Stellen Sie sich vor Ärztinnen und Ärzte könnten jederzeit und von überall aus auf die Patientendaten zugreifen. Was wie Zukunftsmusik klingt, ist dank Cloud-Technologien längst Realität. Auch im Gesundheitswesen gewinnt die Cloud zunehmen an Bedeutung. Immer mehr Spitäler erkennen das Potenzial digitaler Lösungen und investieren in deren Umsetzung, mit dem Ziel die Behandlungen effizienter und flexibler zu gestalten.
Virtuelle Lösungen im Gesundheitswesen
Auch das Luzerner Kantonsspital setzt bereits seit geraumer Zeit auf digitale und virtuelle Lösungen und das in unterschiedlichsten Situationen. Ein Meilenstein war die Einführung eines neuen Klinikinformationssystems. Seither können Patientendaten deutlich schneller und ortsunabhängig abgerufen werden. Das zeitaufwändige Suchen nach Papierakten und das mühsame Entziffern handschriftlicher Notizen gehören der Vergangenheit an. Im Arbeitsalltag bedeutet das nicht nur eine enorme Zeitersparnis, sondern auch eine spürbare Entlastung für das medizinische Personal.
Mehr Zeit für den Patienten dank digitaler Lösungen
Ein anschauliches Beispiel aus dem Spitalalltag: Früher musste der Übertritt eines Patienten von der Intensivstation auf die Bettenabteilung manuell dokumentiert werden, denn die Papierakten waren nicht identisch und mussten entsprechend neu übertragen werden. Dieser Prozess war nicht nur zeitintensiv sondern auch fehleranfällig.
Heute läuft dieser Übergang dank der digitalen Vernetzung nahtlos und effizient ab. Die relevanten Informationen stehen sofort und vollständig zur Verfügung. So sparen wir bei einem einzelnen Übertritt über eine Stunde ein. Dies bedeutet nun, dass wir wertvolle Zeit direkt am Patientenbett nutzen können.
Daten sind schneller auswertbar
Die digitale Patientenakte bringt nicht nur eine spürbare Zeitersparnis im Klinikalltag, sie eröffnet auch ganz neue Möglichkeiten in der medizinischen Versorgung. So können relevante Daten direkt aus dem System extrahiert und für Vorhersagemodelle genutzt werden. Diese Modelle helfen dabei, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
Ein Beispiel ist die Früherkennung einer Sepsis. Durch die kontinuierliche Auswertung der im System gespeicherten Patientendaten lassen sich erste Anzeichen schneller identifizieren. Das ist entscheidend, denn in Europa erkranken jährlich rund eine halbe Million Menschen an einer Sepsis, wobei jede dritte Person daran stirb.
Mit digitalen Modellen zur Risikoeinschätzung können wir also nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch die Patientensicherheit deutlich verbessern.
Zukunft im Gesundheitswesen
Was für viele noch unvorstellbar klingt, ist am Luzerner Kantonsspital bereits Realität. In diesem Jahr wurde die virtuelle Pflege eingeführt. Digitale Technologien wie Remote Monitoring, Telehealth und Wearables verändern das Gesundheitswesen grundlegend.
Vernetzte IoT-Geräte ermöglichen die Echtzeitüberwachung von Patientendaten. Dies erhöht die Sicherheit, verbessert die Behandlungsqualität und entlastet das Personal. Mit Hospital@Home wird die akutmedizinische Versorgung ins häusliche Umfeld verlagert was patientennah, individuell und effizient ist.
Telehealth schafft ortsunabhängigen Zugang zur medizinischen Betreuung und fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit. In der Tele-Neonatologie etwa unterstützen Fachärzt:innen Neugeborene aus der Ferne und stärken so die Versorgung in Regionalspitälern.
Wearables liefern kontinuierliche Gesundheitsdaten, unterstützen die Prävention und ermöglichen eine personalisierte Betreuung, etwa bei chronischen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz. Ergänzt wird dies durch KI-gestütztes Health Monitoring, das Risiken frühzeitig erkennt und die präventive Medizin weiter stärkt und dies stets in enger Abstimmung mit ärztlicher Expertise.
Herausforderungen mit neuen Technologien
Die angespannte finanzielle Lage im Gesundheitswesen erschwert es zunehmend, neue Investitionen umzusetzen. Gerade bei technologischen Innovationen werden Nutzen und Wirtschaftlichkeit besonders genau unter die Lupe genommen. Die Einführung neuer Systeme gestaltet sich daher oft langwierig, nicht zuletzt aufgrund beschränkter personeller und finanzieller Ressourcen. Hinzu kommen strenge regulatorische Anforderungen, etwa in Bezug auf den Speicherort und Schutz von Patientendaten. Spitäler sind zunehmend gefordert, in Cybersecurity zu investieren und zugleich für den zuverlässigen Betrieb und Support der Technologien zu sorgen.
Dabei stellt sich ein grundsätzliches Problem: Die Informatik trägt nicht direkt zur Wertschöpfung eines Spitals bei, sie generiert keine Gewinne. Umso wichtiger ist es, die Geschäftsleitung mit stichhaltigen Argumenten vom langfristigen Mehrwert digitaler Lösungen zu überzeugen. Doch genau das ist bei zukunftsgerichteten Technologien nicht immer einfach, denn ihr Potenzial lässt sich oft erst mit der Zeit vollständig erkennen.
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