Geschäftsanforderungen vs. funktionale Anforderungen? Wen interessiert das?

Was sind Geschäftsanforderungen? Eine Frage die ich mir in den letzten Wochen selbst sehr oft gestellt habe. Beispiel: Das System soll die User Daten aus dem Mietersystem elektronisch synchronisieren. Ist das eine Geschäftsanforderung? Natürlich muss es das eine Geschäftsanforderung sein. Alle Kundenanforderungen sind in einer B2B Konstellation und deshalb Geschäftsanforderungen, oder nicht?

Nun, das sind sie nicht. Es ist durch aus, eine Anforderung, jedoch keine Geschäftsanforderung. Lassen Sie mich den Unterschied zwischen dem Satz „Das System soll“ und dem, was ich für eine echte Geschäftsanforderung halte, analysieren. Wie bei vielen Anforderungsarten gibt Grenze zwischen den einzelnen Typen, aber im Allgemeinen gibt es meiner Meinung nach Richtlinien dafür, welche Anforderungen in welche Typen fallen.

Was eine Geschäftsanforderung NICHT ist: Eine funktionale Anforderung

Die obige Antwort „Das System soll die User Daten aus dem Mietersystem elektronisch synchronisieren“ ist keine Geschäftsanforderung, sondern eine funktionale Anforderung. Eine funktionale Anforderung beschreibt, wie wir unsere Geschäftsprozesse (oder deren Funktionalität) durchführen. Sie ist in der Regel subjektiv und kann nicht die richtige Antwort sein! Sie können Ihre Geschäftsanforderungen technisch auf viele verschiedene Arten lösen. Zum Beispiel können Sie einem Kunden eine E-Mail schreiben, einen Tweet senden oder was auch immer die nächste grosse Neuheit ist.

Funktionale Anforderungen beschreiben das, was das System einem Benutzer oder einem Nachbarsystem an Funktionen unter gewissen Bedingungen zur Verfügung stellt. Hier sind einige Beispiele dafür, wie wir funktionale Anforderungen darstellen können:

  • Das System zeigt dem Benutzer auf der Startseite eine Login Fenster an.
  • Ein Prototyp …
  • Ein Arbeitsablaufdiagramm …
  • Eine Anwendungsfallbeschreibung …

Was ist also eine geschäftliche Anforderung?

Eine Geschäftsanforderung ist nicht etwas, was ein System tun muss. Es handelt sich um etwas, das das Unternehmen tun oder haben muss, um im Geschäft zu bleiben oder die Geschäftsziele zu erreichen. Eine Geschäftsanforderung kann zum Beispiel sein:

  • einen Change-Prozess, der abschlossen werden muss
  • einen Teil der Daten, der für Prozess benötigen werden
  • eine Geschäftsregel, die diesen Prozess und diese Daten regelt

Die geschäftlichen Anforderungen ändern sich grundsätzlich weniger als funktionalen Anforderungen und sind in der Regel objektiver. „Wenn wir nicht den besten Weg finden, um unseren Kunden zu erreichen, könnten wir aus dem Geschäft sein! „Die Geschäftsanforderung würde also etwa so lauten: „Wir müssen den Kunden mit xyz Informationen kontaktieren“.

In diesem Fall wird die Benutzergeschichte unabhängig vom Wie oder der Funktionalität geschrieben und ist eine Geschäfts- oder Stakeholder-Anforderung.

Wenn Sie das wahre Problem oder den wahren Geschäftsbedarf (Business Requirement) verstehen, kann sichergestellt werden, dass dem Kunden den höchsten Wert geboten wird. Sobald der tatsächliche Geschäftsbedarf verstanden wird, kann der besten Weg für die Entwicklung einer Lösung (unabhängig davon, ob sie automatisiert ist oder nicht) und die Implementierung dieser Lösung bestimmen.

Warum Geschäftsanforderungen erheben?

Der Grund dafür ist einfach, dass Sie und – was noch wichtiger ist – das Unternehmen selbst verstehen, was getan werden muss. Oftmals verstricken man sich im alltäglichen (und manchmal sehr teure) „das haben wir schon immer so gemacht“ und vergessen dabei die Unternehmensziele und Erfolgsfaktoren. Das Gespräch, die Kommunikation und die Einigung über die geschäftlichen Anforderungen helfen, diese Ziele und Erfolgsfaktoren an die Oberfläche zu bringen.

Wie kommen wir zu den wahren Geschäftsanforderungen?

Das detaillierte Wie, kann im Buch BABOK vom International Institute of Business Analysis entnommen werden.

Zusammengefasst, müssen alle Unterlagen und Informationen über das Geschäftsmodell, die gefunden werden können durchforstet werden. Dabei müssen die Fragen gestellt werden, die dann von den richtigen Personen beantworten werden, können. Die Antworten werfen weitere Fragen auf. Beobachtungen und Analyse der Menschen bei ihrer Arbeit, wie sie und was sie tun, kann helfen, das wahre Ziel zu finden. Wichtig ist, der Sache auf den Grund gehen, wenn Aussagen wie, „Ich bin mir nicht sicher“, „das haben wir schon immer so gemacht“ oder „Ich weiss nicht, warum … „, auftauchen.

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Jörg Becker

Jörg Becker, ist Segment Business Owner für Elektronische Zutrittssysteme bei dormakaba Schweiz AG und blogge im Rahmen des CAS Requirements Engineering

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