Wir brauchen eine neue Vertrauenskultur

Datenschutz als Erfolgsfaktor  (Bild pixabay.com)

Viele erachten den Datenschutz als mühsam. In Wirklichkeit führt er zu einer Win-Win-Situation!

Es wäre doch so schön, uns auf die kommenden Entwicklungen in der digitalen Welt zu freuen.  Im Wissen, unsere personenbezogenen Daten sind save. Wir werden transparent informiert. Die Information erfolgt in einer einfachen und verständlichen Sprache. Die Grundsätze des Datenschutzes werden eingehalten.  Nicht nur, weil es ein Datenschutzgesetz gibt und Strafen ausgesprochen werden können. Wir wissen, zu was wir ja sagen.

Reality Check

Gefühlt haben wir zighundert Datenschutzerklärungen und Cookie-Banner akzeptiert.

Lesen wir die Datenschutzerklärungen und die Cookie-Informationen durch? Geben wir unser Einverständnis, weil wir dem Datenbearbeiter vertrauen?

Aufgepasst

Norwegische Verbraucherschützer:innen haben ihre Untersuchungsergebnisse zum Thema Datenweitergabe veröffentlicht.

Fazit der Untersuchung: Viele Daten werden systematisch mit Dritten geteilt. Für die Nutzer sei nicht überschaubar, wie ihre Daten wo verwendet und womöglich verknüpft würden. Allein die Make-up-App Perfect365 leitete nach Aussage der Prüfer Daten an 70 Drittfirmen weiter, darunter Standortdaten.

Die Gefahr der „kostenlosen“ Dienstleistungen

Mit wenigen Ausnahmen hat jeder Mensch auf seinem Smartphone usw. kostenlose Apps installiert. Die Nutzung der Apps ist zwar kostenlos, aber aufgepasst: Das eigentliche Geschäftsmodell vieler Unternehmen ist es, möglichst viele und möglichst detaillierte Informationen von Personen zu sammeln. Aus reinem wirtschaftlichen Interesse um zum Beispiel das Konsumverhalten nachzuzeichnen und darauf basierend gezielte Werbestrategien umzusetzen. All das geschieht grösstenteils ohne dass die meisten Menschen eine Ahnung davon haben (wollen). Dadurch kann es auch zu fragwürdigen Vorkommnissen oder gar Missbräuchen kommen, ohne dass man etwas dagegen tun kann, weil man ahnungslos ist.

Augen auf! Wirklich kostenlose Dienstleistungen gibt es eher selten. Wir bezahlen in den meisten Fällen mit unseren personenbezogenen Daten. 

Schluss damit. Wir brauchen eine neue Vertrauenskultur. Wir brauchen den Datenschutz.

Auch in der digitalen Welt braucht es Standards und Normen. Für die Unternehmen. Für die Nutzer. Jedoch dürfen die Rahmenbedingungen die Unternehmen bei den technischen Entwicklungen nicht behindern.

Es ist so

Niemand möchte in einer Welt leben die uns durch Gesetze einschränkt. Doch wir wollen uns auf das Eigentumsrecht an unseren Daten verlassen können. Das Recht des Individuums ist es zu entscheiden, wer seine persönlichen Daten nutzen darf, wem sie weitergegeben und zu welchen Zwecken sie verwendet werden.

Transparenz als Erfolgsfaktor!

Eine Kundenbeziehung entsteht durch Vertrauen. Die digitale Kontaktaufnahme mit einem Unternehmen basiert auf einem menschlichen Grundvertrauen, dem sogenannten Vertrauensvorschuss. Wird der Vorschuss richtig investiert, entsteht in den meisten Fällen ein Ertrag für beide Seiten. Macht der Kunden eine schlechte Erfahrung, entsteht Misstrauen. Und zwar nicht nur gegenüber des Übeltäters, sondern es wird verallgemeinert. Auf Dinge, die gar nichts damit zu tun haben. Darunter können andere Dienstleister leiden, weil sie den Vertrauensvorschuss von uns nicht mehr erhalten. Vertrauen entsteht durch Transparenz. Durch die Information der Datenbearbeiter, zu welchem Zweck sie unser wertvolles Gut – die personenbezogenen Daten – bearbeiten.

Die Unternehmen die transparent informieren und nachweislich den Datenschutz einhalten, erhalten und behalten heute und auch in Zukunft unser Vertrauen.

Die Kunden sind zufrieden und bleiben Kunden, neue Kunden kommen dazu.

Datenschutz führt zu einer Win-Win-Situation. Und das wollen wir doch alle!

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Roger Müller

Roger Müller ist Business-Projektleiter und Datenschutzbeauftragter bei der Hochschule Luzern und bloggt aus dem Unterricht CAS Data Privacy Officer

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