Öffentliche Verwaltungen müssen trotz haushälterischem Mittelumgang Innovation betreiben, um die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Standortes zu verbessern und um den Bürgerinnen und Bürgern die Lösungen zu liefern, die sie benötigen.
Der erste Pinguin
Stellen Sie sich eine Gruppe von Pinguinen auf einer Eisscholle vor, den Blick aufs Wasser gerichtet auf der Suche nach Fischen. Einzig die Angst im Wasser auf Seeleoparden zu stossen, hält sie von einem Sprung ab. Jeder möchte gerne hineinspringen, um einen Fisch zu ergattern, doch keiner wagt es. Was passiert? Sobald sich der Erste getraut hat, springen andere hinterher. Die ganz Vorsichtigen warten weiter ab. Doch wenn die ersten Pinguine mit Fischen im Maul auftauchen, springen auch sie hinein.
Ein ähnliches Verhalten ist bei öffentlichen Verwaltungen in Bezug auf Innovationen zu beobachten. Jeder möchte eigentlich gerne innovieren, doch aufgrund der Risiken warten alle ab. Man möchte keine Fehler machen, keine Mittel verschwenden oder mit negativen Schlagzeilen in den Medien erscheinen. Deshalb wird gewartet bis andere Verwaltungen erste Erfahrungen mit bspw. einer neuen Technologie machen. Viele warten sogar so lange ab, bis die neue Technologie eine hohe Maturität aufweist oder die aktuell eingesetzte Technologie ihren Geist aufgibt.
Warum öffentliche Verwaltungen nicht innovieren
Eine öffentliche Verwaltung sollte haushälterisch mit den ihr anvertrauten Mitteln umgehen und verfolgt dabei das Ziel ein optimales Kosten-/Nutzenverhältnis zu erreichen. Zudem steht eine öffentliche Verwaltung nicht in direkter Konkurrenz mit anderen Verwaltungen. Das Risiko, wie in der Privatwirtschaft, von einem anderen Player ersetzt zu werden, existiert in dieser Branche nicht. Zudem werden Sparprogramme, Personalmangel, ein starkes Sicherheitsbedürfnis oder der Datenschutz als grosse Hindernisse für Innovationen genannt. Darüber hinaus werden Fehler und die daraus folgende schlechte Publicity unter allen Umständen vermieden.
Warum öffentliche Verwaltungen innovieren müssen
„It’s tough when markets change and your people within the company don’t.“ – Harward Business Review
Die Bevölkerung geht mehrheitlich den technologischen Wandel mit, zumal seit 2020 die «Digital Natives» in der Mehrheit sind. Diese verlangt nach bequemen, effizienten und digitalen Behördengängen. Allein aus diesem Grund ist es erforderlich, dass die Verwaltungen am Wandel teilnehmen. Durch eine innovative Ausrichtung kann das Ansehen der öffentlichen Verwaltung in der Bevölkerung gesteigert und das Image einer «staubigen Verwaltung» abgelegt werden.
Die öffentlichen Verwaltungen können mit erfolgreichen Innovationen das Kosten-/Nutzenverhältnis verbessern. Mit künstlicher Intelligenz können z.B. repetitive und mühsame Aufgaben automatisiert und den Mitarbeitenden mehr Zeit für spannendere Aufgaben zugeteilt werden. Mit Innovationen kann ein Wettbewerbsvorteil erzielt und die Standortattraktivität für Bevölkerung und Unternehmen erhöht werden. Eine innovative Verwaltung kann zukünftig als Entscheidungskriterium für eine Ansiedelung von Menschen und Unternehmen sein. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Steigerung der Attraktivität im Arbeitsmarkt. Sehr gute Mitarbeitende suchen nach agilen und innovativen Arbeitgebern.
Kooperation fördern und «zusammen springen»
Alle Verwaltungen stehen vor praktisch identischen Herausforderungen und Zielen. Um die Risiken zu verringern und Synergien zu nutzen, sollten die öffentlichen Verwaltungen verstärkt zusammenarbeiten und Innovationen gemeinsam fördern. Innovative, bequeme, effiziente und kostengünstige Verwaltungen tragen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und zum Wohle der Schweiz bei.