Agil auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel

Neue Wege zu gehen, erfordert Ausdauer. In unserer schnelllebigen Welt ist rasches Reagieren auf Veränderungen gefordert. Unbewusst reagieren wir oft schon agil, besonders im Privaten, noch weniger im Geschäft. Wir wünschen aber auch dort Sicherheit und Vertrauen – das gilt speziell für die Bankenwelt. Mein Blog befasst sich mit der agilen Transformation aus der Sicht eines Business Managers einer Grossbank. Braucht es mehr als normierte Methoden auf dem Weg zur Agilität?

Digitalisierung und agile Transformation sind unausweichliche Schritte, um zukunftsorientiert zu bleiben. Agilität ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von Strategien, der wiederum Wettbewerbsfähigkeit stärken, das Kundenverständnis und innovative Dienstleistungen fördern.

Die Transformation kommt, um zu bleiben

Die agile Transformation ist unterwegs, um zu bleiben. Sie zielt darauf ab, schnell auf Marktveränderungen, flexibel auf Geschäfts- und Kundenanforderungen zu reagieren und interne Prozesse effizient und innovativ zu gestalten. Agilität verlangt deshalb ein Umdenken auf allen Ebenen einer Organisation und eine fortlaufende Anpassung an neue Situationen.

Was macht agile Transformation erfolgreich?

Der Erfolg erfordert ein hohes Mass an Engagement und ein Mittragen aller Beteiligten. Der Switch vom Wasserfallmodell hin in die agile Welt muss vor allem gut geplant sein. Die gängigsten Methoden wie Scrum, Kanban oder SAFe erfordern eine neue Sichtweise auf die Rollen aller Mitarbeitenden und verlangt erlernbares Fachwissen der Teams und neue Arbeitsprozesse mit den Kernprinzipien: Mut, Offenheit, Fokus, Respekt und Commitment. Liest man sie, sind sie einem nicht fremd; kennt man sie, wird das Verstehen einfacher.

Agile Teams spielen die zentrale Rolle und müssen die Unternehmenswerte für die grundlegende Zusammenarbeit kennen und leben. (Bildquelle: iStock)

Hindernisse meistern

Die Herausforderungen einer agilen Transformation sind zahlreich und mannigfaltig. Am wichtigsten ist es, die Stärken und Schwächen der eigenen Organisation zu kennen und diese gezielt anzugehen. Beispielsweise: wer Governance und Strategie kennt, kann frühzeitig erste Risiken erkennen, wer ein vernachlässigtes Capacity Management verfolgt, schwächt beispielsweise die Best Practise der Agilität. Das erleichtert den Start in die Transformation. Wer sich weiter mit den Top-5-Hindernissen agilen Arbeitens auseinandersetzt, hat eine weitere Hürde auf dem Weg zur Agilität genommen.

Wer die Hürden der agilen Transformation kennt, kann die Ziele effizienter erreichen. (Bildquelle: mit Genehmigung von tts Insights)

Alle brauchen einen neuen Kompass mit der neuen Denkweise – auch die Grossbanken

Ein besonderer Stolperstein in der Implementierung agiler Methoden ist der kulturelle Wandel innerhalb der historisch hierarchischen Strukturen grosser Banken. Traditionelle Organisationen werden seit Jahrzehnten gelebt. Führungskräfte fällt es oft schwer, Verantwortung abzugeben. Der Mensch gibt nicht gerne Status oder Macht ab. Agilität hingegen erfordert flachere Hierarchien und mehr Autonomie der Teams. Es ist von entscheidender Bedeutung, die agile Denkweise (Mindset) in der gesamten Organisation anzunehmen.

Das Einleben in die agile Welt braucht Zeit. Es dauert lange, bis sich ein so grosser Kulturwandel durch eine Grossbank zieht. Eigenverantwortung, engere Zusammenarbeit, Abbau von Silos und kontinuierliches Lernen und Verbessern sind gefragt.

Auch wird die IT noch nicht als integraler Bestandteil in der Organisation und als Teil der Wertschöpfungskette gesehen, obwohl sie durchaus einen wichtigen Beitrag leisten kann und soll („Time To Market“ neuer Produkte, Prozessoptimierungen, Digitalisierung, KI, etc.).

Mit dem Kompass der Agilität die gemeinsamen Ziele erreichen. (Bildquelle: iStock)

Letztendlich erfordert ein agiler Ansatz weiteres breites, bankenspezifisches Fachwissen und Verständnis für Abläufe und Initiativen; die ganze Organisation soll diversifiziert werden. Es bedarf neuer Rollen und jeder Mitarbeitende muss verstehen, was Agilität für ihn persönlich bedeutet. Es gilt seinen Kompass auf das Erreichen gemeinsamer Ziele auszurichten.

Von der Führungskraft zum Team-Manager

Führungskräfte spielen bei der agilen Transformation nach wie vor eine wichtige Rolle. Allerdings ist es eher eine Teammanager-Rolle, immer noch mit Führungsverantwortung. Zu den neuen Aufgaben gehören Vision und Strategie vermitteln, Teamentwicklung und Coaching, Ressourcen-, Change- und Stakeholder-Management. Die anspruchsvollste Aufgabe besteht jedoch darin, ein authentisches Vorbild für den Kulturwandel zu sein, die Zusammenarbeit zu fördern und fachliche Verantwortung an das Team zu übergeben. Mitten auf diesem steinigen Weg befinden sich viele Grossbanken. Der Weg ist das Ziel, weiter geht’s.

Weiterführende Links zum Thema
Berner Fachhochschule/Swiss Leaders: Digital Leader Ship

Finews.ch: Neue Wege im Banking: Go Agile
Projektmagazin.de: Agile Transformation
IT-P: Digital Leadership Coaching

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Reinhold Sommer

Reinhold Sommer, Head of Trade Finance Systems bei der UBS bloggt aus dem Unterricht des CAS IT Management & agile Transformation. Die UBS ist aktuell an der Integration der Credit Suisse.

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