Folgt die IT-Strategie der Verwaltung oder die Verwaltung der IT-Strategie?

Gerade in kleinen sowie mittelgrossen Gemeindeverwaltungen wird zusehends der Bedarf und Nutzen einer IT-Strategie sowie Digitalisierungsstrategie erkannt. Doch wer auf Basis welcher Grundlagen erstellt die Strategie?

Insbesondere kleiner und mittelgrosse Gemeinden verfügen aktuell weder über eine IT-Strategie, noch über eine Digitalisierungsstrategie. Oftmals liegt dies nicht am fehlenden Willen, wie eine Umfrage der Stabsstelle Digitale Verwaltung am Beispiel des Kantons Graubünden deutlich zeigt. Die Stabsstelle Digitale Verwaltung des Kantons Graubünden hat die Gemeinden u.a. eben bezüglich Digitalisierungsstrategie befragt. Das Ergebnis zeigt folgende Umfrageergebnisse:

  • 13% «Wir haben eine Digitalisierungsstrategie oder sind dabei, eine zu erstellen.»
  • 18% «Wir haben Massahmen zur Digitalisierung in der Legislaturplanung definiert.»
  • 19% «Wir haben einen konkreten Umsetzungsplan – mit definierten Massnahmen, Zeitrahmen, Ressourcen – für Digitalisierungsprojekte.»
  • 48% «Wir stufen eine Digitalisierungsstrategie aktuell nicht als prioritär ein.»
  • 2% «Wir erachten eine Digitalisierungsstrategie generell als nicht notwendig.»

26 Bemerkungen in der Anzahl gaben Gründe an, im Sinne, dass man Schritt für Schritt eh am Umsetzen sei, dass für einen Plan Ressourcen fehlen, dass es durchaus eine Notwendigkeit gebe für eine Strategie, auch mit Bedenken, dass diese veraltet sei, sobald sie quasi erstellt sei. Auch Gemeinden, die eine Digitalisierungsstrategie als nicht prioritär angegeben haben, merken an, dass sie dies nicht als nicht prioritär ansehen, sondern in der aktuellen Situation der Gemeinden andere Prioritäten Vorrang hätten (Befragung der Gemeinden, IT-Infrastruktur und Digitalisierung der kommunalen Verwaltungen [Aggregierte Version], 25. August 2025, Stabsstelle Digitale Verwaltung, in: www.gr.ch[online] https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/dfg/ds/stabdv/gemeinden/Seiten/umfrage.aspx [abgerufen am 8. November 2025]).

Vision – Mission – Strategie – Leitbild oder bei der Gemeindeverwaltung eher Vision – Mission – Legislaturplanung – Strategie – Leitbild. Bedeutet in diesem Kontext, dass die IT-Strategie sich von Legislaturplanung und, falls vorhanden, von der Gemeindestrategie ableitet. Die Digitalisierungsstrategie leitet sich wiederum u.a. von der IT-Strategie ab. Was oftmals nicht berücksichtigt wird: damit eine IT-Strategie auch wirkungsvoll sein kann, bedarf es jeweils einer IT-Strategie zwischen IT und den jeweiligen Abteilungen; dies in Anlehnung an die Abteilungsstrategie. Denn die Strategie ist der Leitfaden bei dem eben typische W-Fragen beantwortet werden: Was? Wer? Wann? Wo? Wie?

Strategie, korrekt abgestimmt und definiert, bildet einen Leitfaden für die Umsetzung der festgelegten mittel- bis langfristigen Ziele im jeweiligen Bereich. Gerade aber in kleinen- bis mittelgrossen Gemeinden fehlt eine Strategie auf Stufe Abteilung. Dies ist mitunter jedoch kein Grund, keine IT-Strategie mit der Abteilung zu definieren und festzuhalten. Einerseits kann es eben gerade die generelle Diskussion hinsichtlich fehlender Abteilungsstrategien entfachen. Die gewonnenen Informationen mithilfe von Umfragen und Interviews mit den Abteilungen kann somit auch die Basis und Grundlage für das Erstellen einer Strategie in den Abteilungen sein. Hier gilt es den Ansatz des direkten Kontakts mit den Abteilungen zu suchen und zu pflegen. Nur in partnerschaftlicher Zusammenarbeit der IT mit den Abteilungen können wirksame Strategien definiert und umgesetzt werden.

Mitunter stellt sich gerade in diesem Kontext oftmals die eingangs gestellte Frage: Folgt die IT-Strategie der Verwaltung oder die Verwaltung der IT-Strategie? Die IT-Strategie folgt der Legislaturplanung und allfälligen Strategie der Gemeinde. Erstellt wird diese zudem nicht vom oftmals bestehenden IT-Partner, resp. dem IT-Provider bei dieser Grösse der Gemeinde. Die IT-Strategie ist Sache des Business. Eine Übertragung auf den externen IT-Dienstleister ist nicht ratsam und führt selten zur erhofften Wirkung. Nein, das Definieren der Strategie führt bei der Beantwortung der Fragen eben dazu, sich mit den Zielen und Umsetzung dieser auseinanderzusetzen und einen Plan zu erstellen, wie diese Ziele erreicht und umgesetzt werden können – diese Reise lohnt sich und zahlt sich aus.

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Jean Pierrick Bergamin

Jean Pierrick Bergamin ist Leiter Finanzen & IT bei der Gemeinde St. Moritz und bloggt aus dem Unterricht des CAS IT-Management und Agile Transformation.

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