Die Lücke schliessen: Cloud-Adoption mit den EA-Grundsätzen verbinden

Die Cloud wächst – Im Jahr 2024 stiegen die weltweiten Ausgaben für Public Cloud um 20.4 %. Zahlreiche Organisationen migrieren geschäftskritische Workloads in die Cloud, scheitern jedoch oft an fehlenden Grundlagen, als würden sie das Flugzeug bauen, während es fliegt. Ich untersuche, wie sich solche Fehler vermeiden und auf Basis von Prinzipien ein erfolgreicher Ansatz für die Cloud-Adoption entwickeln lässt.

„Das Flugzeug bauen, während man fliegt.“

Im Jahr 2022 trat ich einem Projekt bei, dessen Ziel die Migration von ca. 200 geschäftskritischen Workloads von einem On-Premises-Datacenter in die Azure-Cloud war. Das Projekt hatte mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen, die vor allem auf fehlende Grundlagen für eine erfolgreiche Cloud-Adoption zurückzuführen waren. Es fühlte sich an wie ein Flugzeug zu bauen, während man fliegt: Die Piloten kannten den Zielflughafen, doch wichtige Teile des Flugzeugs fehlten. Die Organisation hatte zwar definierte Prinzipien der Enterprise-Architektur – Automatisierung, Standardisierung, Agilität, effektives Change Management und Datenschutz –, doch diese wurden in der Cloud-Migration nicht wirksam umgesetzt.

Im Rückblick teile ich fünf Erkenntnisse, wie man sich auf eine erfolgreiche Cloud-Adoption vorbereitet – bevor das sprichwörtliche Flugzeug abhebt.

Upskilling: Die Kompetenzlücke schließen

Die Kompetenzen fehlten, und Schulungen waren nicht in Sicht, um den Change zu unterstützen. Oft geht man davon aus, dass sich die Mitarbeitenden „on the job“ weiterbilden – in der Realität bleiben sie jedoch häufig zurück. Wir begannen damit, Komfortzonen zu schaffen und das Bewusstsein durch Einführungssitzungen und Sandbox-Umgebungen zu stärken. Darauf folgten obligatorische Schulungen (zeitlich gestaffelt), die nicht nur die Cloud, sondern auch Automatisierungskonzepte wie DevOps und Infrastructure as Code zum Fokus hatten.

Standardisierung: Das zentrale Architektur-Team

Am Anfang gab es kein zentrales Team, das die Architektur vorantrieb. Im Rückblick zeigt sich, dass ein «Cloud Center of Excellence» notwendig ist, um das Cloud-Design zu standardisieren und zu schützen. Dieses Team definiert und dokumentiert das Cloud-Design, legt Leitplanken fest und setzt diese mithilfe von Automatisierungstechniken wie Infrastructure as Code um. Die Standards müssen klar und konsequent innerhalb der Organisation kommuniziert werden – von Zeit zu Zeit auch ganz konkret: „Ja, wir schalten die On-Premises-Datacenter ab,“ oder „Ja, alle Daten müssen bis 2023 migriert sein.“

Automatisierung: Vorher definieren, was wichtig ist

Automatisierung ist kein Nachgedanke – bei uns wurde sie im Laufe des Projekts entwickelt, was zu partieller und unzuverlässiger Umsetzung führte. Dies schwächte wiederum das Vertrauen in den Automatisierungsansatz. Wir mussten einen Schritt zurücktreten und die entscheidende Frage beantworten: Was ist wichtig zu automatisieren? Das ist wichtiger als die Frage, wie es automatisiert wird. Auf dieser Grundlage haben wir unser DevSecOps-Framework für Applikationen und Infrastruktur definiert (z. B. Infrastructure as Code und Kubernetes).

Sicherheit: Beginnen Sie mit Prinzipien

Standards für die Datenresidenz standen im Vordergrund. Dennoch fixierten wir uns auf Tools, anstatt die Grundprinzipien klar zu definieren. Im Rückblick ist es entscheidend, das Identitätsmanagement-Framework von Anfang an zu definieren und Industriestandards wie das CIS-Framework umzusetzen, bevor die erste Applikation in die Cloud migriert wird.

Betriebsmodell: Fokus auf Monitoring

Wir nahmen an, dass unsere On-Prem Monitoring-Architektur problemlos in die Cloud übertragen werden könnte. Die gelernte Lektion war jedoch, dass eine Monitoring-Baseline von Anfang an definiert werden muss, bevor die erste geschäftskritische Workload migriert wird. Verlassen Sie sich außerdem nicht darauf, dass alte On-Premises-Tools in Ihrer Cloud-Umgebung funktionieren – es könnte notwendig sein, das Framework vollständig neu aufzubauen.

Lessons Learned

Zusammenfassend die fünf wesentlichen Bausteine für eine erfolgreiche Cloud-Adoption:

  1. Upskilling: Beginnen Sie frühzeitig mit dem Aufbau der notwendigen Kompetenzen, bevor Ihre Cloud-Migration startet.
  2. Standardisierung: Definieren Sie klare Leitplanken und setzen Sie diese konsequent mit Tools wie Infrastructure as Code um.
  3. Automatisierung: Legen Sie im Voraus fest, welche Prozesse und Systeme automatisiert werden sollen.
  4. Datenschutz: Priorisieren Sie Frameworks und Standards, bevor Sie Tools einsetzen.
  5. Betriebsmodell: Entwickeln und passen Sie Ihr Monitoring-Framework an die spezifischen Anforderungen der Cloud an.

Die Bilder in diesem Blogbeitrag wurden mit Unterstützung künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.
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Marek Kalinowski

Marek Kalinowski ist Cloud-Architekt bei Partner Reinsurance Europe in Zürich und bloggt aus dem Unterricht des CAS Enterprise Architecture. Bei PartnerRe ist er verantwortlich für die Multi-Cloud- und DevSecOps-Architektur.

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