Der freie, kostenlose und öffentliche Zugang über das Internet zu wissenschaftlichen Werken ist das Kennzeichen von Gold Open Access. Eine Unterart von Gold OA ist das Modell „Diamond Open Access“, bei dem neben dem freien Zugang auch für Autor*innen keine Kosten für die Publikation von Artikeln entstehen. Im globalen Kontext ist dieses Modell als besonders fair anzusehen, weil sich alle Wissenschaftler ungeachtet der Budgets für Bildung und Forschung in ihrer Region beteiligen können. Die Kosten für die Journals müssen allerdings anderweitig gedeckt werden. Meist aus institutionellen Mitteln oder Förderer.
Bosman et al. (2021) werteten in einer Studie Daten von 1619 Diamond Journals weltweit aus. Etwa 10,000 Diamond Journals sind in
DOAJ erfasst, aber die Autoren schätzen die weltweite Anzahl auf etwa 29,000. Der Anteil an Artikeln in Diamond Journals liegt bei 8.5% im Vergleich zu 10.8% in Gold OA Journals (2017-2019). Die Mehrheit der Diamond Journals sind kleine Zeitschriften (<25 Artikel/Jahr), haben eine nationale Autor*innenschaft und erscheinen häufig mehrsprachig. 75% stellen ihre Inhalte nicht als XML oder HTML, sondern nur als PDF zur Verfügung. Ein sehr grosser Anteil der diamantenen Zeitschriften werden von Forschungsinsitutionen oder -gesellschaften betrieben und 67% erfüllen das höchste Qualitätslevel für wissenschaftliche Publikationen, indem sie double-blind Peer Reviews durchführen.
Wie finanzieren sich solche Diamond Journals? Aus der Studie geht hervor, dass nur etwa 40% ausgeglichene Finanzen, 25% einen Verlust erwirtschaften. Zudem sind 60% der Zeitschriften von Freiwilligenarbeit abhängig. Die Finanzierung beinhaltet sehr häufig auch Sachleistung in Form von Arbeitszeit von Angestellten der Forschungsinstitution, aber auch viele andere Finanzierungsmechanismen. Insgesamt laufen die Zeitschriften mit geringen Mitteln (z.b. < $/€ 10,000 pro Jahr) und Personalaufwand (z.B. 1 FTE) und setzen diese möglichst effizient ein. Bei Zeitschriften mit jährlich 100-499 Artikelpublikationen entstehen nur etwa $/€ 48 pro Artikel (Medianwert).
Die obige Studie wurde von Jeroen Bosman und Bianca Kramer am OAI12 Workshop (Geneva Workshop on Innovations in Scolarly Communication) präsentiert und diskutiert. Auch am BSPF2021 (Basel Sustainable Publishing Forum) wird das Thema Diamond Open Access thematisiert. Arianna Becerrril-García hebt hob, dass es Anstrengungen auf individueller und institutioneller Ebene braucht, damit wissenschaftliches Publizieren von der Gemeinschaft der Forschenden geprägt und die Offenheit der Wissenschaft nachhaltig garantiert werden kann. Mit den technischen Mitteln, die uns heute zur Verfügung stehen, soll auf globaler Ebene ein akzeptabler Preis für wissenschaftliches Publizieren erreicht werden.
Diamond Open Access ist auch bei kleineren Verlagen in der Schweiz bereits das Geschäftsmodell. Solche kleineren, landesprachlich erscheinende Zeitschriften spielen eine wichtige Rolle für die Publikationen von Forschenden an Fachhochschulen. Dies haben die Ergebnisse des Projektes OA-EASI gezeigt, welches unter der Leitung der HSLU durchgeführt wurde.
Auch die HSLU gibt jährlich einen fixen Betrag aus, um das nachhaltige Erscheinen von relevanten Zeitschriften zu garantieren.
Clemens Trautwein
Referenz
Bosman, Jeroen, Frantsvåg, Jan Erik, Kramer, Bianca, Langlais, Pierre-Carl, & Proudman, Vanessa. (2021). OA Diamond Journals Study. Part 1: Findings. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.4558704