Von der Steckdose zur Smart City: Veränderte Kundenansprüche in der Energiewelt

Energie ist längst nicht mehr nur ein Produkt, das aus der Steckdose kommt. Mit der Energiewende und der Digitalisierung wandeln sich die Anforderungen und Erwartungen der Kund:innen in der Energiewelt. Doch nicht alle möchten diese Transformation mitgehen. Was treibt die Veränderung an, und wie können Energieunternehmen die unterschiedlichen Bedürfnisse bedienen?

Die Transformation der Energiewelt: Vom Verbraucher zum Mitgestalter

In der Vergangenheit stand die Versorgungssicherheit im Mittelpunkt. Strom aus der Steckdose – zuverlässig und günstig. Heute erleben wir einen Paradigmenwechsel: Kund:innen wollen nicht nur Energie verbrauchen, sondern auch produzieren, speichern und teilen. Modelle wie der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) ermöglichen es ihnen, aktiver Teil einer Energiegemeinschaft zu werden.

Diese neue Rolle bringt auch neue Ansprüche mit sich: Transparenz, digitale Zugänglichkeit und Nachhaltigkeit sind zentral. Kund:innen von heute erwarten beispielsweise, auf einem digitalen Dashboard in Echtzeit zu sehen, wie viel Strom seine Solaranlage produziert und wie viel davon selbst verbraucht wurde.

Die nächste Stufe: Energie als Bestandteil einer Smart City

Die Integration von Energiegemeinschaften in smarte Städte ist ein weiterer Schritt. Hier treffen Energie, Mobilität und Datenmanagement aufeinander. Kund:innen wünschen sich Lösungen, die über die eigenen vier Wände hinausgehen. Beispiele:

  • Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, die mit dem ZEV verbunden sind.
  • Energie-Sharing-Modelle, bei denen überschüssiger Strom zwischen Nachbarn geteilt wird.
  • Apps, die nicht nur den Energieverbrauch zeigen, sondern auch Tipps zur Optimierung geben.

Diese Vision ist attraktiv, doch nicht jede:r möchte den Weg zur Smart City mitgehen.

Was ist mit den Kund:innen, die sich nicht verändern möchten?

Für einige Menschen ist die elektrische Grundversorgung völlig ausreichend. Sie schätzen Stabilität und Einfachheit und haben kein Interesse an komplexeren Energielösungen. Gründe dafür sind vielfältig:

  • Fehlende digitale Affinität: Kund:innen fühlen sich von neuen Technologien oft überfordert.
  • Finanzielle Hürden: Die Umstellung auf erneuerbare Energien oder Energiegemeinschaftsmodelle kann anfangs kostspielig sein.
  • Skepsis gegenüber Veränderungen: Manche Menschen sind zufrieden mit dem Status quo und sehen keinen Nutzen in neuen Modellen.

Energieunternehmen müssen diese Kundengruppe ernst nehmen. Sie sollten weiterhin verlässliche, einfache Dienstleistungen anbieten und gleichzeitig gezielte Informationen bereitstellen, um Ängste abzubauen.

Der Weg zur Balance: Wie Unternehmen auf unterschiedliche Ansprüche reagieren können

Um den vielfältigen Bedürfnissen gerecht zu werden, braucht es eine duale Strategie: Angebote für die Transformation: Kund:innen, die den Wandel aktiv gestalten möchten, brauchen transparente digitale Plattformen, flexible Tarife und Unterstützung bei der Integration erneuerbarer Energien. Angebote für Bewahrer:innen: Für diese Kundengruppe bleiben einfache Stromtarife und persönliche Beratungen wichtig. Ergänzend können Schulungen oder Pilotprojekte angeboten werden, um eine sanfte Einführung in neue Technologien zu ermöglichen.

Ein Blick in die Zukunft: Was kommt als nächstes?

Die Energiewelt wird noch vernetzter und digitaler. Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz und Blockchain könnten den Energiehandel zwischen Privathaushalten revolutionieren. IoT-fähige Geräte könnten den Energieverbrauch autonom optimieren. Doch auch in dieser Zukunft gilt: Kund:innen bleiben im Mittelpunkt. Energieunternehmen müssen flexibel bleiben und individuell auf Wünsche eingehen – sei es die Teilnahme an einer smarten Energiegemeinschaft oder die einfache Versorgung mit Strom.

Fazit

Die Energiewelt ist im Wandel, und die Ansprüche der Kund:innen verändern sich mit. Während einige die Möglichkeiten der Smart City und Energiegemeinschaften begeistert ergreifen, bleiben andere beim Bewährten. Unternehmen müssen beide Gruppen verstehen und passende Lösungen anbieten. Denn nur so können sie den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden und die Energiezukunft gemeinsam gestalten.

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Marcel Weder

Marcel Weder ist Business Engineer bei der CKW AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation.

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