
Und was geschieht mit den Daten in der EU?
Gemäss der EU-Datenschutzgrundverordnung gilt folgende Regelung: Für spezifische Zwecke dürfen persönliche Daten mit einer Einwilligung der Person verarbeitet werden. Sobald der Zweck erfüllt ist, entfällt oder widerrufen wird, sind persönliche Daten zu löschen.
Da frage ich mich, wie will das Konzept von ID2020 dieser Verordnung gerecht werden? Mit ihrem Vorhaben eine Blockchain für die Datenspeicherung zu allgemeinen Verwaltungszwecken einzusetzen, widerspricht das Konzept ID2020 komplett dieser Vorschrift. Denn auf einer Blockchain bauen alle Einträge aufeinander auf – eine Löschung ist somit nicht möglich. Ein weiterer Widerspruch ist, dass gemäss der Datenschutzgrundverordnung eine verantwortliche Instanz für den vorschriftsgemässen Umgang mit persönlichen Daten haftet. Eine solche Instanz gibt es aber bei einer Blockchain-Datenverarbeitung nicht. Somit stellt sich hier die Frage, wie die Schweiz mit dieser Idee in der EU ankommen wird. Kann sie das durchsetzen? Das ganze Thema ist sehr ambivalent und hinterlässt viele offene Fragen. Eine Sensibilisierung des Themas ist essentiell, um mehr Transparenz und Aufklärung der Menschheit zu schaffen.
Weiterführende Links zum Thema
– Die Blockchain weiss alles – kommt die totale Überwachung?
– Die Schweizer E-ID ist beschlossen und umstritten
– Referendum gegen E-ID-Gesetz zustande gekommen
– Sollen Private ihre E-ID herausgeben?