Big Data ist in aller Munde. Halt „Big“! Da ist es nicht verwunderlich, dass Big Data und das Analysieren dieses massigen Datenhaufens auch vor dem Sport keinen Halt macht. In diesem Blogbeitrag wird das mystifizierte Thema im Zusammenhang mit Sport aus drei verschiedenen Perspektiven beleuchtet.
Nebst Ruhm und Ehre geht es im Sport bekanntlich um Milliarden. Sei es für die Protagonisten auf den Spielfeldern, die Vereine und deren Marketingpartner aber auch die Fans. Nebst dem professionellen Sportgeschäft auf höchstem Leistungsniveau kommen aber auch immer mehr Hobbysportler mit dem Thema in Berührung und sind die Abnehmer für einen riesigen „Gadgetmarkt“.
Wir leben bekanntlich in einer Leistungsgesellschaft. Ist es da doch eigentlich nicht nur konsequent, wenn wir uns stetig verbessern wollen? Um das tun zu können ist es hilfreich, wenn wir möglichst viele Daten über uns sammeln, diese auswerten und zum Schluss Verbesserungspläne für die Zukunft schmieden. Aus eigener Erfahrung hapert es dann doch hie und da an der Umsetzung der eben gemachten Pläne 😉
Perspektive 1: Sportorganisationen
Um sportlichen Erfolg zu haben ist es essentiell, dass die Sportler auf allen Ebenen möglichst fit sind. Verschiedene Vereine sind bereits Partnerschaften mit Firmen wie SAP, Cisco oder Intel eingegangen und treiben die Digitalisierung und damit das Datensammeln rege voran. Insbesondere die TSG Hoffenheim aus der Deutschen Bundesliga ist hier als Vorreiterin zu nennen.
Es wird in allen Bereichen versucht, das Beste herauszuholen. Sei es beim Training aber auch bei der Erholung. Die Sportler tragen in jedem Training Sensoren am Körper welche Unmengen an Daten sammeln. Die ausgewerteten Daten sieht der Trainer dann in Echtzeit durch eine Datenbrille. Besonders zu nennen ist eine Maschine mit dem Namen Footbonaut, den neben der TSG Hoffenheim auch Borussia Dortmund im Einsatz hat. Es handelt sich um eine Art Ballwurfmaschine mit der die Reaktionsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Ballbehandlung der Spieler trainiert wird. Es können bis zu 100 Bälle pro Minute in verschiedenen Stärken auf den Spieler «abgeschossen» werden. Der Trainer kann aufgrund der Daten über den Spieler viel gezieltere Trainingsreize setzen.
Nicht nur das, auch in Bereichen wie dem Scouting, der Gegneranalyse und dem Einschätzen von Spielerpersönlichkeiten wird der Datenanalyse viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ist doch die ideale Zusammenstellung eines ganzen Teams im Fussball eine mindestens genau so herausfordernde Aufgabe wie das optimale Trainieren jedes Einzelnen. Ziel ist stets ein optimierter Sportler, das beste Team und natürlich Erfolg für den Verein oder den Landesverband. Die Deutschen haben beispielsweise im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien 7’000 Spiele von Gegnern durch Datenanalysten auswerten lassen. Bekanntlich mit Erfolg – Weltmeister!!!
Dazu passt der Film Moneyball aus dem Jahre 2011 mit Brad Pitt ausgezeichnet. Ist doch Baseball hierzulande nicht allzu populär, zeigt der Film aber sehr schön was durch Datenanalyse im Sport alles machbar ist.
Perspektive 2: Athlet
Für den Sportler oder Athleten ist es fast schon eine natürliche Sache sich knallhart gemessenen Fakten zu stellen und jeden Tag dafür zu arbeiten besser zu werden. Im Profisport ist man sicher nicht abgeneigt, wenn es Helfer gibt, die einem aufzeigen können worauf man ein erhöhtes Augenmerk legen sollte. Der FC Bayern München hat bereits vor einigen Jahren damit begonnen, den Spiel- und Trainingsbetrieb zu digitalisieren. Wie immer kommt bei Big Data Themen ist auch der Datenschutz nicht weit. Besonders im Bereich der Spielerdaten drängt sich die Frage auf wem die Daten gehören? Was passiert wenn ein Spieler den Verein wechselt? Es handelt sich ja nicht nur um Leistungsdaten sondern auch medizinische Daten werden en masse gesammelt.
Neben dem professionellen Bereich des Sports ist Big Data schon längst auch bei den Hobbysportlern angekommen. In Form des Smartphones tragen wir eh schon fast alle die ganze Zeit Sensoren mit uns rum. Die sogenannten Wearables sind stark im Vormarsch. Mir kommt es so vor, als ob bereits Heute mehr Smartwatches getragen werden als analoge. Neben Fussball spiele ich sehr gerne Golf. Da ist der ganze Hype ziemlich stark zu spüren. Schlagtrackingsysteme verbreiten sich im Golfsport wie ein Lauffeuer. GameGolf und Arccos sind hier führend. Es gibt praktisch keinen Golfspieler mehr ohne GPS Distanzmessgeräte im Einsatz. Um eine gute Vorstellung zu erhalten reicht es, wenn man sich die Liste der von Garmin unterstützten Sportarten ansieht.
Bei den ganzen Vorteilen und neuen Einsichten und dem ganzen Gadgetwahn sollten doch insbesondere Hobbysportler nicht vergessen, warum sie Sport treiben. Es sollte primär um den Moment und die dazugehörigen Emotionen gehen. Wenn man zu sehr auf Ziele zur Verbesserung, Statistiken oder ähnliches fokussiert ist, wird man es nicht weit bringen und verliert womöglich die Freude daran.
Perspektive 3: Fan
Big Data im Sport eröffnet nicht nur dem Athleten neue Perspektiven sondern auch dem Fan. Das ganze Sportbusiness funktioniert nur mit Zuschauern, die bereit sind auch in die Stadien zu gehen. Analytics kann durchaus helfen, das Fanerlebnis rund um den Gang ins Stadion besser zu machen. Welcher enthusiastische Fan würde nicht nochmals die Wiederholung einer klasse Szene seiner Mannschaft auf dem Smartphone sehen wollen? Oder Apps, die einem das Klo oder den Verpflegungsstand mit der kürzesten Schlange anzeigen. Wenn es um den Besuch von Livespielen in Stadien geht, sind wirklich nicht viele Grenzen gesetzt. Der Ganze Weg von Zuhause bis wieder zurück nach Hause sollte für den Fan so angenehm wie möglich gestaltet sein. Was auch immer das für jeden ganz individuell heissen möge.
Social Media wird für die Kommunikation zwischen Fan und Lieblingsclub sehr stark genutzt. Am diesjährigen Tennisturnier von Roland Garros in Paris wurde eine Social Heatmap eingeführt. Diese besteht eigentlich aus drei Kategorien mit je einer Rangliste. Top Player, Top Fan und Top Influencer gemessen an der Social Media Aktivität. Durch die verschiedenen Plattformen können Fans mit ihren Teams, den Spielern aber auch untereinander oder mit Turnierveranstaltern kommunizieren. Wie wir alle wissen, sind wir Menschen ein gefundenes Fressen für diese Art Kommunikation. Durch unsere Reaktionen haben Sportclubs oder Veranstalter ein sehr klares Bild über die Wünsche und Erwartungen und können so die Beziehung zum Fan kontinuierlich verbessern. Mit einem klassischen Fragebogen würde man niemals dieselbe Menge an Response erhalten. Es gibt praktisch keinen professionellen Sportclub und keinen grossen Sportanlass, der keine Profile auf den verschiedenen Kanälen führt.
Ein weiterer Aspekt, den ich persönlich sehr cool finde, sind Echtzeitstatistiken und schöne Visualisierungen von Ergebnissen. Das macht für mich das Sporterlebnis als Zuschauer deutlich reichhaltiger. Es gibt keinen Grossanlass mehr ohne eigene App, mit dieser sämtliche Statistiken live mitverfolgt werden können. Die kann man jedes Jahr frisch updaten und das Erlebnis wird von Jahr zu Jahr besser. Ein gutes Beispiel ist die Visualisierung eines Tennismatches am bereits erwähnten Turnier in Paris. Oder auch die Berichterstattung zu den wöchentlichen Golfturnieren der PGA Tour in den USA.
weiterführende Links
Trackticks – Deutschlands meist genutztes Tracking-System für Fussballer
Sensoren aus der Schweiz messen das Dribbling
Eine App soll Fussballtalente entdecken
Optasports – Weltweit führender Anbieter von Sportdaten
The growing necessity of Big Data in the sports market
Einfluss von Big Data auf verschiedene Sportarten