Bild Blogartikel - Hände die zwei Puzzleteile zusammenfügen

Topsharing: Auch Führungskräfte können ihre Jobs teilen

Der Fachkräftemangel spitzt sich zu und betrifft auch die Führungsetagen. Topsharing, wenn Führungskräfte sich eine Arbeitsstelle teilen, kann eine Antwort darauf sein. Für die Umsetzung braucht es Lernbereitschaft, Vertrauen und ein geschlossenes Auftreten.

Ich erlebe es regelmässig, dass Frauen in Führungspositionen sich früher oder später vor die Wahl gestellt sehen, die Karriere weiterzuverfolgen oder eine Familie zu gründen. Männer auf Chefposten trauen sich oft nicht, Teilzeit zu arbeiten, obwohl es ihrem Bedürfnis entspricht. Vielfach ist Elternzeit nicht vereinbar mit einem Job als Führungskraft. Ein Karriereknick ist fast sicher.

Im Gegenzug investieren Unternehmen oft viel Geld in ihre Führungskräfte und verzeichnen zunehmend Mühe, freie Kaderpositionen mit geeigneten Führungskräften zu besetzen. Wenn diese sich nun entscheiden, eine Familie zu gründen oder aus diversen Gründen nur noch Teilzeit arbeiten möchten, ist eine Weiterarbeit in der bestehenden Führungsfunktion oft nicht mehr realistisch.

Ich frage mich deshalb: Wieso wird das brachliegende Potenzial von Teilzeit-Führungskräften nicht mehr genutzt?

Mehr Wissen, Motivation und Loyalität

Zwei verschiedene Personen mit unterschiedlichen Kompetenzen und Erfahrungen bringen ein Gewinn an Wissen und Synergie-Effekte in das Unternehmen. Diverse Studien belegen zudem, dass Teilzeitkräfte im Vergleich zu Vollzeitkräften produktiver arbeiten. Die Motivation ist dank besserer Vereinbarung von privaten und beruflichen Zielen höher. Die Karriere wird wegen der Elternzeit nicht unterbrochen, was zu mehr Zufriedenheit im Job führt. Die Loyalität zum Arbeitgeber nimmt infolgedessen zu. Dadurch fliesst weniger wertvolles Know-how aus der Firma ab. Dies und die sinkende Fluktuation verringern die Kosten für das Unternehmen deutlich.

Achtung: Zeitaufwand nicht unterschätzen

Dem stetigen Informationsaustausch zwischen den beiden Führungskräften muss Rechnung getragen werden. Der Initialaufwand, bis sich das Führungsteam organisiert und eingerichtet hat, ist deutlich höher. Auch bedarf es mehr Ressourcen für die Rekrutierung.

Mit der Verknüpfung der beiden Mailaccounts ist es nicht gemacht.

Durch die Überschneidung der beiden Pensen entstehen zudem Mehrkosten. Ein 100-Prozent-Pensum wird beispielsweise neu mit zweimal 60 Prozent abgedeckt. Die höhere Produktivität des Führungsduos sollte diese Mehrkosten jedoch mindestens wieder aufheben können.

Es braucht Lernbereitschaft

Ein Muss ist, dass sich das Führungsteam sehr gut versteht, ergänzt, einander vertraut und bereit ist, vom anderen zu lernen. Ein gleiches oder mindestens ähnliches Führungsverständnis und geschlossenes Auftreten ist Voraussetzung. Der abgestimmten internen und externen Kommunikation ist eine hohe Bedeutung beizumessen. Zudem muss der Arbeitgeber deutlich machen, dass er voll hinter dem Prinzip Topsharing steht.

Wenn man einige Regeln beachtet, kann sich Topsharing zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten erweisen. Seien wir mutig und probieren es aus, denn nur so wissen wir, ob es sich lohnt!

Iwan Lisibach

Iwan Lisibach ist Leiter LANDI AG Zentralschweiz bei der fenaco Genossenschaft und absolviert zum Zeitpunkt der Publikation den Executive MBA an der Hochschule Luzern.

View all posts by Iwan Lisibach →

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert