Bitcoin: Revolution oder Klimabedrohung?

Bitcoin braucht heute schon mehr Energie als die gesamte Schweiz – Tendenz steigend. Kommt die Energie zumindest aus erneuerbaren Quellen? Leider nein: ein Grossteil dieser Energie kommt aus China und wird aus fossilen Brennstoffen wie beispielsweise Kohle gewonnen.

Warum benötigt Bitcoin so viel Energie?
Die Blockchain Technologie wird unter anderem für die Unveränderbarkeit der protokollierten Transaktionensdaten und damit für ihre hohe Sicherheit geschätzt. Die Bitcoin Blockchain verdankt diese Eigenschaft insbesondere ihrem Konsensus Mechanismus, dem sogenannten «Proof of work» (PoW). Der PoW definiert, welcher Miner den nächsten Block auf der Blockchain produzieren darf, wobei die Auswahl, welcher Block der nächste sein soll, rein zufällig sein soll.

Derjenige Miner, der das sog. «nonce» zuerst gefunden hat und den nächsten Block produziert, erhält dafür einen fixen Betrag an «Mining reward» (Entschädigung in Bitcoin) sowie die Transaktionsgebühren, welche auf den prozessierten Transaktionen erhoben worden sind. Diese Erträge – insbesondere seit dem starken Wertanstieg des Bitcoin Mitte 2018 – incentivieren weltweit Leute dazu, ebenfalls Bitcoin zu minen. Das führt dazu , dass immer mehr Miner mit immer mehr Rechenpower beginnen, sich dem Netzwerk anzuschliessen. Es entstehen teilweise riesige Rechenzentren.

Bitcoin Rechenzentrum

Da das Bitcoin Protokoll so geschrieben ist, dass durchschnittlich alle 10 Minuten ein neuer Block erstellt wird, muss die Schwierigkeit der Aufgabe, das «nonce» zu finden, mit der wachsenden Rechenleistung zusätzlich erhöht werden. Dieser Zyklus hat in den letzten Jahren zu einem enormen Wachstum des Energieverbrauch fürs Bitcoin Mining geführt.

Eine einzige Bitcoin Transaktion braucht inzwischen gleich viel Energie wie 23 amerikanische Haushalte in einem ganzen Jahr!

Kumuliert verbrauchen sämtliche Transaktionen auf der Bitcoin Blockchain somit aktuell …

Weitere Statistiken und eine laufende Aktualisierung dieser Zahlen werden durch Digiconomist veröffentlicht.

Die Quellen sind vor allem fossile Brennstoffe – mehrheitlich aus China

Kohlemine in China

Man geht davon aus, dass ungefähr die Hälfte aller Rechenzentren, in welchen Bitcoin Miner betrieben werden, in China angesiedelt sind. Ebenfalls wesentliche Mining-Center befinden sich in geographisch kühlen Regionen in der nördlichen Hemisphäre, wo die Energiekosten besonders tief sind: unter anderem in Georgien, USA, Kanada, Schweden oder Island.

Damit ist nicht nur der reine Energieverbrauch der Bitcoin Blockchain ein grosses Problem, sondern vor allem auch der Umstand, dass vermutlich der grösste Teil der Energie, die für das Mining benötigt wird, aus nicht erneuerbaren fossilen Brennstoffen wie bspw. Kohle gewonnen wird. Die Art der Energiegewinnung belastet die Umwelt also zusätzlich.

Alternativen existieren – Wo bleiben die Forderungen der Politik?
Verschiedene andere Blockchain Protokolle verzichten bewusst auf den «Proof of Work» Mechanismus und nutzen beispielsweise den deutlich Energie-effizienteren Mechanismus «Proof of Stake». Es fragt sich also nur, warum die Bitcoin Blockchain noch immer die am häufigsten gehandelte Kryptowährung weltweit bleibt, obwohl eine Änderung des Konsensus Mechanismus in naher Zukunft nicht absehbar ist. Wo bleiben die Klimaaktivisten und die grünen Politiker, welche das Bewusstsein für den unverhältnismässigen Energieverbrauch von «Proof of Work» schärfen und endlich eine nachhaltigere Alternative fordern?

Weiterführende Links:

https://digiconomist.net/bitcoin-energy-consumption

https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20194137

https://www.nau.ch/news/digital/bitcoin-hat-hoheren-stromverbrauch-als-die-schweiz-65550756

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Olivia Krähe

Olivia Krähe ist Senior Manager Product & Market Development bei Viseca Payment Services und bloggt aus dem Unterricht des CAS Blockchain.

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