User Groups sind mehr als Diskussionsrunden. Richtig eingesetzt werden sie zur Quelle für Produktinnovation. Aber wie schaffen wir daraus eine Gruppe wichtiger Botschafter*innen und oder gar ein produktives Innovationsgremium?
Quelle der Inspiration
Vielerorts dienen User Groups als Plattform für den direkten Wissensaustausch unter Anwendenden. Als Softwarelieferanten sollten wir ein Interesse an einer prägenden und kompetenten Community haben. Mit der notwendigen Sorgfalt können wir daraus die richtigen Anforderungen erheben und die wichtigsten Stakeholder*innen zu überzeugten Kunden machen.
Diesen Prozess zu moderieren ist herausfordernd, aber spannend: Ein reich gefüllter methodischer Werkzeugkasten ist unentbehrlich. Von allen Teilnehmenden ist zudem ein breites Verständnis des existierenden Produktes, der Prozesse, regulatorischen Vorgaben. Zusätzlich braucht es die Fähigkeit, Problemfelder früh zu erkennen und zu abstrahieren.
Dank klugen Köpfen und der Unterstützung passender Kreativtechniken entstehen in diesen Workshops inspirierende Ideen, die einen Mehrwert für den gesamten Kundenstamm und das Produkt liefern.
User Groups filtern neue Anforderungen (fast) von selbst
Insbesondere wenn die Teilnehmenden ihre eigenen Themen mitbringen, fokussieren wir automatisch auf relevante Themen: Funktionen, die die Anwendenden bewegen!
Auch bei einer grossen Themenbreite erlebte ich immer wieder, dass erstaunlich oft ein gemeinsamer Konsens gefunden werden konnte.
Nicht selten, hat die Aussage einer anderen teilnehmenden Person deutlich mehr Gewicht als die identische Erläuterung des (vermeintlich parteiischen) Softwareanbieters. So kann es Überraschungen geben: Diskussionen über unterschiedlichste Ansichten entstehen direkt unter den Teilnehmenden. So kann man bei einer längeren Diskussion auch mal «zurücklehnen» und die Arbeit den anderen überlassen.
Prioritäten setzen und Transparenz schaffen
Wieso Priorisieren? Wir adressieren für User Groups die besten Mitarbeitenden unserer Kunden. Ihre Arbeitszeit ist wertvoll. Gleichzeitig können bei viel innovativem Spirit Realitäten wie begrenzte Entwicklungsressourcen leicht verdrängt werden.
Die relevanten Anforderungen früh zu validieren und zu priorisieren, ist wichtig. Damit schaffen wir Transparenz und fokussieren auf die richtigen Themen. Wir wollen uns nicht um die «lauten Wünsche» kümmern, sondern die relevanten Anforderungen erheben und daraus tragfähige Lösungen entwickeln.
Einige der relevanten Methodiken (jeweils an die Situation adaptiert) können sein:
- Planning Poker oder Dot-Voting: Um spielerisch, früh und schnell auf die Themen zu fokussieren, die die User bewegen.
- MoSCoW-Methode: Um subjektiv Anforderungen nach Must have, Should have, Could, have, Won’t have zu priorisieren. Gegebenenfalls mit einer prozentualen Limitierung der Must haves, damit nicht alle Anforderungen als Must haves deklariert werden.
- WSJF-Methode: Um in einer weiteren Iteration Aspekte des Aufwandes und daraus resultierender Kosten aufzunehmen. Dadurch schaffen wir früh Transparenz und prüfen eine erste Marktakzeptanz. Die Anforderungen müssen hier eine erste «kommerzielle Schwelle» bestehen. Möglicherweise wird dich das Ergebnis zuerst überraschen. Wünsche, die zwar bewegen, aber unzureichend Business Value liefern, können an Priorität verlieren.
Entscheidend für die Wahl des geeigneten Instrumentes sind die Abstraktionsfähigkeit und die Entscheidungskompetenz der teilnehmenden Personen. Je stärker die Teilnehmenden, desto aussagekräftiger!
Spannungsfeld zwischen Commitment und mangelnde Entwicklungsressourcen
Zu oft habe ich erlebt, wie grossartige Ideen und schlüssige Konzepte in überfüllten Backlogs verschwunden sind – und nie Anwendende begeistern konnten. Das aber, darf nicht passieren.
Die Investition der teilnehmenden Personen und Unternehmen muss sich lohnen: Ein paar schöne Worte und Fotos für Linkedin reichen nicht. Von den Teilnehmenden werden wertvolle Arbeitsstunden in die User Groups investiert: Es muss substanzieller Mehrwert daraus resultieren.
Investitionen müssen bereitgestellt werden: Der Spagat zwischen Commitment und Ressourcenmangel kann auf Dauer nicht durch Idealismus überbrückt werden. Wenn wir die Community ernst nehmen, müssen wir auch bereit sein, zu investieren. Nicht nur ideell, sondern auch real!