Immer mehr Unternehmen migrieren ihre Services zu Cloud-Plattformen AWS, Azure und Google Cloud, da im Offensichtlichen die Vorteile meistens überwiegen. Mit diesem Schritt geht man aber auch einen Pakt ein, bei welchem man die gesamte Verantwortung über die Zukunft des eigenen Unternehmens in fremde Hände gibt. Ist das sinnvoll und wie kann man die Risiken minimieren?
Cloud-Plattformen bieten die Vorteile der Skalierbarkeit, der Kostenersparnis und einer hohen Verfügbarkeit. Trotz dieser Vorteile gibt es berechtigte Gründe, warum viele Unternehmen bei einer Migration in die Cloud zögern, obwohl die Plattformen einen großen Teil der Kundenanforderungen auch bezüglich Datenschutz und Governance erfüllen können. Im Folgenden werden die Bedenken und mögliche Maßnahmen zur Reduktion der Risiken aufgezeigt.
Mögliche Risiken der Cloud
- Technische Abhängigkeit
Von einer On-Premise-Infrastruktur in die Cloud zu migrieren, ist meist technisch einfach, und man bekommt von den Anbietern nebst attraktiven Preisen auch hervorragenden Support. Sobald man seine Infrastruktur aufgebaut und alle virtuellen Maschinen, Services und Daten migriert hat, liegt die meiste Zeit die komplette Hosting-Verantwortung beim Cloud-Anbieter. Nun kann man den Komfort genießen, auf Knopfdruck ganze skalierbare virtuelle Maschinen und Services zu bestellen, ohne tiefere Kenntnisse darüber zu haben. Nun stellt sich nach einer Weile die Frage, ob das Unternehmen nach einer Zeit bei einem Strategiewechsel noch imstande wäre, auf eine andere Plattform oder auf eine selbstbestimmte On-Premise-Infrastruktur zu migrieren. Mögliche Konsequenzen wären hier im Allgemeinen Verlust von Knowledge bei Mitarbeitenden, Einschränkungen beim Wechsel auf andere Cloud-Plattformen (Vendor Lock-in) und Risiken von nicht selbstverschuldeten Ausfällen und Störungen.
- Politische Abhängigkeit
Alle namhaften Cloud-Anbieter, welche für größere Schweizer Unternehmen infrage kommen, sind amerikanische Konzerne. Wie man aktuell in den Medien verfolgen kann, schrecken die Amerikaner nicht davor zurück, ihre wirtschaftlichen Monopolstellungen auch als politisches Druckmittel einzusetzen. Mögliche Konsequenzen für Schweizer Unternehmen wären hierbei Nachteile beim Wettbewerb, höhere politische Auswirkungen auf das Business oder stetige Preiserhöhungen wegen Monopolstellungen.
Welche Methoden gibt es zur Reduktion der Abhängigkeit?
- Multi-Cloud-Strategie
Bei einer Multi-Cloud-Strategie werden die Services auf verschiedenen Cloud-Plattformen gleichzeitig betrieben. Dies hat den Vorteil, dass man sich nicht komplett von einem Anbieter abhängig macht und dementsprechend leichter zwischen den Anbietern wechseln kann.
- Exit-Strategie
Wichtig ist, dass bereits bei den Vertragsverhandlungen Klauseln wie Datenrückführung und Migrationssupport sichergestellt werden. Auf diesen Rahmenbedingungen kann nun eine Exit-Strategie vorbereitet werden, wie man im Ernstfall schnellstmöglich seine Daten und Services zu einem anderen Anbieter migrieren kann.
- Portierbare Services verwenden
Man sollte darauf achten, dass die Daten und Services exportierbar sind und auch auf anderen Plattformen betrieben werden können. Zum Beispiel: Anstatt einen Azure-SQL-Service zu nutzen, könnte man eine PostgreSQL-Instanz betreiben.
- Unabhängiges Backup
Falls es einmal zu einem totalen Ausfall kommen sollte, ist es wichtig, dass man von einem Cloud-Plattform-unabhängigen Backup seine Services wieder aufbauen kann.
Kann man nun der Cloud noch vertrauen?
Cloud-Technologien bieten viele Vorteile wie hohe Verfügbarkeit, flexible Skalierung und geringe Investitionskosten. Wichtig ist jedoch, dass sich Unternehmen, welche in die Cloud migrieren wollen oder dies bereits getan haben, der Übergabe von Verantwortung und der daraus resultierenden Abhängigkeit bewusst sind und dieses Risiko mit möglichst vielen strategischen Massnahmen minimieren. Dazu gehören unter anderem eine Multi-Cloud-Strategie, Exit-Szenarien, portable Services sowie unabhängige Backups.
So kann man schlussendlich auch von den Vorteilen der Cloud profitieren, ohne sich „einsperren“ zu lassen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
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