Shopping, von den Einen über alles geliebt, von den Anderen eher verabscheut. Das Einkaufsverhalten hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Durch den digitalen Wandel und die dadurch entstandenen Dienstleistungen werden selbst Shoppingmüde zu Shoppingfanatikern. Und trotzdem sind die von Hand geschriebenen Einkaufszettel im Supermarkt nicht wegzudenken.
Wer erinnert sich nicht an das Einkaufen am Samstagvormittag mit den Eltern. Eigentlich nicht wirklich das Highlight der Woche, bis dann die Spielwarenabteilung kam. Ein Paradies auf Erden, das alle Kinderaugen funkeln lässt. Am liebsten wollte man alle Spielsachen, von der Puppe über den Legobausatz, zur Holzeisenbahn und der Kinderküche bis zum ferngesteuerten Rennauto. Doch was hat sich in der Zwischenzeit verändert und welchen Einfluss hat Big Data?
Elektronik – Ohne geht heute nichts mehr
Wollte man sich vor einigen Jahren ein neues TV Gerät kaufen, musste man dafür in die Stadt fahren. Bereits zu Hause wusste man, in welchem Geschäft zuerst vorbeigeschaut wird, höchstwahrscheinlich weil dort bereits das letzte Gerät gekauft wurde. Die Auswahl war relativ klein, doch ein passendes TV Gerät war bestimmt dabei. Heute verbringt man Stunden damit, online möglichst viele Geräte miteinander zu vergleichen und Bewertungen zu lesen. Dabei werden die Eigenschaften wie auch der Preis (z.B. mit Toppreise) unter die Lupe genommen. Allen voran sind es die Männer, die diese Art von Shopping begeistert. Eventuell wird für eine weitere Beratung auch noch in ein Fachgeschäft gegangen. Doch gekauft wird das Gerät schlussendlich online, weil es günstiger ist. Zudem wird dem Kunden angezeigt, dass andere Kunden beim Kauf eines TV Geräts auch noch eine Soundbar oder eine Playstation dazugekauft haben. Dass viele Elektroartikel online gekauft werden, zeigt sich auch in der Auswertung der umsatzstärksten Schweizer Onlineshops von 2018. Gemäss Carpathia führt Digitec (Umsatz 2017: 690 Mio. CHF) das Ranking an, wobei mit Amazon (575 Mio. CHF) auf Platz 3, Brack (283 Mio. CHF) auf Platz 5 und Microspot (212 Mio. CHF) auf Platz 7 weitere Onlinehändler mit Elektroartikeln in den Top 10 sind.
Kleider – machen Leute
T-Shirt, Hose, Pullover, Jacke, Schuhe und dazu noch die passende Tasche. Ein gelungener Shoppingtag für die meisten Frauen, ein Graus für etliche Männer. Das war früher so und ist auch heute noch der Fall und trotzdem hat sich vieles verändert. Ein Shoppingtag wurde früher mit Klatsch & Tratsch und Mittagessen verbunden. Man verbrachte Zeit mit Freunden und konnte das passende Outfit für einen speziellen Anlass aussuchen. Diese Art von Shoppingtag gibt es auch heute noch. Zusätzlich wird aber auch online nach neuen Kleidern gesucht bzw. das Outfit wird fixfertig zusammengestellt, wie zum Beispiel bei Outfittery. Auf dieser Plattform werden ein individuell zusammengestelltes Outfit oder auch nur bestimmte Artikel nach Hause geliefert. Damit nicht zweimal dieselbe, unpassende Hose nach Hause geschickt wird, werden alle Daten gespeichert. Gegensätzlich zu den Elektroartikeln, welche offline angeschaut und online zum günstigsten Preis gekauft werden, handhabt es sich bei den Kleidern. Die sogenannten Influencer, aber auch Onlineshops wie Zalando präsentieren online Vorschläge für Outfits und verlinken diese zu eben diesen oder ähnlichen Kleidungsstücken. Damit die Kunden möglichst viel davon kaufen, wird ein gesamtes Outfit präsentiert und die Artikel können mit einem Klick in den Warenkorb gelegt werden.
Ferien – Andere Länder, andere Sitten
Auch Fluggesellschaften sammeln Daten, sei dies mit Vielfliegerprogrammen oder aufgrund von Suchanfragen im Internet. Die Preise variieren auch dementsprechend. Wird nach einer bestimmten Destination viel gesucht und stehen nur noch wenige freie Plätze zur Verfügung, steigt der Preis. Anders herum werden weniger beliebte Destinationen zu ungünstigen Flugzeiten zu tieferen Preisen angeboten. Dieses dynamische Pricing gibt es schon viele Jahre. Seit einigen Jahren bieten immer mehr Fluggesellschaften die Tickets zu günstigen Preisen an und verrechnen jede Zusatzleistung, wie z.B. Gepäckstück, Mahlzeiten, Getränke oder Sitzwahl einzeln. Gemäss PhocusWire müssen die Fluggesellschaften das dynamische Pricing noch viel dynamischer gestalten, um wettbewerbsfähig zu sein. Eigentlich müsste jeder Sitzplatz als eigenes Produkt angeschaut und entsprechend dem Passagier unterschiedlich bepreist werden.
Lebensmittel – Das tägliche Brot
Etwa so sahen und sehen auch heute noch die meisten Einkaufszettel von Herr und Frau Schweizer aus. Früher diente ein handgeschriebener Zettel dazu, nichts zu vergessen und auch heute noch ist genau dieser Zettel im Supermarkt nicht wegzudenken. Und das trotz all der unzähligen Apps, bei welchen jederzeit gemeinsame Einkaufslisten geführt werden können. Die Supermarktketten können Dank der Kundenbindungsprogramme auch Vorschläge zu den zukünftigen Einkaufslisten der Kunden machen oder individuelle Vergünstigungen anbieten. Aufgrund der Datensammlung wissen sie auch, ob jemand einen Hund zu Hause hat, Vegetarier ist oder Bioprodukte bevorzugt. Kunden, welche jede Woche dasselbe einkaufen, könnten online den letzten Einkauf ein zweites Mal bestellen und nach Hause liefern lassen. Oder wenn es Richtung Internet of Things (IoT) gehen soll, bestellt der Kühlschrank direkt selbst beim Supermarkt Butter und Milch.
Was erwartet uns in Zukunft?
Das Einkaufen ist sicherlich nicht einfacher oder schneller geworden – es ist anders geworden. Die viel grössere Auswahl und die unendlich zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Vergleiche fordert mehr Zeit als früher. Durch die kontinuierliche Datensammlung können die Onlinehändler zwar Vorschläge abgestimmt auf die Interessen machen. Doch auf der anderen Seite ist man dazu verlockt auch Dinge zu kaufen, die eigentlich gar nicht benötigt werden. Vielen Kunden ist gar nicht bewusst, dass heutzutage bei fast allen Einkäufen Daten generiert werden. Dies weil die Konsumenten das nötige Verständnis dazu noch nicht haben. Werden die Vorschläge immer wie passender, interessieren sich die Kunden auch dafür, woher die Händler dieses Wissen haben. In der Datenanalyse liegt riesiges Potenzial und die Kunden können davon profitieren. Onlinehändler sind bestrebt – mittels umfassender Datenanalyse – noch besser personalisierte Angebote zu unserem Online Verhalten zu machen. Lassen wir uns überraschen, ob wir in Zukunft überhaupt noch selber darüber nachdenken müssen, wann wir ein neues TV Gerät kaufen sollen oder wohin wir in die Ferien fliegen.