Stress verstehen, um Stress zu vermeiden

Betriebliches Gesundheitsmanagement gehört zu den Aufgaben einer Führungskraft. Wie manage ich Stress, bei mir selbst und bei meinen Mitarbeitenden? Zunächst muss man verstehen was Stress ist. Dann helfen einige einfache Tipps, zum Beispiel Ausgleich, Fokuszeit und Humor. 

Stress ist nur vorübergehend und die Situation entspannt sich von selbst. Diese Einstellung haben viele. Um gesundheitlich einen Schaden zu vermeiden, sollte Stress über längere Zeit vermieden werden. Dennoch liest man viel oder kennt jemanden, der an einem Burnout erkrankt ist. Wie verhindere ich, dass ich oder meine Mitarbeitenden in diese Spirale fallen?

Führungskräfte müssen als Vorbilder vorangehen

Ich erlebe es selbst täglich, welche Aufgaben wir an nur einem Tag meistern. Im aktuellen Lehrgang Executive MBA an der Hochschule Luzern behandelten wir das Thema BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement).

Dies regte mich zum Nachdenken über die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden sowie zu mir selbst an. Ich griff das Thema Stress weiter auf und organisierte mit meinem Team einen Workshop zum Thema «bewusst gesund arbeiten», von der Firma Work Mastery. Mir war es wichtig, dass dieses Thema im Betrieb behandelt und eine offene Kultur geschaffen wird. Damit wird erreicht, dass die Akzeptanz sowie die Hilfsbereitschaft untereinander steigt.

Was genau ist Stress?

Stress ist, wenn ein Störfaktor (meistens von aussen) auf einen einwirkt. Dies kann eine Bedrohung oder eine Herausforderung sein. Bei der Arbeit sind dies oft der Leistungsdruck oder neue Problemstellungen. Auch im privaten Umfeld kann Stress auftauchen: bei Einsamkeit, Verlust von nahestehenden Personen oder bei finanziellem Druck.

Das Gehirn löst das Signal aus, nicht genügend Kapazität zur Verfügung zu haben, um diese Situation zu bewältigen.

Auslöser für Stress ist, wenn Herausforderung und zu wenig Bewältigungsressourcen zusammenkommen.

Dann geht der Körper in eine Kampfsituation oder ergreift die Flucht. Ein wichtiger Faktor ist der Schlaf. Schläft man vermehrt schlecht oder gar nicht, handelt es sich um ein Warnsignal.

Ausgleich schaffen, um neue Kräfte zu gewinnen

Um im Arbeitsalltag wieder auf effizientem Niveau zu fahren, ist es wichtig, Körper und Geist zu entlasten. Gestalten Sie Ihre Freizeit so, dass Sie den Arbeitsalltag mit einem Hobby ausgleichen. Aber Achtung:

  • Gehen Sie nicht Joggen, wenn Sie kein Sport-Typ sind.
  • Lesen Sie kein Buch, wenn dies bei Ihnen ein Muss-Gefühl auslöst.
  • Schaffen Sie sich auch in Ihrer Freizeit persönlichen Freiraum, wo Sie sich Zeit für sich selbst nehmen.

Stress mit Regeln vermeiden

Selbstorganisation heisst, für sich selbst eine Struktur zu schaffen und den Arbeitstag zu planen, damit ein geordneter Tagesablauf stattfinden kann. Freiraum bei der Arbeit schaffen, um sich selbst zu fokussieren. Dies bringt den gewünschten Freiraum, um wieder klar zu denken und herauszufiltern, was überhaupt wesentlich ist.

Vom biologischen Rhythmus betrachtet, liegt das ideale Zeitfenster für produktive Arbeit zwischen 10 und 12 Uhr. Diese Zeitspanne sollten Sie optimal nutzen, ohne Ablenkung, Anrufe oder Meetings. Das Eisenhower-Prinzip kann eine mögliche Vorgehensweise sein, damit Sie sich besser organisieren und in dieser produktiven Zeitspanne die wichtigsten Arbeiten erledigen können.

Fokuszeit schaffen für die E-Mails

Das E-Mail-Postfach ist stetig voll und der Gedanke, dass am Abend alles abgearbeitet sein muss, löst Druck aus. Schaffen Sie sich einen klaren Freiraum und reservieren Sie sich täglich Zeiten, um sich auf die E-Mails zu konzentrieren. Dies kann zum Beispiel einmal am Morgen, einmal nach dem Mittagessen und kurz vor dem Feierabend sein. Ansonsten bleibt das Outlook geschlossen. Nützen Sie diese sogenannte Fokuszeit, um wichtige E-Mails zu bearbeiten.

Humor ist ein gutes Anti-Stressmittel

Ein gutes Arbeitsklima gibt Halt und sorgt dafür, dass man sich am Arbeitsplatz wohlfühlt. Humor löst Spannungen und fördert den Team-Zusammenhalt. Achtung – Humor darf nicht falsch verstanden werden. In der Hierarchieebene kann Humor nur von unten nach oben oder horizontal funktionieren.

Dies beschreibt Patrick Rohr (bekannt als Moderator im Schweizer Fernsehen) eindrucksvoll in seinem Buch «Reden wie ein Profi». Humor ist nicht zu verwechseln mit unangebrachten Sprüchen wie: „Ach, hast du schon Feierabend?“. Dies löst bei den meisten eine innerliche Blockade aus. Dadurch kann eine Kultur entstehen, dass niemand der Erste sein will, der in den verdienten Feierabend geht.

Leider mussten wir erst kürzlich die Erfahrung machen, was es bedeutet, wenn ein Teammitglied an einem Burnout erkrankt. Dies ist für die Person selbst sowie für dessen Familie eine unangenehme Herausforderung. Auch für die Firma ist ein solcher plötzlicher Wegfall eine zusätzliche Belastung. Umso wichtiger ist es, das Thema ernst zu nehmen und an einer stressfreien Arbeitskultur zu arbeiten.

Daniel Achermann

Daniel Achermann arbeitet in der ROTH GRUPPE AG als Geschäftsführer der ROTH AG Malters und hat die Regionalleitung Zürich/Zentral und Ostschweiz unter sich. und absolvierte zum Zeitpunkt der Publikation den Executive MBA an der Hochschule Luzern.

View all posts by Daniel Achermann →

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert