Wird die Tokenisierung von Assets die Zukunft sein?

Die Tokenisierung von Assets ist ein Bereich mit explosivem Wachstum auf der Blockchain. Viele Branchen, insbesondere die Finanzindustrie, haben das grosse Potenzial der Security-Tokens erkannt und begonnen es zu nutzen. Führende Unternehmen der FinTech-Branche weltweit sind dabei, den Weg für eine Transformation sowohl des Primär- als auch des Sekundärmarktes zu ebnen.

Die meisten Vermögenswerte auf der Welt sind illiquide und schwer zu handeln. Die Blockchain bietet die Möglichkeit, existierende Vermögenswerte (Assets) durch die Tokenisierung und sogenanntes «Fractionalising» handelbar zu machen. Security-Tokens sind vergleichbar mit einem Wertpapier, da sie durch Vermögenswerte gedeckt sind. Security Token Offerings (STO) sind eine sicherere, regulierte Form der Basisvariante Initial Coin Offering (ICO).

Marktentwicklung

STO kamen zusammen mit den ICO erstmals 2017 auf. Die zu Beginn dominierenden Utility-Tokens haben an Bedeutung verloren, während STO stark an Anzahl und Volumen zunehmen. Die Schweiz liegt hinter den USA weltweit an zweiter Stelle bei der Anzahl durchgeführter STO (14) und mit rund USD 100 Mio. aufgenommenem Volumen («Global STO Study» von BlockState 2019).

Gemäss dieser Studie werden

  • 94% aller STO als ERC20-Token auf dem Ethereum-Protokoll herausgegeben;
  • in 75% der Fälle Eigenkapital, bei 15% Assets und bei 10% Fremdkapital tokenisiert;
  • STO vor allem von Unternehmen der folgenden Branchen durchgeführt: 50% Finanzen & Bankwesen, 15% Blockchain, 12% Immobilien und 10% Services.

Der Tokenisierungsmarkt  dürfte gemäss «Tokenization Market – Global Forecast» von MarketsandMarkets mit jährlichen Wachstumsraten von 22% bis 2023 auf USD 2.7 Mia. ansteigen.

Chancen

  • Security-Tokens bieten Investoren attraktive Investitionsmöglichkeiten in Ergänzung zu traditionelleren Anlagen.
  • Durch einfachere Teilbarkeit werden handelbare Werte liquider, was die Veräusserung kleinerer Anteile an Immobilien oder Kunst erleichtert.
  • Für Gesellschaften, die Kapital aufnehmen wollen, bieten STO eine raschere und günstigere Alternative zum bisher etablierten Initial Public Offering. Einer der Gründe dafür liegt darin, dass STO aufgrund der technologischen Möglichkeiten und des damit verbundenen Wegfalls von Intermediaries zu tieferen Ausgabe- und Abwicklungskosten heraugegeben werden können.
  • Eine zusätzliche Erleichterung liegt darin, dass die Nachvollziehbarkeit des Wertetransfers von Besitzer zu Besitzer (Compliance) bei Security-Token im Token integriert ist (z.B. Investorenrechte, Eigentum, Stimmrechte, Dividenden) und mittels Smart Contracts auf der Blockchain dokumentiert und ausgeführt werden.

Herausforderungen

  • Wenige Standards, mangelnde Skalierbarkeit und nicht geklärte Integration in bestehende Systeme.
  • Unklare und länderspezifische Regulierung sowie fehlende Rahmenbedingungen für Compliance (KYC/AML).
  • Erhöhte Anfälligkeit für Cyberrisiken und Cybercrime.
  • Breiter Zugang zu Märkten erhöht die Möglichkeit für Betrug und Missbrauch.

Einschätzung

Die Tokenisierung der Anlagen hat durchaus das Potenzial, die Realwirtschaft zu revolutionieren. Um diese Revolution aber in Gang zu bringen, braucht es professionelle Marktteilnehmer. Gerade wenn institutionelles Geld gewonnen werden möchte, scheint es zentral, dass die Marktinfrastruktur verlässlich ist und die Marktteilnehmer vertrauenswürdig sind. Für die Nutzer müssen mehr Rechtssicherheit und eine bessere Convenience geschaffen werden. Die Vorteile der Tokenisierung, allen voran die Liquidität, wird erst mit den höheren Volumen und breiter Akzeptanz eintreten. Der Markt organisiert sich, Infrastruktur wird gebaut und neue Businessmodelle bilden sich. Wesentlich erscheint ein Zusammenspiel von Emittenten, Handel, Verwahrern, API-Schnittstellen, Marktdaten und Ratings. Skaleneffekte erhofft man sich mit dem Launch der Schweizer Blockchain-Börse SDX (voraussichtlich Ende 2020).


Weiterführende Links: FINMA Wegleitung zu Initial Coin Offerings (ICO) 2018

 

 

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